body-cardio2deVor einer ganzen Weile haben wir uns ja mit diversen Fitness- und auch „Körpergadgets“ auseinander gesetzt. Damals gab’s die große Reihe hier auf MacManiacs „Der Fitness auf der Spur„, bei der u.a. auch die erste smarte Waage, die WBS-01 getestet wurde.

Nun sind schon einige Jährchen vergangen und zwischenzeitlich hatte Withings auch den „Smart Body Analyzer“, im Prinzip die WBS-01 mit Raumtemperatur- und CO2 Messung veröffentlicht. Neu im Programm und nun hier bei uns im Test ist der „Body Cardio“, die neueste Generation der Withings Personenwaagen die nun neben der Gewicht und Körperfett auch Muskelmasse, Hydration sowie Knochenmasse, Herzfrequenz und vor allem die „Pulswellengeschwindigkeit“ messen kann. Speziell letzterer Messwert soll ein Indiz für die Gesundheit des Kreislaufs sein. Dann gucken wir uns mal an, wie sich der „Body Cardio“ so im Alltag schlägt.

Verpackung & Lieferumfang

Und wieder kann ich berichten: Perfekt verpackt, so umweltfreundlich wie möglich und obendrein noch schick. Die „Klebefüße“ älterer Modelle gehören der Vergangenheit an, die Body Cardio ist extrem flach und kompakt und mit großen Auflageflächen versehen.

Ebenfalls verschwunden aus der Verpackung sind die AAA Batterien. YAY. Moment, keine tauschbaren Batterien? Nein, diese Waage hat den Akku nun fest verbaut und kann, bei Bedarf, über einen MicroUSB Anschluß aufgeladen werden. Persönlich finde ich das toll, denn da wir hier ja von mehreren Monaten mit einer Akkuladung reden ist das für den Nutzer die komfortabelste Lösung.

Die Body Cardio jedenfalls kommt zu etwa 60% geladen, man kann also sofort loslegen. Lt. Hersteller soll man mit einer Aufladung bis zu ein Jahr durchkommen.

Installation

Wie gewohnt verläuft die Installation von Withings Produkten vorbildlich, schnell und einfach. Im Grunde benötigt man nur die Withings Healthmate App am iPhone und ein zugehöriges Withings Konto, das man natürlich einfach und schnell erstellen kann.

‎Withings Health Mate
‎Withings Health Mate
Entwickler: Withings
Preis: Kostenlos+
Withings Health Mate
Withings Health Mate
Entwickler: Withings
Preis: Kostenlos

Dann führt man gemäß der Anweisungen am Bildschirm die Kopplung und das Setup der Waage durch, selbige wird im Zuge dessen auch gleich mit dem heimischen 2,4GHz WLAN verbunden und schon kann das Gewicht und all die anderen Messwerte erfasst und aufgezeichnet werden.

Bis zum Messen der „Pulswellengeschwindigkeit“ vergehen dann aber im Normalfall einige Tage denn ganze fünf Messungen benötigt die Body Cardio bis die Pulswellengeschwindigkeit ermittelt werden kann. Natürlich können sich ungeduldige Gemüter, so wie ich, auch fünf mal in Folge auf die Waage stellen; ob man allerdings fünf ähnliche Messwerte im Withings Konto vermerkt haben will, sei jedem selbst überlassen.
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Design

Nach wie vor ist eine Waage zuallererst ein Gebrauchsgegenstand. Ganz klar. Dennoch, wenn ich ein schönes Badezimmer habe (oder wo auch immer die Waage stehen soll), dann möchte ich doch auch, dass die Waage hübsch ist. Das hat Withings gut erkannt und mit der Body Cardio eine der schicksten und schlanksten Personenwaagen auf den Markt gebracht.

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Das Gerät ist in schwarz und weiß erhältlich, im Test seht ihr das schwarze Modell; persönlich hätte ich mich für die weiße Body Cardio entschieden – aber da sie nach Abschluß unserer Review ohnehin leider wieder retour an Withings geht, steht das ja nicht zur Debatte 😉

Die Oberseite der Waage besteht aus einer massiven Glasplatte. Mittig im oberen Bereich finden wir das ausgesprochen gut lesbare TFT Display (das leider nach wie vor nicht sonderlich Blickwinkelstabil ist, sprich, wenn man es von der Seite betrachtet verschiebt sich die Farbe der Hintergrundbeleuchtung etwas), darunter finden wir die „Messzonen“ welche aus 9 elektrisch leitenden aufgedampften Streifen besteht. Bitte also nicht mit Scheuermilch oder Putzschwämmen der Waage zu Leibe rücken. Sanftes Reinigungsmittel sollte doch reichen.

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Die Unterseite der Waage ist weitestgehend plan – damit kann sie wunderbar sowohl auf Fliesen, Parkett oder auch Teppichböden aufgestellt werden. Withings bedient sich hier eines Tricks, denn die eigentliche Messung des Gewichts, die Sensoren dafür, besser gesagt, befinden sich zwischen Bodenplatte und Glasplatte und nicht, wie früher, unter den damals vorhandenen vier Füßen. Eine Kleinigkeit die das Messen ungleich genauer und zuverlässiger macht. Super! Als Anwender kann ich die Waage so auf fast jedem Untergrund aufstellen.

