Over-Ear Kopfhörer waren ja eigentlich bislang nie meine „go-to“ Wahl. Schönes Deutsch, ich weiß. Nachdem aber meine Airpods Pro zwischenzeitlich ziemlich am Ende sind und ich zudem beim Zocken am PC die Abschottung und den Klang größerer Headsets schätzen gelernt habe, wollte ich mir auch mal richtige HiFi Kopfhörer für euch ansehen. Deshalb hier im Test die Shure Aonic 50 gen2. Wie sie sich im Alltag schlagen und ob man mehrere hundert Euros dafür ausgeben sollte, das erfahrt ihr hier im Testbericht.  

Videoreview

https://youtu.be/JrTByh0tb-8

Verpackung, Lieferumfang & Inbetriebnahme

Verpackung der Shure Aonic 50 gen2 Kopfhörer

Die Shure Aonic 50 gen2 kommen in einer hochwertigen, in schwarz und rot gehaltenen Schachtel daher. Diese lässt sich wie ein Buch öffnen und beherbergt eine ebenfalls wertig anmutende Kunstleder Hülle zum Transport der Kopfhörer in der wir diese auch finden. Persönlich hätte ich mir bei der Verpackung etwas weniger Hochglanz da nachhaltiger gewünscht, auch die Plastiktütchen für die Kabel sind unnötig, das kann man heutzutage gut auch aus Papier fertigen.

Shure Aonic 50 gen2

Lieferumfang

Der Lieferumfang der Shure Aonic 50 gen 2 (was für ein Name… stöhn) ist OK. Neben den Kopfhörern finden wir ein ein Meter langes USB-A auf USB-C Kabel das zum Laden aber auch für die Kabelverbindung zu einem Zuspielgerät verwendet werden kann sowie eine Transporthülle mit Reißverschluss und ein analoges anderthalb Meter langes 3,5mm Klinkenkabel. Mehr braucht man zwar nicht, in dieser Preisliga hätte ich mir aber zumindest Ersatzohrpolster gewünscht – die verkauft Shure aber gesondert für satte 45EUR. Die Ohrpölster, ebenfalls aus Kunstleder und einfach abnehmbar. Leider bietet der Hersteller keine andersfarbigen Alternativen oder z.B. welche aus Microfaser.

Inbetriebnahme

Die Inbetriebnahme der Shure Aonic 50 gen2 ist bluetoothkopfhörertypisch einfach. Man hält die Ein/Ausschalttaste etwas länger gedrückt und kann die Kopfhörer sodann via Bluetooth koppeln. Zwar ist die Shure Play App nicht zwingend notwendig, dennoch ist sie aber empfehlenswert, alleine schon um die Software der Shure Aonic 50 gen2 aktuell zu halten.

‎ShurePlus PLAY
‎ShurePlus PLAY
Entwickler: Shure
Preis: Kostenlos

ShurePlus PLAY
ShurePlus PLAY
Entwickler: Shure Incorporated
Preis: Kostenlos

Nutzen kann man die Kopfhörer direkt nach der Kopplung, ganz ohne App; auch der Akkuladezustand wird (zumindest unter iOS) korrekt angezeigt.

Die Shure Play App

Das Negative zuerst: Die Shure Play App benötigt (bei seltenerer Verbindung zumindest) zu den Kopfhörern deutlich zu lange zum Verbinden und anzeigen der Kopfhörerdaten. Optisch könnte teilweise etwas klarer hervorgehoben werden, welche Einstellungen gerade am Kopfhörer aktiv sind. Das war’s dann aber auch schon mit dem Negativen.

Tatsächlich ist die Shure Play App bei näherem Hinsehen ausgesprochen komplett und gut gemacht. Wir finden am unteren Rand des Bildschirms verschiedene Tabs (Gerät, Equalizer, Musik & Einstellungen). Wir sehen die Kopfhörer, den Ladezustand und ob der Geräuschunterdrückungsmodus (ANC) gerade aktiv ist oder wir uns im „Umgebungsmodus“ befinden.

Shure Play App

Darunter wiederum können wir den ANC Pegel einstellen und auch ein ausgesprochen praktisches Feature nutzen das ANC automatisch abschaltet, wenn man die Musik über die Tasten am Gerät pausiert.

Shure Play App

Der zweite Tab Equalizer ist selbsterklärend, hier kann wie gewohnt in gewissem Rahmen der Klang den eigenen Hörgewohnheiten nach angepasst werden. Es sind vorgefertigte Kurven verfügbar man kann den Equalizer aber auch granular selbst anpassen und auf Wunsch sogar als Voreinstellung speichern. Vorbildlich!

