Einige von euch wundern sich jetzt vermutlich über meine Wortwahl „Heimkamera“. Heimkamera deshalb, weil die Withings Home keine Überwachungskamera im eigentlichen Sinn ist – obwohl sie natürlich dahingehend verwendet werden kann. Sehen wir uns also nun an, was wir fürs Geld bekommen!
Verpackung & Lieferumfang
Wie alle bisher getesteten Withings Produkte (Waage, Blutdruckmesser, Pulse, Activité) ist auch die Home gut und sehr schick verpackt. In der Verpackung finden wir die Kamera, einen magnetischen Standfuß um die Kamera in (leicht) geschwenkter Position aufstellen zu können sowie das Netzgerät inklusive Kabel.
Installation
Die Installation ist kinderleicht. Strom dran, App laden und den Anweisungen am Bildschirm des Smartphones folgen.
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Leider ist die App derzeit NICHT für Android verfügbar, nur iOS Nutzer kommen in den Genuß, die Kamera nutzen zu können. Binnen 5 Minuten ist die Home installiert und einsatzbereit. Sie kann sowohl über ein Ethernetkabel als auch über ein 2,4GHz WLAN verbunden werden. Ärgerlich, dass 5GHz WLAN Netzwerke nicht unterstützt werden. Die App weist aber zumindest darauf hin, dass Home nur auf 2,4GHz funkt. Nungut.
Design
Withings hat hier gute Arbeit geleistet. Die Home ist definitiv eine der optisch gefälligsten Heimkameras am Markt. Das Design mit Holz fügt sich in viele Wohnräume blendend ein und wirkt viel weniger als Fremdkörper als typische Überwachungslösungen oder auch Babyphone. Babyphone erwähne ich deshalb, weil die Withings Home derzeit eher als solches denn als Überwachungslösung konzipiert ist; dazu später mehr.
Die Kamera kann sowohl mit als auch ohne Standfuß aufgestellt werden. Der Standfuß ist magnetisch auf seiner Oberseite und ermöglicht durch seine tellerförmige Konstruktion eine leichte Anwinkelung der Kamera. Idealerweise aber sollte man die Kamera etwa auf Brust- oder Augenhöhe auf einem Board oder sonstigem Möbelstück platzieren um einen bestmöglichen Überblick zu erhalten.
Der untere Teil der Kamera besteht aus von LEDs beleuchtbarem matt-weißen Kunststoff, der obere Teil ist mit Holz ummantelt. Vorne finden wir die Optik und direkt darunter die Infrarot LED für den Nachtsichtmodus.
Oben befindet sich ein relativ leiser 2W Lautsprecher der aber schön klar klingt und jederzeit über die App eine Kommunikation mit dem Zuhause ermöglicht – eine sehr gute Idee.
An der Rückseite finden wir Netzwerk, Strom sowie USB Anschluß, wobei letzterer derzeit noch ohne Funktion ist.
Persönlich gefällt mir das Design der Home ausgesprochen gut, die Verarbeitung ist ebenfalls gut, wenngleich manche Spaltmaße (speziell am Standfuß) noch einen Tick genauer ausgeführt sein dürften, speziell wenn man den Preis der Kamera betrachtet. Natürlich aber klebt man kaum mit der Nasenspitze an der Kamera um etwaige Spaltmaße nachzuprüfen – hier muss also, wie immer, jeder den persönlichen Maßstab anlegen.
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Bedienung, Features & App
Wie schon erwähnt, läßt sich Home ausschließlich über die App steuern. Wobei „steuern“ hier übertrieben ist. Ist die Kamera online und man öffnet die App, so wird oben am Bildschirm der Live-Videofeed angezeigt, darunter das „Tagebuch“ verschiedener Events die entweder durch Bewegung oder Geräusche ausgelöst wurden.
Der Live-Videofeed wird natürlich mit Ton übertragen, man ist also sofort live dabei.