Auf der rechten Seite der Waage finden wir als einzige „Bedienelemente“ schließlich noch die MicroUSB Buchse zum Aufladen sowie einen einzelnen Button der eigentlich nur dazu verwendet wird, um die wage initial einzuschalten bzw. in den pairing-mode zu versetzen.

Die Bodenplatte ist übrigens aus Metall, an der Body Cardio findet man kaum Kunststoff. Vorbildlich und hochwertig.

Funktion

Grundsätzlich ist  zur „Funktion“ der Waage wenig zu sagen. Draufstellen, warten, gucken (am Display, in der App oder unter healthmate.withings.com). 😉

Weiters kann man bequem in der Healthmate App einstellen, welche Messwerte direkt während des Messvorganges angezeigt werden. Manch einer wird wenig Wert auf das heutige Wetter in Zehennähe legen, andere vielleicht wollen die Fettmasse gar nicht sehen. Wie auch immer, man kann alles einstellen.

Die Luftqualitätsmessung sowie das Messen der Temperatur hat Withings allerdings bei der Body Cardio gestrichen. Während die CO2 messung durchaus interessant sein konnte war in meinem Fall, dank Fußbodenheizung, die Temperaturmessung vollkommen für die Katz (Redaktionskatze Leihka stimmt mir zu); ich weine diesen Funktionen also keine Träne nach.

Stellt man sich also auf die Body Cardio, so wird zunächst das Gewicht gemessen; bei mehreren Nutzern im Withings Konto wird sodann angezeigt, wen die Waage erkannt hat. Danach werden der Reihe nach die gewünschten Messwerte, also z.B. Fettmasse, Muskelmasse, Hydration oder auch das heutige Wetter angezeigt. Kurze Zeit später hat die Waage dann natürlich diese Daten auch mit dem Withings Konto synchronisiert und man kann alles hübsch aufbereitet in der Healthmate App bzw. im Web begutachten.

Messen & Messgenauigkeit

Eines vorweg: Die Body Cardio kann im Fall der Fälle, speziell wenn es nicht um die kleine Diät vor der Bikinisaison geht, sondern um gesundheitliche Themen oder Beschwerden, den Gang zum Profi ersetzen. Auch müssen alle Messwerte immer mit Vorsicht genossen werden denn speziell die Hydration und auch die Pulswellengeschwindigkeit können sehr stark mit der Tagesverfassung schwanken und nur wer konstant zur selben Tageszeit und das möglichst regelmäßig misst, wird eine realistische Kurve erhalten.

Gewicht

Die Aufzeichnung des Gewichts erfolgt ausgesprochen genau und zuverlässig. Speziell decken sich hier die Messwerte mit dem älteren Smart Body Analyzer.

gewicht

Körperfett, Hydration

Es kann sowohl der Fettanteil als auch die fettfreie Masse angezeigt werden. Die Body Cardio misst dies über die Körperimpedanzanalyse und ist damit so genau oder ungenau wie alle anderen Waagen dieses Typs. Grundsätzlich kann man den Messwerten nach einer erhöhten Anzahl von Messungen Glauben schenken und klare Tendenzen erkennen; man darf sich aber nicht wundern, dass diese Werte stark von Tag zu Tag schwanken können.

Hat mir z.B. der Messwert des Körperfetts am Morgen des Vortags nicht gefallen so könnte ich heute nach einem 7km Lauf erneut eine Messung durchführen und mindestens 2 Prozentpunkte bei der Messung wieder wettmachen. Zielführend wäre dies freilich nicht. Ebensowenig ist ein Messwert zur Hydration, also dem Wassergehalt des Körpers, direkt nach einem Workout sinnvoll bzw. aussagekräftig.

fettmasse

wasseranteil

Herzfrequenz und Pulswellengeschwindigkeit

Wer verlässlich die Herzfrequenz messen will, der sollte sich konsequent auch immer unter den gleichen Bedingungen wiegen. Sprich, es macht keinen Sinn, nachdem man 5 Stockwerke in die Wohnung gelaufen ist und sich die „ZuHause-Klamotten“ im Bad angezogen hat auf die Waage zu steigen, nur um dann einen Puls von 120 zu messen. Zielführender ist es da natürlich direkt nach dem Aufstehen einfach auf der Waage einen kleinen Zwischenstopp einzulegen. z.B.

pwv

herzfrequenz

Ähnlich verhält es sich mit der Pulswellengeschwindigkeit. Auch hier empfehle ich: täglich zur selben Zeit messen und das möglichst entspannt und in ruhiger Umgebung. Wieviel dann letztlich der Messwert in der Healthmate-App (diesen Wert zeigt Body Cardio nämlich NICHT am Display an) aussagt muss man den Mediziner seines Vertrauens fragen. Grundsätzlich bezeichnet die Pulswellengeschwindigkeit die  Geschwindigkeit, mit der die Druckwelle die Arterien eines Organismus durchläuft. Und nun? Nun ja, ich kann euch hierzu sagen dass sich z.B. ein Erhöhen meiner Jogging Sessions durchaus in die Richtung ausgewirkt hat, dass meine Pulswellengeschwindigkeit gesunken ist (wobei sie bei mir immer im Normalbereich war). Auf den Sport zu verzichten hingegen führte dann auch wieder zu einem leichten Anstieg.

