Kopfhörertests mache ich ja immer mal wieder. Zuletzt die Teufel Airy TWS & Real Blue TWS, von denen ihr bestimmt mein YouTube Video gesehen habt. Die Nura True Kopfhörer wiederum sind aber gänzlich unterschiedliche Produkte die sich auch an ein anderes Hör-Publikum richten.
Wer hier schon länger mitliest, dem ist natürlich „Nura“ bereits ein Begriff. Denn vor ca. drei Jahren habe ich bereits das erste Modell von Nura die „Nura Phone“ Over-Ear Kopfhörer getestet – und ich war begeistert. An den tollen Klang wollen die Nura True anknüpfen, dies aber mit dem kompakten In-Ear Format.
Videoreview
Verpackung, Lieferumfang & Inbetriebnahme
Verpackung der Nura True Kopfhörer
Die weiße hochwertige Schachtel ist schick, robust und hochwertig, leider aber setzt der Hersteller nach wie vor zu viel Schaumstoff im Inneren ein, das ginge nachhaltiger.
Lieferumfang
Der Lieferumfang ist OK: Wir finden ein Ladekabel (USB-C auf USB-A) sowie verschiedene Ohrstöpsel aus Silikon (vier Größen) und auch ein Set aus Memory-Foam und zwei Silikon „Flügelchen“ um die Passform, bei Bedarf, weiter zu optimieren.
Gerade das Vorhandensein von Memory-Foam Stöpseln ist löblich, denn oftmals wird auf diese verzichtet. Dass Nura beim Kabel nach wie vor auf USB-A setzt ist ein wenig aus der Zeit gefallen, aber wenigstens können die Kopfhörer mit jedem USB-C Kabel geladen werden.
Inbetriebnahme
Interessanterweise kam auch dieses Testmuster, wie schon damals die „Nuraphone“ mit leerem Akku und ich musste sie erst mal ein paar Stunden im Ladecase voll laden. Danach funktionierten die Kopfhörer absolut ohne Einschränkungen. Wünschenswert wäre aber wegen der Haltbarkeit der kleinen Akkus, wenn sie mit 50% Ladung ausgeliefert werden würden.
An sich bereitet die Inbetriebnahme überhaupt keine Probleme. Die Nura True Kopfhörer müssen ohne physische Knöpfe auskommen, die gesamte Fläche jedes Stöpsels ist ein Touch-Bedienelement. Die beste Variante zu Starten ist über die Nura App. Diese ist zwar nicht verpflichtend, um den Klang der Kopfhörer aber auszunutzen, muss sie verwendet werden:
Sodann folgt man einfach den Anweisungen der App und fügt die Kopfhörer hinzu. Möchte man die Kopfhörer nach der Einrichtung mit anderen Geräten nutzen, so ist das problemlos möglich, einfach zum Kopplungsmodus an beiden Stöpseln die Touch-Taste zeitgleich etwas länger gedrückt halten.
Hat man jedenfalls die Nura True Kopfhörer dann gekoppelt, so leitet die App einen durch den wichtigsten Punkt: Das Erstellen des persönlichen Hörprofiles (mehr dazu im nächsten Punkt). Dieser Schritt sollte unter keinen Umständen übersprungen werden, man benötigt dafür aber ein stilles Plätzchen.
Anlegen des Hörprofiles
Hier geht’s nun an’s Eingemachte. Denn das „Hörprofil“, welches von den Kopfhörern innerhalb etwa einer Minute erstellt wird, ist ihr USP. Ihr „Unique Selling Point“ also der Hauptgrund, weswegen man Nura Produkte schätzt, wenn man sie bereits kennt, und weswegen Nura Kopfhörer so gut klingen.
An sich ist das Erstellen des Hörprofils erstaunlich unspektakulär. Aufsetzen in ruhiger Umgebung, Stillhalten, der Tonfolge zuhören. Dann analysiert die App die Messwerte der Kopfhörer und zeigt mit einem bunten „Batzen“ an, wie man hört.
Ist es angelegt und von den Nura Servern verarbeitet sowie auf die Kopfhörer geladen, damit ist das Hörprofil dann für jedes gekoppelte Gerät aktiv, egal, ob dort eine Nura App installiert ist, oder nicht.