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Hier finden wir aber dann auch gleich eines der Problemchen, die Withings immer wieder mit Soft- und Firmware, quer durch alle Produktgruppen, hat. Denn, eigentlich sollte Home bei erkannten Events kurze Videoclips aufzeichnen. In der Realität findet man aber (derzeit) in der Timeline bei Geräuschen nur ein Foto und bei Bewegungen einen kurzen „Zeitraffer“ Clip aus Einzelbildern, der zudem manchmal nicht korrekt angezeigt wird. Das wäre eigentlich kein Thema, würde Withings nicht eben genau Features bewerben, die es (noch) gar nicht gibt.
Das gilt auch für einen roten blinkenden Alarm der eigentlich bei schlechter Luft angezeigt werden sollte. Gibt es (noch) nicht. Soll aber kommen…
Einzelne Events können ebenfalls angesehen werden. Oben rechts finden wir noch einen Button für eine Zeitraffer Aufnahme der letzten 12 Stunden. Witzig! Dieses Zeitraffervideo kann auf Wunsch auch exportiert werden. Leider stürzt nach dem Export mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die App ab. Sowohl am iPad Mini 2 als auch am iPhone 6 Plus… Withings, oh, Withings, wann bekommt ihr das mit der Software mal hin?
Zieht man die besagte Timeline nach unten, so wird der Live-Feed bildschirmfüllend dargestellt. Hier bietet sich dann die querformatige Darstellung an 😉 Im Vollbildmodus wiederum werden Buttons für die Audioübertragung (also um selbst Ton an die Kamera zu übermitteln) sowie für die Nachtlichtfunktion angezeigt.
Das Nachtlicht ist im Prinzip ein Kinderlied das einen definierten Zeitraum abgespielt wird und von definierbarer Lichtfarbe begleitet wird. Schön für Eltern, für mich im Test allerdings dann wiederum eher weniger wichtig und auch hinsichtlich der Funktion (mangels Kindern) nicht testbar.
Begeben wir uns ins Menü, so finden wir einen Schiebeschalter für die Push-Benachrichtigungen; leider kann man derzeit selbige nur ein- oder ausschalten, hat aber noch keinen Einfluß darauf, WANN eine Benachrichtigung ausgelöst wird.
Sprich, sind die Benachrichtigungen eingeschaltet, so bekommt man sie auch, wenn alle Bewohner in der Wohnung sind. Damit ist Home derzeit nur bedingt als Überwachungslösung zu empfehlen, da man unweigerlich die Benachrichtigungen abschalten wird und dann natürlich Gefahr läuft, beim Verlassen der Wohnung zu vergessen, sie wieder einzuschalten.
Im Menü kann dann neben dem Livestream auch noch ein Fotoalbum aufgerufen werden – die Kamera erstellt in regelmäßigen Abständen und bei Events Fotos und kann damit fast schon als Zeitrafferkamera verwendet werden. Allerdings ist es nicht möglich, alle Fotos gesammelt am iPhone zu speichern – schade!
Home misst weiters auch die Luftqualität. Anders als die Netatmo Wetterstation aber nicht den CO2 Gehalt sondern den gehalt „organischer Verbindungen“. Grundsätzlich eine feine Sache, allerdings hätte ich mir ja fast erhofft, dass Home sowohl die „organischen Verbindungen“ als auch CO2 messen würde.
Dies würde ein besseres Gesamtbild der Luftqualität liefern. Grundsätzlich kann man gut erkennen, dass z.B. beim Kochen oder auch Putzen mit Putzmitteln die von Home gemessene Schadstoffbelastung stark ansteigt und durch ausgiebiges Lüften danach wieder schnell absinkt.
Zu guter letzt können in den Einstellungen der App noch die Auslöser für Benachrichtigungen definiert werden: Bewegung, Geräusche & Luftqualität.
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Bildqualität
Jetzt habe ich viel zu lange über die Bedienung lamentiert, wo doch die Bildqualität einer der wichtigsten Punkte für alle Interessenten an der Home sein dürfte! Nun, ich kann alle Zweifler beruhigen: Die Home überzeugt hier voll und ganz. Das Bild ist scharf, und, bei genügend Licht, farbenfroh. Mit bekannter Finger-Geste kann zudem relativ weit eingezoomt werden. Die Kamera entzerrt das weitwinkelige Bild vollautomatisch und liefert so einen ausgesprochen großen, entzerrten und scharfen Bildbereich. Super!
