Für mich persönlich ist es ja ungefähr so „aus der Welt“ eine herkömmliche Zahnbürste einer elektrischen vorzuziehen, wie einen Verbrenner einem Elektroauto vorzuziehen. Vollkommen unverständlich. Ich habe Elektrische Zahnbürsten bereits seit ich ein kleines Kind war im Einsatz. Früher jene mit rotierendem Bürstenkopf von Braun und nun schon seit über 10 Jahren Schallzahnbürsten, privat von Philips. evowera hat mir kostenlos ein Testmuster der planck O1 geschickt und mich gebeten, das Ding zu Testen. So, here you go! Alle Details zur planck O1.

Videoreview

Verpackung & Lieferumfang

Bei der Verpackung macht evowera vieles Richtig, hat aber deutlich Raum für Verbesserungen. Die Positiven Punkte zuerst: Die Verpackung wirkt unglaublich hochwertig. Ladeschalte und Zahnbürste kommen separat in hübschen und stabilen, weißen Schachteln daher. Beide Schachteln werden mit weißer Pappe zusammengehalten, wie auch Apple die Watch und das Armband liefert. Super Ersteindruck! Eher negativ: Leider liegen die Geräte dann in Kunststoffschalen, das Motorteil ist nochmal in Plastik gewickelt und auch die Bürsten sind zunächst in Pappschachteln, dann aber wiederum in Kunststoff eingeschweißt. Das ist deutlich zu viel Plastik, einzig bei den Bürstenköpfen selbst, aus Hygienegründen, lasse ich mir das einreden.

Evowera Planck O1

Der Lieferumfang besteht aus dem Motorteil, zwei Aufsteckbürsten sowie der Ladeschale inkl. USB-Netzgerät. Ein Reise-Etuis wird leider nicht geboten. Gerade um die Zahnbürste nicht ungewollt in der Toiletttasche zu aktivieren, wäre hier eine Lösung wünschenswert – wir bewegen uns schließlich nicht im unteren Preissegment.

Inbetriebnahme

Grundsätzlich klappt das sehr einfach, die einzelnen Schritte werden auf dem kleinen TFT Display der Zahnbürste angezeigt. Man lädt die evowera App und fügt die Zahnbürste hinzu. Das ist ganz OK gemacht, weniger gut finde ich auch hier wieder den Zwang, ein Nutzerkonto zu eröffnen, zumal dieses standardgemäß nach der Telefonnummer fragt und man schon genau schauen muss, um zu entdecken, dass man im oberen Bereich auch auf eine Anmeldung via Email Adresse umschalten kann. Wer ein iPhone nutzt, sollte hier nach Möglichkeit auch definitiv die Funktion nutzen, die Email Adresse zu verbergen.

Ansonsten gilt, wie immer, Zahnbürste voll laden, vor der ersten Nutzung. Die App MUSS natürlich nicht genutzt werden. Putzen tut die planck O1 auch ganz ohne App. Wer aber zu einer Zahnbürste in dieser Preisklasse greift, dürfte wohl genau wegen u.a. dieses Features dieses Modell wählen.

Design der planck O1

Der Hochwertige Ersteindruck, den wir von der Verpackung erhalten haben, setzt sich auch bei der Hardware fort. Matter schwarzer Kunststoff am Handteil, glänzend schwarze Aufsteckbürsten, die Bedienelemente von einem dezenten Chromrand umfasst, zwei Tasten, eine zur Wahl des Reinigungsmodus, eine zum Starten und Stoppen des Zähneputzens und natürlich das farb-TFT-Display. Die Form an sich ist natürlich nichts neues, hier reiht sich die evowera planck O1 bei der Konkurrenz ein.

Evowera Planck O1

Die Ladeschale selbst ist ebenfalls durchaus schick und, auf Wunsch, beleuchtbar. Dabei wird selbige aber sehr warm was auf eine nicht sehr effiziente Bauform schließen lässt.