Nura App
Die Nura App ist für die die Nura True In-Ear Kopfhörer natürlich in so fern wichtig, als dass man hier natürlich nicht nur das Hörprofil erstellt sondern eben auch definiert, was mit den Sensortasten der Kopfhörer gesteuert werden kann.
Konfiguriert werden können je Stöpsel einmal, zweimal oder dreimal antippen sowie „doppelt tippen und halten“. Je Touchbutton also vier Kommandos. Sinnvoll ist hier sicherlich auf einem der Stöpsel der Nura True Kopfhörer den „Social Mode“ zu haben, also das ein- oder ausschalten der ANC Funktion (ANC steht für Active Noise Cancellation also aktive Geräuschunterdrückung).
Zur Auswahl an Steuermöglichkeiten für die Buttons stehen folgende:
- Social Mode an/aus
- Social Mode an/aus + Pause
- Sprachassistent (Siri, Google usw)
- Vorheriger oder Nächster Titel
- Musik/Sprache pause/annehmen/auflegen
- Lauter & Leiser
- Immersion ein oder ausschalten bzw. erhöhen oder verringern
So viel Flexibilität findet man nicht bei allen Kopfhörern am Markt, das ist ein großer Pluspunkt.
Über die App kann dann noch eingestellt werden, ob Musik automatisch pausiert wird wenn man nur einen oder beide Stöpsel aus den Ohren nimmt (oder ob dann gar nicht pausiert werden soll) und natürlich kann auch ein Lautstärkebegrenzer aktiviert werden und die Sprachansagen in Lautstärke und Sprachen angepasst werden.
Klang der Nura True
Bass heißt jetzt „Immersion“
Wo bei den ersten Nura Kopfhörern „Nuraphone“ noch eine Gummimembran rund um den eigentlichen Ohrstöpsel für den Bass sorgte, finden wir bei Nura True natürlich dafür keinen Platz. Die Bässe sind dennoch ordentlich und ausgewogen. Meinerseits hier volle Punktezahl. Wer natürlich extrem stärke Bässe (die oftmals mit der Musik wie sie vom Komponisten erdacht war wenig zu tun haben) bevorzugt muss unbedingt auch die Nura True vor dem Kauf testen, ob hier der Bass den Ansprüchen genügt. Ich fand ihn wunderbar.
So klingen Nura True
Ich kann mich hier wiederholen – wie die Nuraphones schon damals – Wow. Was Nura mit dem „Hörprofil“ erstellt verleiht diesen kleinen In-Ear Kopfhörern tatsächlich einen Traum Klang – das erwarte ich aber, zugegebenermaßen, auch, wenn wir uns in Preisregionen von z.B. Apples Airpods Pro bewegen. Aktuell sind die Nura True für um die 150EUR zu haben was sie zu extrem attraktiven In-Ears macht.
Ernsthaft, wer zum ersten Mal mal Nuras Werbung gesehen hat, wird schmunzeln und dies als Marketing abtun. Menschen setzen die Kopfhörer auf und blicken ungläubig ob des Klangs. Hmm, ja, ist klar, die können wohl zaubern.
Aber tatsächlich ist es beeindruckend, was hier mit Technik möglich gemacht wird. Schaltet man den Klang auf „neutral“ (ohne Anpassungen) so klingen die Nuraphones sehr flach. Ehrlicherweise muss man sagen, dass dann AirPods Pro deutlich besser klingen. Aber sobald man den Klang auf „personalisiert“ schaltet ist das Ergebnis tatsächlich erstaunlich.
Der Klang wird transparent, luftig und einfach außerordentlich gut. Stimmen sind unglaublich klar und werden einfach so wiedergegeben, wie der Komponist oder Musiker sich dies vorstellt. Klar, manche (teurere) Studiokopfhörer klingen bestimmt noch besser, aber das was Nura hier selbst mit den Nura True In-Ear Kopfhörern liefert ist eindeutig spitze und jeden Cent wert.
Auch höhere Lautstärke (zumindest das, was ich persönlich als „hoch“ und „zu hoch für mich“ empfinde, wird sehr gut und weitestmöglich verzerrungsfrei wiedergegeben.