Die Umschaltung in den Nachtsichtmodus erfolgt vollautomatisch. Hier würde ich mir eine manuelle Umschaltemöglichkeit aber auch wünschen. Weiters wäre es hilfreich, den Schwellwert der Umschaltung manuell anpassen zu können da oftmals, gerade bei schummriger Abendbeleuchtung, die Kamera schon in den Nachtsichtmodus schaltet, wo es noch gar nicht notwendig wäre. Umgekehrt verweilt die Kamera oftmals im Nachtsichtmodus, obwohl längst genug Licht für die Vollfarbdarstellung vorhanden wäre. Alles Kleinigkeiten die schnell über die Software ausgemerzt werden könnten. Räusper. Withings, Software!
Technisches
- 5 Megapixel Kamera mit CMOS Sensor und 1080p 30fps Aufzeichnung, 135° Blickwinkel und Nachtsichtmodus
- Luftqualitätsmessung sowie 3-Achsen-Beschleunigungssensor und Umgebungslichtsensor
- 2 digitale Mikrofone sowie eingebauter 2W Lautsprecher
- 2,4GHz 2×2 MIMO WiFi Empfang
- 10/100Mbit/s Ethernet Anschluss
- Bluetooth 4.0 Low Energy
- SSL/DTLS
- Maße: HxBxT 87mm x 75mm x 75mm, 226g
- iOS App, kompatibel zu iPhone ab 4S, allen iPads und iPod Touch ab 4. Generation, iOS 7 benötigt
- Android App: in Entwicklung
- Cloudservices: in Entwicklung
Was fehlt?
- Home ist derzeit noch nicht in Withings‘ IFTTT Channel integriert
- Eine granulare Steuerung der Push Benachrichtigungen (z.B. nur dann, wenn alle Personen das Haus verlassen haben) ist für Q2/2015 geplant.
- Selbiges gilt für eine Zeitsteuerung der „Überwachung“. Geplant für Q2/2015
- Das Sichtfeld bzw. jene Events die ein Auslösen der Kamera triggern kann derzeit noch nicht modifiziert werden. Ebenfalls für Q2/2015 ist geplant, Bereiche von „besonderem Interesse“ definieren zu können; Roboter Staubsauger oder Haustiere würde so keine Aufnahme (bzw. Push Benachrichtigung) auslösen.
- Auch Geofencing ist derzeit nicht mit an Bord, gleiches gilt für bluetooth proximity. Beide Features sind ebenfalls für Q2/2015 geplant.
- Netatmos Kameralösung soll ja Gesichtserkennung mitbringen – diese ist auch für „Home“ geplant. Hier ist der zeitliche Rahmen aber noch offen, lt. Withings
- Cloudservices und Android App sind derzeit in Entwicklung, man ist also derzeit auf das iPhone bzw. das iPad angewiesen, um auf die Kamera zuzugreifen. Ich würde mir zudem eine Lösung mit eigenem Server wünschen, man ist so, speziell was die Sicherheit des eigenen Heims angeht, auf Server von Withings angewiesen; ich fände eine Lösung auf SD Karte oder mit eigenem Server die bessere Variante.
- Einige Features die zwar an diversen Stellen auftauchen aber einfach noch fehlen: Optischer Alarm bei schlechter Luft, 5 Sekunden Videoclips bei Geräuschen usw…
Fazit
Die Withings Home ist eine kleine und schicke Überwachungskamera die mit toller Bildqualität und vielversprechenden Zusatzfeatures überzeugt. Mängel gibt’s (wie leider bei Withings bei vielen Produkten) bei der Software: Einerseits muss die Stabilität verbessert werden, andererseits sollten alsbald Features nachgereicht werden um die Home vom Baby/Kinder-Monitor zur tatsächlichen Home-Security Lösung werden zu lassen und um manche Werbeversprechen zu erfüllen. Sofern Withings seine Versprechen/Ankündigungen einhält und die Software kontinuierlich weiterentwickelt und auch an den IFTTT Channel denkt ist der stolze Preis von 199€ gut investiertes Geld. Zum aktuellen Stand der Dinge finde ich die Kamera noch eine Spur überteuert, wenngleich mich die Bildqualität durchaus überzeugt.
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