Canary_Device_1 Front_WebSo, aller guten Dinge sind ja bekanntlich… vier? 😉 Withings Home, Netatmo Welcome sowie Netgear Arlo haben wir ja für euch bereits ausführlich getestet. Nun ist der neueste Vertreter der Produktkategorie „Heimkameras“ an der Reihe – die Canary Smart Home Camera. Als die Canary auf Indiegogo 2014 startete war das Feld der intelligenten Heimkameras noch recht dünn gesät, heutzutage hat Canary schon weit mehr Konkurrenz. Damals wurde das Projekt von fast 7500 Usern auf Indiegogo unterstützt. Ich hatte es damals ausgelassen, da ich der Plattform „Indiegogo“ nicht vertraue – nun aber ist Canary endlich im freien Handel auch in Österreich und Deutschland verfügbar – und natürlich habe ich mir das für euch ganz genau angesehen!

Verpackung & Lieferumfang

Canary kommt ausgesprochen hochwertig verpackt daher, bis auf etwas Kunststoff zum Schutz der glänzenden Kunststoffteile der Kamera finden wir zudem nur Karton in der Verpackung. Super!

Mitgeliefert wird neben dem Netzgerät und dem Flachband-USB-Kabel noch ein kurzes Audiokabel (ja, Audio) für eine Konfiguration ohne Bluetooth.

Design

Canary ist definitiv eine der schicksten Heimkameras die es derzeit für Geld zu kaufen gibt. Die Kamera fügt sich wunderbar in den Wohnraum ein und dürfte dank drei unterschiedlicher Farbgebungen (grau, schwarz sowie weiß) nun wirklich in jeden Wohnraum passen. Dabei ist Canary in etwa so groß wie eine 0,5l Coladose und könnte vom Design glatt aus dem Apfelladen stammen 😉

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Inbetriebnahme

Wo schon die Verpackung Lust auf mehr macht setzt sich der hervorragende erste Eindruck auch bei der Inbetriebnahme über die Canary App fort.

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Sowohl das Anlegen des Benutzerkontos als auch die eigentliche Einrichtung der Kamera gelingt einfach, schnell und verständlich. Im Kapitel „erste Schritte“ erklärt die App auch gleich die eigene Bedienung und jeder Neuling ist sofort mittendrin statt nur dabei.

Nach dem Anlegen des Nutzerkontos wird man also schritt für Schritt durch die Einrichtung geleitet und binnen 5 Minuten ist Canary mit dem heimischen WLAN verbunden und funkt seine Videos in die Cloud.

Spezielle Features & App

Ich habe es ja eingangs schon angesprochen – als Canary ursprünglich entwickelt wurde waren Sirene, 1080p Bildqualität, Nachtsicht und vor allem Privacy-Mode und Automatisches scharfschalten des Systems nicht gang und gebe. Heutzutage liegt Canary mit seinen Features (außer der Sirene) nicht mehr ganz so weit vorne, mischt aber meines Erachtens immer noch bei den Besten am Markt mit.

Sirene

Ein (derzeitiges) Alleinstellungsmerkmal ist ohne Zweifel die Sirene. 90db(A) soll die Sirene leisten. Ich kann nur soviel dazu sagen: Sie ist verdammt laut. Allerdings muss man sagen, dass die Sirene nicht automatisch auslöst (auch nicht optional) sondern nur dann, wenn ich als Nutzer dezidiert will, wenn z.B. auf einer Push-Benachrichtigung ersichtlich ist, dass sich ungebetene Gäste in der Wohnung befinden.

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Anwesenheitserkennung

Für mich einer der wichtigsten Punkte einer Heimkamera. Ich will und kann mich nicht um manuelle Zeitpläne kümmern oder mich mit nicht oder nur halb funktionierender Anwesenheitserkennung herumschlagen. Canary hat’s richtig gemacht. Während Netatmos Welcome auf Gesichtserkennung setzt und dabei, je nach Aufstellort mehr oder minder erfolgreich ist und Netgear das Geofencing überhaupt erst nach meinem Test veröffentlichte so war die Anwesenheitserkennung bei Canary von grundauf Teil des Konzepts.

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Canary kennt hier drei Status:

Scharfschaltung heißt, dass Canary sofort bei Erkennung einer Bewegung eine Benachrichtigung sendet (inkl. Vorschaubild) und in eben dieser Benachrichtigung auch gleich Buttons einblendet um die Sirene auszulösen und direkt die (selbst definierbare) Notrufnummer einblendet um z.B. sofort die Polizei zu rufen.

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Inaktiver Modus: hier werden zwar bei Bewegungserkennung Videos aufgezeichnet, es erfolgt aber keine Benachrichtigung.

Privacy Modus: Jegliche Aufzeichnung wird deaktiviert, wenn sich die Bewohner im Haus befinden.

Ich finde gerade diesen Privacy-Mode extrem praktisch denn einerseits möchte ich mir nicht unnötigerweise mit dem eigenen Konterfei die Timeline zumüllen, andererseits nutze ich die Kamera ja gerade zur Überwachung wenn eben niemand zu Hause ist – und nur dann. Perfekt also! Dieses Konzept funktioniert übrigens auch perfekt für mehrere Familienmitglieder – einfach eine Einladung via Email senden und sobald die betreffende Person die Canary App ebenfalls installiert hat kann sie einerseits auf die Kamera zugreifen und wird andererseits in die Anwesenheitserkennung mit einbezogen.

