Dragon dictate iconEinleitend sei zunächst gesagt, dass dieser Testbericht ursprünglich eigentlich komplett diktiert hätte werden sollen. Und, das gleich vorweg, Dragon Dictate leistete bei der ersten Version dieses Artikels hervorragende Arbeit und außergewöhnlich gute Erkennungsraten. Aber irgendwie bin ich wohl ein Schreiberling, der zu oft Sätze umformuliert, der zu oft daran herumfeilt (auch wenn man das lesenderweise vermutlich eher selten merken wird) und  einer, der zu oft Beistriche im schnellen dahinschreiben vergißt (und viele vermutlich generell falsch setzt ;-)).

Jedenfalls war ursprünglich geplant, diesen Testbericht komplett zu diktieren. Und nun sitze ich hier, wohlwissend euch über eine hervorragende Spracherkennungssoftware berichten zu wollen, tippenderweise. Nunja.

Wir wollen nun aber dennoch beleuchten wie gut Dragon Dictate 2.5 ist, wie man dem Mac etwas Sprachverständnis damit beibringen kann und vor allem auch, wo die Grenzen heutzutage bei der Spracherkennungsfähigkeit liegen.

Dragon dictate box

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Installation & Ersteinrichtung

In der schönen grünlich gehaltenen Verpackung von Dragon Dictate 2.5 findet sich neben den Installations CDs auch ein Plantronics Headset. Zwar kann mittlerweile sogar das iPhone als Mikrofon für Dragon Dictate verwendet werden, ein dezidiertes Headset macht aber das Diktieren langer Texte unglaublich viel angenehmer. Zudem wirkt das Headset recht robust und die Qualität des Mikrofons scheint ordentlich. Auch nach längerem Diktat kam es zu keinen Druckstellen. Nuance hat zudem auch daran gedacht einen USB Adapter für das Headset beizupacken. So kann es entweder direkt am Mac oder über diesen Adapter an einen freien USB Anschluss angeschlossen werden. Sehr fein. Der Adapter wird unter Lion auch sofort erkannt und kann verwendet werden.

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Die Installation gestaltet sich einfach. Von der ersten CD wird das Programm installiert, von der zweiten die Datendatei. Weshalb nicht beides auf eine Disc gepackt wird, erschließt sich mir allerdings nicht.

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Nachdem die Installation abgeschlossen ist schreitet man sofort  zur „Ersteinrichtung“ und erstellt sein „Sprachprofil“. Dabei muß man sich auf das gewünschte Mikrofon festlegen. Für das Profil wird fortan nur dieses eine Mikrofon verwendet. Würde man wechseln, so würde das die Erkennungsgenauigkeit durch unterschiedliche akustische Charakteristika verschlechtern.

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Man wird gebeten, einen recht kurzen ersten Text zu diktieren. Wird dieser korrekt erkannt, verfärbt er sich grün, gibt es Erkennungsfehler, so wird der Text rot dargestellt. Je nach Färbung der Sprache und stärke eines etwaig vorhandenen Dialekts kann das durchaus ein Weilchen dauern, bis Dragon Dictate sich auf die persönliche Sprechweise des Anwenders angepasst hat.

Nach ca. 15min sollte man aber längstens mit diesem Grundtraining fertig sein und kann sofort loslegen. Ich hätte eine kleine Karte wünschenswert gefunden, die einem den Einstieg mit den Basisbefehlen erleichtert. Besser wäre natürlich noch ein geführtes Tutorial gewesen.

DragonDictate im täglichen Gebrauch

Dragon Dictate ist natürlich viel mehr als eine schnöde Diktatsoftware. De facto kann damit der gesamte Mac gesteuert werden. Man kann dem Mac z.B. sagen „Starte Mail“ und dann „Neue Nachricht erstellen“ und schon ist ein neues Nachrichtenfenster offen. Man könnte auch sagen „Neue Nachricht an xyz“ und Dragon Dictate würde versuchen zu erkennen, wer aus dem Adressbuch gemeint ist. Das funktionierte im Test sogar vielfach ausgesprochen gut.

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„Kerngeschäft“ von Dragon Dictate ist aber das Diktat. Neben dem Basistraining können auch noch weitere Diktatlektionen durchgeführt werden die teilweise dann schon an Zungenbrecher erinnern. Damit aber kann die Erkennungsgenauigkeit noch enorm gesteigert werden. Wird Dragon Dictate nach Abschluss der Ersteinrichtung gestartet, so öffnet sich ein kleines Texteingabefenster und man kann nach dem Einschalten des Mikrofons sofort mit dem Diktat beginnen. Dabei müssen natürlich alle Satzzeichen wie „Punkt“, „Komma“ oder auch „Anführungszeichen“ diktiert werden. Wer nun versucht, den vorigen Satz zu diktieren… viel Spaß: „Dabei müssen natürlich alle Satzzeichen wie Anführungszeichen unten Punkt . Anführungszeichen oben Komma Anführungszeichen Unten Komma , Anführungszeichen oben oder auch….“ You get the idea 😉

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Wer also z.B. plant, einen Roman zu schreiben, was naturgemäß den vermehrten Einsatz der direkten Rede mit sich brächte, dürfte nur bedingt komfortabel an sein Ziel kommen. Wer aber z.B. einfach schnell ein Gesprächsprotokoll zu Papier bringen möchte, kann dies sehr schnell und zuverlässig erledigen.