Hier ein kleiner englischer Text der versucht, die „Pulswellengeschwindigkeit“ zu erklären:
When the heart beats it ejects blood in the aorta and exerts a force that leads to weight variations on the scale. In the case of Body Cardio, ballistocardiography has been shown to be synchronized with the opening of the aortic valve and consecutive blood ejection. Impedance plethysmography in a single foot shows the arrival time of the pulse wave in the foot.
So the Pulse Transit Time measured on the scale is the interval between the onset of the systolic pressure wave at the base of the aorta and its arrival at the foot. With an appropriate calibration on a rst cohort of individuals, the Pulse Wave Velocity derived from the Pulse Transit Time measured by Body Cardio and the height of the patient can be compared to the one measured with a Sphygmometer. 

  • Hakim Khettab, David Campo, Roger Yu, Nadine Buard, Pierre Boutouyrie, “First in man measurement of arterial stiffness using a connected bathroom scale: calibration against Sphygmocor,” Eur. Soc. Hypertens. Congr. 2016.

Knochenmasse

Die Body Cardio gibt mir mit meinen 75% eine Knochenmasse von 4% an, also ca. 3kg Knochen. Liest man etwas im Internet nach so liegt das genau im Normbereich. YAY. Auch hier gilt: ein vereinzelter Messwert hilft hier nicht weiter; wer aber über über einen längeren Zeitraum hinweg konsequent und häufig Messungen durchführt kann durchaus Tendenzen feststellen. Denn wenn sich die Knochenmasse plötzlich verringern sollte ist ein Besuch beim Arzt durchaus ratsam! Und fragen kostet (meistens) nix.

knochenmasse

healthmate.withings.com

Was früher noch „my withings“ hieß, trägt nun den Namen Healthmate. Auf der oben bereits genannten Website kann man gesammelt und recht hübsch aufbereitet wunderbar alle Gesundheitsdaten die von den diversen Withings Geräten (z.B. auch Pulse, Activité oder auch Aura) ermittelt wurden einsehen.

Auch kann das Withings Konto bequem mit z.B. Jawbone, Runtastic, MyFitnessPal, Nike+ oder Runkeeper (und einer ganzen Menge anderer Dienste) verbunden werden um z.B. automatisch Kalorienverbrauch oder Nahrungsaufnahme ebenfalls gegenüberstellen zu können. Super!

healthmate-webapp

Nach wie vor mit an Bord ist auch die Möglichkeit, Gewichtsziele setzen zu können um sich so beim Abnehmen (oder Gewichtsaufbau) unterstützen zu lassen.

Auch, wenn ich persönlich das Portal selten nutze und eher die App am iPhone aufrufe, so ist dies dennoch als sehr positiv zu bewerten, dass der Hersteller hier auch an ein Webportal gedacht hat bzw. selbiges nach wie vor betreibt und wartet.

https://youtu.be/mBrJtbBtRj8

Healthmate App

Wie auch das Webportal wurde die Healthmate App von Withings über die Jahre ständig verbessert.

[app 542701020]

Mit kleinen Aussetzern bei den letzten Updates sieht man hier immer aktuell und schön übersichtlich alle Messwerte. Wer als Schrittzähler z.B. die Activité verwendet und den Schlaf mit Aura überwacht bekommt so den besten Gesamtüberblick.

 

Fazit

Mit der Body Cardio knüpft Withings an die wunderbaren Vorgänger-Waagen an. Wenig benötigte Features wie die Temperatur- oder CO2 Messung wurden durch noch bessere Körperanalyse ersetzt. Dabei erscheint das Gerät noch schlanker und reduzierter (im positiven Sinne) als die Vorgänger und ist definitiv auch von Design & Haptik her ein Hingucker. WLAN Verbindung und Bluetooth-Kopplung funktionieren anstandslos und auch im Alltag funktioniert einfach alles so, wie es soll. Wenn, ja wenn da nicht der Preis wäre: satte 180€ verlangt der Hersteller für dieses Stück Technik. Und das ist eine ganze Stange Geld die vermutlich nicht die Mehrheit der Leute gewillt sein wird, auszugeben, obwohl die Body Cardio diese Summe durchaus Wert zu sein scheint! Unterm Strich: super Waage mit dem einen Manko des hohen Preises. Wer allerdings auf Pulswellengeschwindigkeit und Herzfrequenz verzichten kann, der bekommt für 50€ weniger die „Withings Body“ Waage, die ist damit durchaus auch eine Alternative!