Spatializer

Hier stehen die Einstellungen „keine“, „Musik“, „Kino“ sowie „Podcast“ zur Verfügung. Tatsächlich klingen diese Einstellungen verdammt gut, allerdings hat das dann natürlich nicht mehr ganz so viel mit dem zu tun, wie Musik oder auch sonstiges Material tatsächlich aufgenommen wurde. Dieser Spatializer tut aber tatsächlich was Shure verspricht, bei Musik wirkt die Bühne weiter und das Klangbild lebendiger, bei Podcasts wirkt es noch etwas direkter.

Allerdings muss man bedenken: Stellt man hier z.B. Musik ein so hört sich Podcast schlechter an, und diese Einstellung ändert sich nicht mit dem zugespielten Audiomaterial. Wechselt man also zwischen diesen Audiotypen so muss man dann immer wieder in der Shure App umschalten was ich als etwas mühsam empfinde. Theoretisch könnte man über den Schieberegler auch die Modus des Spatializers auswählen, dann fällt aber wiederum die ANC Einstellung weg.

Ich persönlich muss sagen dass ich zum Musikhören tatsächlich die Einstellung „Musik“ als optimal empfand. HiFi Enthusiasten sehe ich jetzt schon facepalmen ;-).

Klang der Shure Aonic 50 gen2

Gleich vorneweg, ich hätte mich zwar gerne als audiophilen Menschen bezeichnet, das bin ich aber nur bedingt. Generell beeindruckt es mich aber immer wieder wie unglaublich groß die Unterschiede zwischen diversen Kopfhörermodellen sind, speziell wenn sie sich in der 300-500EUR Liga bewegen.

Die Shure Aonic 50 gen2 weisen einen neutral bis warmen Klang auf mit klaren Höhen die ich persönlich aber nicht als zu „spitz“ empfand. Nehmen wir z.B. „No Sanctuary Here“ von Christ Jones. Die Akustik Gitarre und die Bass-Stimme am Anfang wird wunderbar klar, kräftig und deutlich wiedergegeben. Klingt genial gut und wunderbar abgestimmt. In der Standardeinstellung könnt man sich noch eine Spur mehr Bässe wünschen, das kann man aber mit dem Equalizer schnell nachregeln. Die überzogenen Bässe von z.B. Beats Modellen finden wir hier aber natürlich nicht. Vergleiche ich die Shure Aonic 50 gen2 z.B. mit meinen geliebten Airpods Pro so klingen sie nochmal deutlich besser. Klar, Physik. Eine größere Membran kann einfach mehr Luft bewegen.

Insgesamt empfinde ich das Klangbild als sehr gut abgestimmt, selbst ohne Equalizer und Spatializer. Aber das Hörempfinden jedes Menschen ist unterschiedlich. Eine Person wird die Shure Aonic 50 gen2 in den Höhen als zu Spitz empfinden, eine andere Person die Bässe als nicht kräftig genug bezeichnen. Wenn möglich sollte man einen Kopfhörer immer mit der Lieblingsmusik probehören.

Lautstärke

Für mein Gehör konnten die Aonic 50 spielend einen sehr unangenehme Lautstärke erreichen.

Design & Bedienelemente

Ich empfinde das schwarze Design der Shure Aonic 50 gen2 als ausgesprochen unaufgeregt und schlicht. Wie immer ist das Design Geschmacksache, ich persönlich hätte mir aber mehr farbige Akzente gewünscht, leider ist „gen2“ der Aonic 50 aktuell nur in schwarz verfügbar. So ganz schwarz sehen sie schon ein wenig fad aus, für meinen Geschmack. Tatsächlich weiß ich nicht, was ich beschreibend sagen soll. Die Ohrpolster und das Kopfband, alles eigentlich, sind schwarz. Die Ohrteile sind flexibel schwenkbar und passen sich sehr gut dem Kopf an. Die Ohrteile lassen sich zudem jeweils um 90 Grad drehen um die Kopfhörer so etwas kompakter für den Transport werden zu lassen.

Shure Aonic 50 gen2

Alle Bedienelemente befinden sich am rechten Ohrteil. Hier finden wir einen Schiebeschalter mit drei Positionen der standardgemäß die ANC Modi steuert (ANC mit voller Leistung, ANC etwas schwächer und Transparenzmodus). Dem Schiebeschalter folgt Lauter/Leiser und eine Bestätigungstaste die z.B. für Play/Pause oder auch das Annehmen eines Telefongesprächs genutzt werden kann. Die letzte Taste schließlich ist die Ein/Aus Taste die auch zum Starten der Bluetooth Kopplung verwendet wird. Ansonsten finden wir am rechten Ohrteil noch die USB-C Buchse  zum Aufladen oder auch zur Verbindung eines Zuspielgerätes mit dem mitgelieferten Kabel.

Shure Aonic 50 gen2

Will man das analoge Klinkenkabel nutzen, so wird dieses am linken Ohrteil angeschlossen.

