Juli 2017 hatte ich damals dann doch die AirPods gekauft. Erste Generation. Zwei Jahre später, Juli 2019, war der Akku im rechten AirPod leider binnen einer halben Stunde leer. Für Ersatz war kein Geld da und so hielt ich mich mit Testmustern wie den Anker Soundcore Liberty 2 oder auch den Jabra Elite 65t und auch dem Nachfolger Jabra Elite 75t „über Wasser“. Die Anführungszeichen stehen da, denn die drei genannten Kopfhörer sind durchaus in ihrem jeweiligen Preissegment sehr sehr gut und ließen mich wenig vermissen. Der Nikolaus schenkte mir nun im Dezember dann zum Geburtstag die AirPods Pro, seither verwende ich nur noch diese Kopfhörer. Und hier geht’s nun um meine Erfahrungen und Eindrücke…

 

Videoreview

https://youtu.be/0obpy6AKP5o

Verpackung & Inbetriebnahme

Die Verpackung ist Apple Typisch minimalistisch. Weißer Karton mit einem Produktbild hinten wie vorne. Öffnen wir den Deckel so zeigt sich zunächst ein Schuber mit Anleitung und Hinweistexten, darunter die weiße AirPods-Hülle. Sie ist auch als einziges Teil in Kunststoff gewickelt. Nun, so befriedigend das Öffnen dieses Kunststoffmäntelchens ist – notwendig wäre das Plastik nicht. Der Rest der Verpackung besteht aus Karton. Novum: Es liegt hier nun endlich ein USB-C auf Lightning Kabel bei! Ebenfalls mit in der Verpackung finden wir zwei weitere Paare Ohrstöpsel: Groß und Klein – das mittlere Paar Stöpsel ist auf den AirPods Pro installiert.

Zur Inbetriebnahme muss man keine Worte erwähnen. Case öffnen, neben das iPhone halten und schon erscheint ein Hinweis am Bildschirm. Koppeln antippen und schon können die AirPods Pro verwendet werden. Sehr praktisch dabei: Jedes Gerät das den gleichen iCloud Account wie das zuerst gekoppelte z.B. Smartphone nutzt, kann sich sofort und ohne neuerliches Koppeln mit den AirPods Pro verbinden; also z.B. der Mac, das AppleTV oder auch iPad und Apple Watch. Ein deutlicher Vorteil gegenüber allen anderen nicht-Apple Kopfhörern!

Design

Nun, ein Testbericht zu einem Apple Produkt darf natürlich den Punkt Design nicht übergehen. Wenngleich es recht wenig zu berichten gibt.

Als die AirPods Pro damals kurz vor ihrer Veröffentlichung auf diversen Social Media Kanälen auftauchten wurden sie recht ungläubig angestarrt und das Design eher verrissen. In der Praxis sehen sie aber wie ganz „normale“ Kopfhörer aus, nur eben mit den bekannten „Stängeln“ und dem markanten weißen Kunststoff.

Apple AirPods Pro

Vergleichen wir die AirPods Pro mit der ersten und zweiten Generation der AirPods, so fällt einerseits auf, dass die „Stängel“ deutlich geschrumpft sind und zudem nach unten hin nicht mehr geöffnet sind. Das Gehäuse ist voluminöser und die AirPods Pro sind nun „in-ear“ Kopfhörer inklusive aktiver Geräuschunterdrückung.

Das Besondere an Apples Design ist aber der Fakt, dass diese Kopfhörer „offen“ sind, trotzdem sie in-ear Kopfhörer sind. Seitlich in einem schwarzen Bereich befindet sich nämlich eine Öffnung zum Druckausgleich.

An der Unterseite jedes AirPods befindet sich der bekannt Ohrsensor (am dicken Teil), welcher zuverlässig die Musik (und, sofern aktiviert, die Geräuschunterdrückung) stoppt, sobald einer der Stöpsel aus dem Ohr entfernt wird.

Das untere Ende der jedes Stängels beherbergt nach wie vor die Ladekontakte.

Alles in allem sehen die AirPods Pro in der Praxis schöner aus, als in Apples Produktbewerbung und sind durch die kürzeren Stängelchen auch weniger präsent. Das finde ich persönlich ganz gut.