Das stellen die Hörprofile dar, und so funktioniert die Magie hinter Nuraphone
Wie bereits erwähnt, werden die Hörprofile von mehr oder minder farbigen „Kreisen“ dargestellt. Diese Visualisierung ist aber nicht nur da um hübsch auszusehen, tatsächlich lässt Nura hier viele Daten aus den durchgeführten Messungen einfließen. Wie Nura die Messungen bewerkstelligt lässt eigentlich das Herz jedes Geeks höher schlagen – die folgenden Infos stammen vom Hersteller selbst:
Hier werden hoch sensible Mikrofone wie auch die NASA sie eingesetzt verwendet, um den Schall, der aus dem Ohr zurück kommt (nur 1/10000 des ursprünglichen Schalls) zu messen und auszuwerten. Diese Technik welche ohne Feedback vom Nutzer auskommt wird z.B. auch bei Gehörtests für Babys eingesetzt da diese ja nicht antworten können, ob sie einen Ton nun hören, oder nicht. Um diese Messungen genau durchführen zu können, wird man beim Setup des Hörprofils auch darauf hingewiesen, dass man sich in einem ruhigen Raum befinden sollte.
Das schöne an der Sache ist ja, dass der Kopfhörer den Test selbständig durchführt und man nicht selbst entscheiden muss, ob man einen Ton nun gehört hat, oder nicht.
Wer nun denkt, dass Nura die Kopfhörer absichtlich flach klingen lässt um dann den Abstand mit den Hörprofilen zu vergrößern liegt ebenfalls falsch; testet man die selben Kopfhörer mit dem Hörprofil einer anderen Person so hören sie sich komplett unterschiedlich an.
Design
Das Design der Nura True könnte man am besten als „Licht und Schatten“ bezeichnen. Einerseits finde ich die In-Ear Kopfhörer sehr hübsch und schick, wenngleich die runde Form sehr prominent im Ohr erkennbar ist, ebenso das einfache Nura-Logo.
Weshalb „Licht & Schatten“? Nun, weil durch die flache und kaum aus dem Ohr herausstehende Form die Kopfhörer schwerer als andere Modelle wieder aus den Ohren (und auch aus dem Ladecase) herauszubekommen sind, und weil zudem optisch der Unterschied zwischen linkem und rechtem Ohrstöpsel schwieriger zu erkennen ist, als es sein müsste. Es hätte ja schon geholfen, hätte Nura in weißer Schrift auf der Rückseite jedes Stöpsels „L“ und „R“ vermerkt, es ist aber alles schwarz gehalten. Und wenn ich mal eben beide aus den Ohren nehme und später wieder ins Ohr gebe, hat sie einer der Kater vermutlich durcheinander geworfen und ich muss wieder links und rechts identifizieren…
Tragekomfort & Bedienbarkeit
Ihr wisst vielleicht, dass ich kein großer Fan von Over-Ears bin, also Kopfhörern, die die Ohren umschießen. Die Nura True sind als In-Ears (sofern man das Konzept mag) extrem angenehm zu tragen. Ich konnte sie auch Stunden im Ohr haben und konnte keinerlei Druckstellen verspüren. Aber natürlich ist hier jedes Ohr und jeder Träger anders gebaut. Tatsächlich habe ich hier auch hauptsächlich die mitgelieferten Stöpsel verwendet und verspürte keinen Bedarf die sonst von mir bevorzugten Memory-Foam Stöpsel zu verwenden. Beide Daumen also hoch für den Tragekomfort.
Puncto Bedienbarkeit hätte ich zwar physische Knöpfe diesen Sensortasten gegenüber bevorzugt, im Alltag allerdings kommt man sehr gut damit zurecht.
Geeignet für Sport?
Bedingt, würde ich sagen. Wer Krafttraining macht und wem dabei der Schweiß nicht in Strömen ins oder aus dem Ohr läuft kann die Nura True Kopfhörer getrost verwenden. Sie sind in IPX4 ausgeführt also „spritzwassergeschützt“.