Was ich an den Shure Aonic 50 gen2 sehr schätze: Physische Tasten. Ich mag ja Touch-Dings wenn ich es SEHE, aber zur Bedienung von Kopfhörern ist Tippen oder Klopfen einfach nur bedingt geeignet. Pluspunkt für die Shure an dieser Stelle, kein Touch, keine Gesten, gute alte Tasten werden hier verwendet.

Tragekomfort

Ein Punkt vorneweg: Heiße Ohren bekommt man auch in den Shure Aonic 50 gen2, wobei ich nicht übermäßig schwitzte. Ansonsten sind die Ohrpolster und das Polster des Bügels extrem komfortabel und weich. Durch die Bauform könnte ich mir lediglich bei sehr großen Köpfen vorstellen, dass die Shure Aonic 50 gen2 vielleicht zu eng sein könnten. Ich persönlich empfand sie als sehr bequem auch nach vielen Stunden des Tragens und auch das Gewicht von 341g war für mich persönlich optimal. Die Ohrpölster selbst sind auch angenehm geräumig.

Shure Aonic 50 gen2

Steuermöglichkeiten direkt am Kopfhörer?

Wie eingangs erwähnt kann der Schiebeschalter über die App in gewissem Rahmen konfiguriert werden, das ist super. Lauter/Leiser sowie Play/Pause sind selbsterklärend und gut blind zu finden.

Was ich vermisse ist eine automatische Kopferkennung; lege ich die Kopfhörer ab, so spielen sie weiter, das ist schade.

Shure Aonic 50 gen2 als Headset?

Die verbauten Mikrofone sind OK. Gesprächspartner konnten mich gut verstehen und die Kopfhörer führen zudem etwas Geräuschunterdrückung für Störgeräusche durch. Sind die Kopfhörer via USB verbunden steigt die Tonqualität der Mikrofone etwas. Insgesamt dürfte sie aber in dieser Preisliga durchaus noch ein bisschen besser sein.

ANC & Transparenzmodus

Bauartbedingt schotten diese Kopfhörer grundsätzlich schon etwas ab, allerdings weniger, als man vermuten dürfte. Dank das sehr guten ANC Modus (ANC steht für Active Noice Cancellation, also aktive Geräuschunterdrückung) wird es aber, sofern er aktiv ist, sofort wunderbar still sobald man die Shure Aonic 50 gen2 aufsetzt.

Aktive Geräuschunterdrückung

Zwar bietet dieser Kopfhörer auch eine weniger starke ANC Einstellung, ich persönlich konnte dafür aber in der Praxis keine Verwendung finden. Entweder will ich Außengeräusche möglichst komplett unterbunden haben, oder eben volle Transparenz.

Zwar spielen die Shure Aonic 50 gen2 nicht in der allerobersten Liga mit, was die Qualität also die Stärke des ANC betrifft, dennoch ist es sehr gut.

Lüfter, Rauschen udgl.

Ich hatte es im Test hauptsächlich zum Ausblenden der Lüfter meines Spiele PCs und der Klimaanlage verwendet und diese Geräusche wurden fast komplett unterdrückt. Ein sehr gutes Ergebnis und z.B. besser als jenes der Nuraphones oder der Dyson OnTrac.

Musik

Musik aus anderer Quelle wird natürlich ebenso unterdrückt, hier schwanken die Ergebnisse aber natürlich stark mit der Art der Musik und auch ihrer Lautstärke. Während jene im Fahrstuhl oder Supermarkt recht gut von den Aonic weggefiltert wird, darf man sich nicht erwarten, auf einer Party mit schlechter Musik selbige komplett ausblenden zu können.

Gespräche anderer Personen

Normale Bürogespräche werden ebenfalls recht gut abgeschwächt, man kann sich mit den Shure Aonic definitiv besser auf’s Wesentliche konzentrieren ohne allzusehr abgelenkt zu werden, Gespräche anderer gänzlich auszublenden vermögen die Aonic 50 gen2 allerdings nicht.

Transparenzmodus

Im Transparenzmodus gibt auch dieser Kopfhörer die Außengeräusche über die vorhandenen Mikrofone ans Ohr weiter, das kenne ich von vielen verschiedenen Kopfhörern wie auch z.B. den Jabra Elite 65t, den Jabra Elite 75t oder auch Apples AirPods Pro und den Nuraphones oder Nura True InEars. Auch hier liefern die Shure Aonic 50 gen2 ein passables Ergebnis. Für mich persönlich müssen auch sie sich an Apples Airpods Pro (1. Generation) messen und die sind für mich nach wie vor Klassensieger.