Tonübertragung

Sobald Canary im Aktiven oder inaktiven Modus ist, wird ein „Live“ Button eingeblendet um so jederzeit über die App das Livevideo inklusive Ton übertragen zu können. Eine bidirektionale Kommunikation ist aber derzeit (Mai 2016) noch nicht möglich; angesichts des verbauten Lautsprechers würde ich aber denken, dass dies nachgereicht wird.

Einziges Manko: Derzeit keine iPad App.

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Bildqualität

Zur Bildqualität mit FullHD Auflösung (1080×1920) gibt es nichts zu sagen außer: sehr gut. Die Farben sind natürlich, die Schärfe ist einwandfrei und selbst beim Zoomen (bis zu 3x Digitalzoom) bleibt die Qualität akzeptabel. Verbessern könnte Canary vielleicht noch die Kräftigkeit der Farben  und vor allem wäre ein softwareseitiges „ausbügeln“ der Objektivkrümmung der Weitwinkelkamera schön. Ich verstehe nicht, weshalb immer noch nur die Withings Home dies beherrscht?!

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Beispielvideo

Zuverlässigkeit

Während des Tests kam es zu keinerlei Ausfüllen. Canary hat absolut perfekt sowohl in den inaktiven als auch in den aktiven Modus geschaltet, die Kamera konnte stets angesprochen werden und zu jeder Tages- und Nachtzeit war das Bild einwandfrei. Auch der Zugriff auf die zugehörige Cloud funktionierte immer perfekt.

Vergleich Netgear/Withings/Netatmo/Canary

vergleich heimkameras

Luftqualitätsmessung

Ja und hier kommen wir zu dem einen Punkt an dem Canary so richtig nachbessern muss. Die Intention: Neben der Raumüberwachung via Video soll Canary eben auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit und vor allem auch „Luftqualität“ überwachen. Lt. App zählen hierzu Isobutan, Wasserstoff, Methan, Ethanol, Kohlenmonoxid, Zigarettenrauch sowie „Küchengerüche“.

Während sich die Messwerte von Temperatur und Luftfeuchte durchaus mit deinen meiner Netatmo Wetterstation decken erzielte ich bei der Luftqualitätsmessung keine Brauchbaren Messergebnisse.

  • Die Skala ist in „normal“ (grün), „abnormal“ (orange) sowie „sehr abnormal“ (rot) unterteilt, eien Kurve soll den Verlauf der Luftqualität darstellen.
  • Während des gesamten Testzeitraumes erreichte bei mir die Messwertkurve nur zwei oder dreimal überhaupt und dann nur für sehr kurze Zeit den Normalbereich.
  • Dies geschah auch nur dann, wenn alle Türen  zum Lüften geöffnet worden sind; 5min nach dem Lüften war ich bereits wieder im orangenen „abnormalen“ Bereich.
  • Noch ärgerlicher als diese offensichtlich falschen Ergebnisse ist aber, dass Canary (derzeit) keinerlei Aufschluß darüber gibt, was eigentlich so „abnormal“ ist! Ist es einfach nur verbrauchte Luft (hohe CO2 Level) oder dünstet da tatsächlich irgend ein Möbelstück noch Lösungsmittel aus? Oder habe ich es beim Putzen mit dem Reiniger übertrieben?

Als Thermo- und Hygrometer ist Canary brauchbar – zum Messen der Luftqualität derzeit leider nicht; ich vermute einfach einen Fehler in der Kalibrierung oder Darstellung der Messwerte, der hoffentlich bald mittels eines Softwareupdates ausgebessert werden wird.

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Sirene

Canary hat als derzeit einziges Consumer-Gerät eine Sirene eingebaut die mit 90dB eine ordentliche Lautstärke bietet und viele Diebe recht schnell in die Flucht schlagen dürfte. Ausgelöst wird die Sirene aber freilich manuell vom Nutzer – befindet man sich also im Funkloch während Canary die Push-Benachrichtigung sendet hat man auch kaum Chancen, die Sirene zeigerecht auszulösen.

Die Sirene zu haben und im Fall der Fälle Alarm schlagen zu können ist aber definitiv eine feine Sache.

Fazit

Von den eingangs erwähnten Kamerasystemen hat mich ehrlich gesagt Canary am meisten überzeugt. Sehr gute Bildqualität, zuverlässige App, funktionierende Anwesenheitserkennung sowie einfache Einrichtung sind (für mich) einfach die beste Feature-Mischung derzeit. Würde der Hersteller noch eine Anbindung an IFTTT anbieten, so könnte der Funktionsumfang noch eklatant erweitert werden, hoffen wir mal auf zukünftige Updates! z.B. – Licht an bei Bewegungserkennung usw.
Preislich schenken sich die Hersteller nicht viel, sodass, wie immer, jeder für den persönlichen Anwendungsfall entscheiden muss, ob die Canary oder eine der anderen Kameras der beste Partner für die Heimsicherheitslösung ist. Speziell die fehlende outdoor-Tauglichkeit sowie der Fakt, dass Canary über ein Netzgerät mit Strom versorgt wird, schmälert ein wenig die Flexibilität.