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Klang der AirPods Pro

Ja, ja, ich weiß, jetzt wiederhole ich mich. Aber: Das klangliche Empfinden ist nunmal rein subjektiv. Es folgt also meine persönliche vollkommen subjektive Einschätzung des Klangs.

Für mich persönlich klingen die AirPods Pro perfekt ausgewogen. Mitteltöne sind warm und klar, Höhen prägnant aber nicht überzogen während die Bässe durchaus kräftig sind. In Summe sind die AirPods Pro sehr gefällig abgestimmt und dürften damit einem extrem hohen Prozentsatz aller Besitzer sehr liegen.

279€ muss man bei Apple oder Amazon* über den Tresen wandern lassen, um die AirPods Pro zu erstehen. Erhält man hier nun die bestmöglich klingenden Kopfhörer? Meines Erachtens erhält man hervorragende Kopfhörer, wenngleich andere Modelle die AirPods Pro beim Klang definitiv in dieser Preisklasse übertrumpfen können. Manche Konkurrenzprodukte reproduzieren tiefere Bässe, manch andere liefern klarere Höhen oder vielfältigere Audiocodecs wie APTX. In Summe aber klingen die AirPods Pro einfach gut und werden mindestens 95% ihrer Besitzer glücklich machen. Sie sind definitiv die am besten klingenden AirPods die man für Geld 2019/2020 erstehen kann.

Ich hatte die AirPods Pro nun über einen Monat im täglichen Einsatz und genau einmal erwischte meine Cardio-Playlist einen Titel, dessen Bässe zu viel für die AirPods Pro waren. Alle anderen Titel wurden wunderbar wiedergegeben. Auch hier gilt natürlich: Nutzt die Möglichkeit, die AirPods Pro im Applestore Probe zu hören mit eurer eigenen Musik. Nur so seid ihr sicher, dass alles so klingt, wie ihr euch das vorstellt.

Apple wirbt übrigens auch damit, dass ein nach innen gerichtetes Mikrofon den Klang IM Ohr kontinuierlich analysiert (200 mal pro Sekunde) um so den Klang perfekt anzupassen. Wieviel davon marketing ist, sei dahingestellt. In jedem Fall klingen die AirPods Pro super.

Tragekomfort

AirPods und Tragekomfort waren schon immer so eine Sache. Die klassischen EarPods z.B. konnte ich nie tragen. Durch das konstante ziehen der Kabel an den Stöpseln hielten sie nie fest genug in meinen Ohren um damit mehr als Schreibtischarbeit zu machen. Bei den AirPods dann war ich extrem skeptisch aber durchaus positiv überrascht. Der Sitz in meinen Ohren war zwar nicht perfekt aber gut genug für’s Fitnessstudio und kurze Läufe.

AirPods Pro im Ohr

Die AirPods Pro sind nicht nur die am besten klingenden AirPods sonder auch jene mit dem höchsten Tragekomfort, meiner Meinung nach. Sie sind offen konstruiert, wodurch sich im Gehörgang kein Druck aufbaut. Die Silikonstöpsel (die Größe M ist vorinstalliert) sind angenehm und passen durch ihre ovale Form tatsächlich perfekt in (zumindest meinen) Gehörgang. Bei alltäglichen Tätigkeiten im Haus sitzen sie ohnehin perfekt, aber auch am Crosstrainer oder dem Laufband, selbst wenn man ordentlich schwitzte, ist keiner der AirPods Pro locker genug geworden, um aus dem Ohr zufallen. Am rechten Ohr muss ich aber irgendwie bei jedem von mir getesteten Kopfhörermodell immer mal wieder den Sitz nachjustieren.

Die AirPods Pro sind also die am besten zu tragenden (speziell weil sie am sichersten im Ohr sitzen) AirPods. Sind sie aber auch die am angenehmsten zu tragenden in-ear Kopfhörer? Nein, das sind sie nicht. Die kürzlich getesteten Jabra Elite 75t sind noch ergonomischer geformt, die Unterschiede sind aber minimal; und die Jabra Elite 75t sind nicht „offen“ gebaut, beim Einsetzen ins Ohr entsteht also ein leichter Druck im Gehörgang.