Der übertragene Ton im Transparenzmodus ist klar und gut verständlich, die Latenz (also die zeitliche Verzögerung) ist außerordentlich gering. Was mich persönlich stört ist das doch recht präsente Rauschen im Transparenzmodus das deutlich präsenter ist als bei den anderen genannten Kopfhörern. Apples Airpods Pro weisen für meine Ohren z.B. kein Rauschen im Transparenzmodus auf.

Akkulaufzeit

Shure hat die Hausaufgaben gemacht und liefert bei den Shure Aonic 50 gen2 eine solide Akkulaufzeit von bis zu 45h an. Bis zu heißt freilich ohne ANC.

Mit ANC erreichte ich im Test hochgerechnet etwa 35h Laufzeit was sehr OK ist; dank recht schnellem Laden reicht eine 15min Ladepause für weitere 5h Laufzeit.

Kabelverbindungen

Es ist zwar löblich, dass Shure eine analoge Kabelverbindung ermöglicht, allerdings kommt die mit einem großen Nachteil. Man kann das ANC nicht nutzen. Das mag schon durchaus technische Gründe haben, als Kunde ist es aber einfach schade.

Möchte man also diese Kopfhörer z.B. zum Zocken am Spiele PC verwenden, so muss man das über das mitgelieferte USB-C Kabel tun. Das klappt in der Praxis wunderbar; die Shure Aonic 50 gen2 werden von Windows sofort erkannt und man kann sie als Ausgabegerät ansteuern, ANC lässt sich so wunderbar nutzen. Ein weiteres SEHR gutes Detail das man in der Shure Play App einstellen kann: „Wann wird geladen“. Hier kann man nämlich einstellen, ob die Shure Aonic 50 gen2 immer beim Anschluss einer Stromquelle aufgeladen werden sollen oder lediglich dann, wenn sie ausgeschaltet sind. Für meinen konkreten Anwendungsfall beim Zocken am PC kann ich über diese Einstellung (und dank der generell sehr guten Laufzeit) sicherstellen, dass die Akkus geschont werden und sie erst laden, wenn ich mit dem Spielen fertig bin.

Jetzt bitte noch die Option nachreichen, dass man auf Wunsch die Kopfhörer nur auf 90% laden lassen kann, dann wäre das absolut perfekt, Shure.

Aufforderungen und Töne

So nennt Shure das Audiofeedback der Kopfhörer. Und auch hier kann ich Shure ein großes Lob aussprechen. Einerseits gibt es eine Sprachausgabe für Bluetoothereignisse oder niedrigen Akkustand, andererseits können Systemtöne granular ein- oder ausgeschaltet werden. Auch hier könnte Shure noch eine Option einführen um generell Sprachausgabe gegenüber von Tönen zu bevorzugen.

Hellhörigkeit

Was mich etwas überrascht hat: Die Shure Aonic 50 gen2 sind recht „laut“ gegenüber der Umgebung. Höre ich in HiFi Lautstärke Musik oder befinde mich in Starwars Outlaws in einem heftigen Gefecht mit den Imps so bekommt das auch meine Umgebung mit. Je nach Anwendungsfall macht das die Shure Aonic 50 gen2 nur bedingt bürotauglich. Umgekehrt lassen die Kopfhörer aber natürlich auch schneller Töne von außen durch, da die geräumigen Ohrpölster einfach etwas dünnwandiger sind.

Fazit

Über die mehrwöchige Leihgabe der Testmuster sind mir die Shure Aonic 50 gen2 tatsächlich sehr ans Herz gewachsen. Das Design finde ich zwar nach wie vor viel zu schlicht, sie überzeugten mich aber mit sehr klarem, kräftigen und ausgewogenem Klang, gutem ANC und vielfältigen Einstellmöglichkeiten über die App.

Für ca. 350EUR liefert Shure hier sehr solide und hochwertige Kopfhörer der gehobenen Mittelklasse ab. Eine Unterstützung zahlreicher Codecs wie Qualcomm aptX (HD, Adaptive, Voice), AAC, SBC und Sony LDAC lässt kaum Wüsche offen und auch als Headset liefern die Shure Aonic 50 gen2 ein gutes Ergebnis, zudem sind 45h Laufzeit ohne ANC ebenfalls ein guter Wert; zusammen mit der sehr guten Verarbeitung und robusten Bauart finden wir in den Shure Aonic 50 gen2 sehr gute Kopfhörer vor.

Ich persönlich hätte mir noch eine Spur detailreichere Mitteltöne und einen rauschfreieren Transparenzmodus und Kopferkennung sowie ein längeres USB-Kabel (1,5 anstatt 1 Meter) und ein zusätzliches andersfarbiges Paar Ohrpolster im Lieferumfang gewünscht.

Insgesamt erhalten die Shure Aonic 50 gen2 von mir aber definitiv das Prädikat empfehlenswert.

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