Zum Laufen würde ich diese Kopfhörer aber weniger empfehlen, da sich leider auch hier, wenngleich deutlich weniger prominent als bei den Nuraphones, der Trittschall etwas ins Ohr fortpflanzt. Ich persönlich empfand das nicht als sehr angenehm.
Ich würde die Nura True Kopfhörer vielmehr in Büros, in Bus, in Bahn und generell zu Hause natürlich empfehlen.
Nuraphone als Headset?
Ja, also das funktioniert durchaus, aber Wunder darf man hier keine erwarten. Die Mikrofone klingen brauchbar, aber, ganz ehrlich, am anderen Ende der Leitung möchte ich da nicht sitzen und zuhören müssen. Je nachdem also wieviel ihr mit den Kopfhörern telefoniert müsst ihr das bedenken. Es funktioniert, holt aber niemanden hinterm Ofen hervor.
Geräuschunterdrückung & Sozialmodus
Die Nura True Kopfhörer sind alleine schon durch ihre Konstruktion recht gut gegen Geräusche von außen abgeschirmt. Dennoch hat der Hersteller in eine aktive Geräuschunterdrückung investiert die standardgemäß auch aktiviert ist. Wer mag kann sie in den Einstellungen deaktivieren.
Aktive Geräuschunterdrückung (ANC) der Nura True
Ohne die beste ANC Funktion am Markt zu sein liefert Nura hier ein sehr gutes Ergebnis. Alltagsgeräusche werden sehr gut gefiltert und man kann auch gut TOTK auf der Switch zocken während nebenher eine Fernsehserie läuft, die Störungen werden gut reduziert, insgesamt bin ich hier sehr zufrieden.
Sozialmodus (AKA Transparenzmodus AKA Hearthrough)
Hier ist (leider) 1:1 der Absatz aus meiner Review der Nuraphones anzuwenden: Diese Funktion, also auf Knopfdruck die Außengeräusche über Mikrofone zum Ohr weiterzureichen, kenne ich von vielen verschiedenen Kopfhörern wie auch z.B. den Jabra Elite 65t, den Jabra Elite 75t oder auch Apples AirPods Pro. Die Nuraphones sind bei diesen vier Modellen zusammen mit den Jabra Elite 65t auf dem dritten Patz, Platz 2 geht an die 75t, Platz 1 sind hier nach wie vor Apples AirPods Pro.
Nach wie vor funktioniert der Sozialmodus gut und mit nur sehr geringer Latenz, aber es fühlt sich halt auch nicht so, als wären die Kopfhörer gar nicht da. Außerdem senkt Nura hier immer die Lautstärke ab, was ich als extrem nervig empfinde – dies geschieht nämlich auch dann wenn man nur leise Musik oder Podcasts hört und vielleicht einfach nur deshalb den Sozialmodus anschaltet, um die Türklingel nicht zu überhören oder um von Kollegen im Büro angesprochen werden zu können.
Bitte, Nura, lasst die Nutzer dieses automatische Absenken der Lautstärke im Sozialmodus abschalten!
Akkulaufzeit
Bis zu sechs Stunden Akkulaufzeit mit einer Ladung der Ohrteile verspricht Nura und das konnte ich auch im Alltag erreichen. Das Ladecase kann die Nura True Kopfhörer bis zu dreimal voll laden, damit kommt man also theoretisch 24 Stunden weit. Außer für Flüge von Österreich nach Australien dürfte das eher weniger relevant sein ;-).
Und wie immer gilt: Die Akkulaufzeit hängt maßgeblich von eingestellter Lautstärke und dem Verwenden der ANC Funktion ab.
Fazit
Für aktuell etwa 150EUR sind die Nura True In-Ear Kopfhörer absolute no-brainer. Wer einen sehr sehr gut klingenden Kopfhörer sucht der sich angenehm trägt, gute Akkulaufzeit bietet und zudem schick aussieht und Geräusche sehr gut aktiv unterdrückt, der muss zuschlagen.
Wer viel Sport betreibt oder öfter mal den Elementen ausgesetzt ist, oder wer häufig telefoniert sollte aber klar abwägen, ob die Nura True Kopfhörer die beste Wahl sind.
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