Wie eingangs erwähnt, werden Silikon-Ohrstöpsel in drei Größen mitgeliefert. Bei mir passen jene in Größe M optimal. Wer probieren mag, der findet in den Bluetooth-Einstellungen der AirPods Pro eine spezielle Funktion um den Sitz der AirPods Pro überprüfen zu können. Dabei wird etwas Musik abgespielt (linkes und rechtes Bild unten).

Geräuschunterdrückung

Die Silikonstöpsel selbst werden kaum der triftige Grund sein, auf die ohnehin schon zu teuren AirPods nochmals Geld drauf zu legen. ANC hingegen, also „Active Noise Cancellation“, durchaus. Was ist das? Nun, vollkommen unwissenschaftlich erklärt, kann man zu jeder Schallwelle ein Gegenstück erstellen. Ein Wellenberg der Schallwelle eines Störgeräusches wird also mit einem Wellental ausgebügelt und damit idealerweise komplett ausgelöscht.

In der Praxis natürlich hört man immer ein klein bisschen der Störgeräusche durch. Wer also meint, man könne AirPods Pro ins Ohr stecken und befände sich in absoluter Ruhe, der irrt. Eine laute Baustelle wird so nicht zur Ruhezone, wohl aber um einen großen Teil erträglicher. Gleiches gilt natürlich auch für aufgeregte Kläffer im Park oder schreiende Kinder im Flugzeug. Außerdem muss man bedenken, dass eher gleichmäßige Geräusche wie z.B. das Turbinengeräusch in einem Flugzeug hervorragend unterdrückt werden können, während laute kurze und eher „einzigartige“ Geräusche weniger stark abgeschwächt werden können. Das ist aktuell aber nun mal Stand der Technik. Letzter Punkt zur Technik: Prinzipbedingt können over-ear Kopfhörer, die das Ohr komplett umschließen, deutlich besser ANC betreiben, als es in-ear Kopfhörer vermögen.

Aktive Geräuschunterdrückung der AirPods Pro

Gut, jetzt hab‘ ich euch genug mit technischem Blabla genervt; funktioniert ANC nun „gut“ in den AirPods Pro? Ohne hier einen Vergleich mit der Konkurrenz gemacht zu haben erscheint mir ANC bei den AirPods Pro sehr gut gelöst zu sein. Sofort, wenn die AirPods Pro ins Ohr eingesetzt sind, wird die Geräuschunterdrückung aktiviert und wie durch „Zauberhand“ ist es plötzlich still(er) um einen herum. Viel prägnanter hingegen ist der Effekt, wenn man im chronisch lauten (und mit schlechter Musik beschallten) Gym nach dem Training die Geräuschunterdrückung abschaltet. Wow, wie schön leise war es gerade! Für mich war ANC, ohne es in der Praxis je im Einsatz gehabt zu haben, der Hauptgrund, weswegen ich die AirPods Pro haben wollte und weswegen sie auf meiner Wunschliste standen. Möglich, dass andere das noch besser können, meine Erwartungen wurden aber erfüllt und ich habe selten einen Kopfhörer mehr genossen als die AirPods.

Transparenzmodus

Apple nennt das 1:1 durchschalten der Außengeräusche „Transparenzmodus“. Die Konkurrenz von z.B. Jabra nennt es „HearThrough“. Darüber hatte ich euch ja schon bei meinen Reviews zu den Elite 65t sowie den Elite 75t berichtet und war im Grunde recht zufrieden bei den Jabras.

Apple hat aber dieses Feature mit absoluter Perfektion umgesetzt – das erkennt man jedoch nur, wenn man andere Lösungen, wie eben jene von Jabra, lange und ausführlich im Einsatz hatte. Schaltet man durch längeres Drücken an einem der Stängel den Transparenzmodus ein, so ist es, als trage man keine AirPods Pro mehr. Sie verschwinden quasi klanglich aus dem Ohr und man hört, mit für mich quasi unhörbarer Verzögerung, die Außenwelt. Das ist beeindruckend und unglaublich praktisch, speziell, wenn man mit dem Rad oder Roller unterwegs ist oder auch einfach nur die Durchsagen in der S-Bahn hören will (oder muss).