Die Steuerung

DragonDictate unterstützt eine Vielzahl von verschiedenen  gesprochenen Befehlen. So kann dem Programm gesagt werden dass es in den Schlafmodus wechseln soll oder dass das Mikrofon ausgeschaltet werden soll. Es kann definiert werden, daß durch einen gesprochenen Befehl zum Textanfang oder zum Text Ende gesprungen werden soll. Natürlich ist es auch möglich, Satzzeichen wie :,-–@& zu diktieren. Vielfach muss man dazu aber zuerst einmal nachsehen, wie genau dem Programm diese Satzzeichen diktiert werden müssen. In Österreich zum Beispiel sagt man umgangssprachlich nicht Ausrufezeichen, sondern Rufzeichen.  Andere Satzzeichen wie zum Beispiel den Beistrich versteht das Programm aber. Hier ist also einiges an Übung erforderlich. Auf Wunsch bietet ein kleines halbtransparentes Fenster Zugriff auf die wichtigsten Grundfunktionen.

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Generell aber hält sich Dragon Dictate im Hintergrund und setzt darauf, über Sprache den Mac zu steuern.

Will man den Mac steuern, so kann man zum Beispiel sagen: „verfügbare Befehle einblenden“ und es taucht ein Fenster am Bildschirm auf, das einem klar und deutlich zeigt, welche Befehle denn nun besprochen werden können, und welche nicht. Das ist vor allem am Anfang besonders hilfreich.  neben den Diktatbefehlen gibt es aber auch noch Befehle für Webseiten, für Programme, für E-Mail, für Tastatur, für Maus usw.  So könnte ich zum Beispiel sagen: „Pages schließen“ und DragonDictate würde brav das Programm beenden. Natürlich kann das speziell bei technischen Testberichten oftmals zu kleineren Problemen und Verwirrungen führen. Also aufpassen!

Auch wenn DragonDictate der deutschen Sprache mächtig ist, bin ich mir sicher, dass das Programm in der englischen Sprache noch wesentlich besser abschneidet. Das liegt einfach daran, dass Englisch einfach viel einfacher ist und grammatikalisch einfacher aufgebaut ist als Deutsch. In dem vorangegangenen Satz wurde definitiv viel zu oft einfach verwendet. Aber ihr merkt schon, dass es mir etwas schwer fällt, meine Gedanken hier direkt in Worte zu fassen anstatt alles so wie gewohnt einfach zu tippen. Man muss fairerweise auch dazu sagen, dass ich es gewohnt bin, sehr sehr viel auf der Tastatur zu schreiben. Meine Empfehlung für jeden beginne von DragonDictate ist: unbedingt eine Tabelle ausdrucken die alle häufig verwendeten Sprachbefehle deutlich aufzeigt, so ist der Start wesentlich angenehmer und es kommt seltener zu Verwirrungen.

httpvh://www.youtube.com/watch?v=KsQWlvKccpo

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Fazit

Vor vielen vielen Jahren, ich denke es sind mindestens 10 Jahre, habe ich das 1. Mal, damals hieß es noch Dragon NaturallySpeaking, ausprobiert. Damals war weder die Rechenleistung akzeptabel noch die Erkennungsrate wirklich gut. Das hat sich glücklicherweise geändert und heutzutage ist sogar Twitter und Facebook integriert um sagen zu können „Poste das auf Twitter“ usw.

Ich bin äußerst positiv überrascht von DragonDictate. Die Texterkennung verläuft äußerst schnell und sehr sehr zuverlässig. Nur manche Worte wie das Programm partout nicht schreiben. So wird zum Beispiel ständig aus den Wort „Review“ das Wort Video. Irgendwie hat hier auch mehrmaliges Training nicht geholfen. Andererseits aber muss man wieder sagen, dass es vielleicht ganz gut ist, öfter die deutschen Ausdrücke wie „Testbericht“ zu verwenden anstatt Worte wie „Review“, hmm?

Dragon Dictate ist mit ca. 160€ (199€ Listenpreis) definitiv keine billige Software. Bedenkt man den Entwicklungsaufwand, einem Computer Sprachverständnis beizubringen, ist der Preis aber natürlich gerechtfertigt. Schade finde ich, daß auf der Homepage des Herstellers keine Testversion zu finden ist. 10 Tage würden definitiv ausreichen um für den geneigten Käufer zu eruieren, ob er sich mit der Art und Weise des Diktats anfreunden kann, oder eben nicht.

Für bereits bestehende Kunden kostet das Upgrade auf Version 2.5 übrigens nur 99€!

Zwei Dinge sind mir nach diesem Test eindeutig klar geworden: Dragon Dictate ist ein hervorragendes und gut funktionierendes Produkt ABER man muss auch viel Zeit in das Sprachtraining sowie generell das erlernen des Diktierens investieren. Ist man gewillt, dies zu tun, so erhält man ein hervorragendes Tool. Jeder muss aber für sich entscheiden, ob das Diktieren von Texten im jeweiligen Umfeld auch Sinn macht.