Alle Features ausschalten

Über das Kontrollzentrum kann man einen dritten Modus aktivieren, der sowohl die aktive Geräuschunterdrückung als auch den Transparenzmodus abschaltet; in dieser Einstellung erhöht sich die Akkulaufzeit der AirPods Pro etwas, da kein Einfluss auf das Signal mehr genommen wird. Hier fühlen sich die AirPods Pro wie normale in-ear Kopfhörer an. Wollte ich das, so hätte ich mir aber keine AirPods Pro schenken lassen müssen, von daher habe ich das kurz getestet, zur Kenntnis genommen und abgeschaltet.l

Akkulaufzeit

Apple gibt eine Laufzeit der AirPods Pro von 4,5h mit einer Akkuladung an. Das ist definitiv machbar. Eine übliche Gym-Session dauert bei mir meist um die 80min. Nach dem Sport zeigen die AirPods Pro ca. 80% Restladung an.

Betrachtet man es extra konservativ, so käme ich bei meiner Benutzung auf 25% Akkuverbrauch je 1,5h, das wären 6h Laufzeit… Alles nicht wissenschaftlich, die Akkuleistung der kleinen AirPods Pro ist aber ordentlich und absolut zufriedenstellend.

Das Ladecase übrigens fügt zu den 4,5h Laufzeit der AirPods Pro nochmal fast 20h Extralaufzeit hinzu.

Was ich mir allerdings wirklich wünschen würde: Einen Modus „Nur bis 80% aufladen“, speziell bei den Ohrstöpseln. Ich hätte gerne eine Menüoption, bei der ich die AirPods Pro nur bis 80% aufladen lassen kann. In meinem Alltag würde diese 80% Ladung (was etwa 3,6h Laufzeit entspräche) mehr als ausreichen und es würde die Lebensdauer der kleinen Li-Ion Zellen definitiv verlängern.

Bedienung

Die Bedienung der AirPods Pro an sich ist gut gelöst, 1:1 so wie auch schon bei den originalen AirPods. Verwunderlich ist allerdings, dass die Steuerung von Play/Pause sowie dem Titelsprung nicht in den AirPods-Einstellungen dokumentiert ist.

Ist man mit dem Konzept nicht vertraut, so muss man die beiliegende Kurzanleitung zu Rate ziehen. Vieles kann über die AirPods Pro Stängel auch mit etwas festerem Druck gesteuert werden, lediglich für die Lautstärkeregelung muss Siri oder das verbundene Telefon bemüht werden.

  • Kurzes Drücken steuert Play/Pause bzw. nimmt Anrufe entgegen oder beendet sie
  • Langes gedrückt halten wechselt den Geräuschunterdrückungsmodus. Standardgemäß zwischen ANC & Transparenz, auf Wunsch auch zu „aus“
  • Doppeldrücken springt einen Titel nach vorne
  • Dreifachdrücken springt einen Titel zurück

Für mich, der jahrelang AirPods verwendet hat, ist die Steuerung OK. Dass man nur per Sprache oder am Telefon die Lautstärke regulieren kann, ist für mich persönlich jetzt kein Thema, es ist aber das größte Manko der AirPods Pro (und natürlich auch der normalen AirPods).

Fazit

Nun mal Butter bei die Fische, wie man so schön sagt: Sind die AirPods Pro die besten Bluetooth Kopfhörer? Nein. Sind sie die besten AirPods? Ja. Sind sie das beste Gesamtpaket für 279€ für Apple Nutzer? Ja, meiner Meinung nach sind sie es.

Die AirPods Pro klingen sehr gut, sitzen in den meisten Ohren sicher und angenehm und liefern sehr gute Geräuschunterdrückung zusammen mit einem hervorragenden Transparenzmodus. Die Akkulaufzeit mit aktivierter Geräuschunterdrückung ist super, das Ladecase wirkt hochwertig und ist kompakt und liefert 20 extra Stunden Laufzeit. Für mich sind die AirPods Pro meine Nummer-Eins-Kopfhörer, weil sie für mich als Apple und iPhone Nutzer das beste Gesamtpaket liefern.

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