Evowera Planck O1

Insgesamt ist das Gerät also durchaus schick und sehr hochwertig. Definitiv ein Gewinn auf der Ablage vorm Spiegel im Badezimmer!

Evowera Planck O1

Einen Kritikpunkt habe ich aber dennoch: Das TFT Farbdisplay ist leider recht niedrig aufgelöst, hat wenig Kontrast (das schwarz wirkt eher grau) und pixelig, außerdem ist es kein OLED Display. Klar, das ist eine Zahnbürste und kein Smartphone, zum Rest des Gerätes hätte aber ein knack-scharfes OLED Display viel besser gepasst.

Reinigungsleistung generell

Betreibt man die Zahnbürste im ganz ordinären Reinigungsmodus „clean“ (leider kennt das Handteil nur Englisch), so wird mit konstanter Leistung geputzt. Als Standard ist eine Putzdauer von 2 Minuten festgelegt, also 30 Sekunden je quadrant im Mund (oder eben je Innen/Außenfläche, oben und unten). Die Reinigungsleistung der planck O1 ist hervorragend und definitiv gleich gut wenn ich sogar eine Spur besser als bei der Konkurrenz. Diese Eindrücke sind aber natürlich rein subjektiv und nicht wissenschaftlich ermittelt, jedenfalls ist das Gefühl „belagsfreier“ Zähne und das, was Zahnseide noch ggf. aus den Zwischenräumen befördert, absolut auf dem hohen (guten) Niveau der Konkurrenz. Sehr gut.

Der Adaptive Reinigungsmodus

Ja, nun, das ist eines der Hauptfeatures die der Hersteller bewirbt. Laut Hersteller soll die planck O1 erkennen, wo der Nutzer geputzt hat, und wie gründlich. Hierbei sieht sich die planck O1 sieben Tage lang das Putzverhalten an und adaptiert dann ab dem 8. Tag die Reinigungsleistung. Sprich, wenn ich chronisch an einer Stelle hinten rechts zu wenig Druck ausübe, sollte das die planck O1 bemerken und dann selbständig die Putzleistung an dieser Stelle präventiv erhöhen.

Ihr merkt schon, ich verwende da gerne den Konjunktiv, die Möglichkeitsform. Denn wirklich verifizieren, dass diese Aussagen so sind, kann ich nicht. Die planck O1 verändert deutlich Frequenz und „Art“ der Vibration während des Putzvorganges, abhängig von der relativen Position im Raum. Ob dies tatsächlich zu einem verbesserten Reinigungsergebnis führt, weiß ich nicht. Man kann sich hier ohne wissenschaftlichen Test nur auf die Aussagen des Herstellers verlassen.

Was ich natürlich aus technischer Sicht zu bedenken gebe: Solch Messung über Beschleunigung und Lagesensoren innerhalb der Zahnbürste kann meiner Meinung nach nur dann zuverlässig funktionieren, wenn man als Mensch jeden Tag vollkommen gerade und aufrecht vorm Spiegel steht und auch den Kopf nicht nach unten oder oben beugt. Ich bin da ein Paradebeispiel, im negativen Sinn, versteht sich. Manchmal hab‘ ich das Handy in der linken Hand und gucke nach unten auf’s Display, manchmal lenkt mich eine Mücke überm Spiegel ab und ich schaue nach oben. Manchmal bin ich motiviert und achte besonders darauf, gründlich zu putzen…

Der „Zahnputzbericht“

…und eben WIE man die Zähne putzt will die evowera planck O1 sowohl am Display (mit drei Balken sowie einer Übersicht, wo man geputzt hat) als auch in der App mit detaillierten „Messwerten“ darstellen.

Direkt nach dem Zähneputzen stellt die planck O1 zunächst am Display dar, welchen Prozentsatz der Zähne man vollkommen geputzt hat. Das rangiert bei mir zwischen 35% und 100%. Interessanter weise erhalte ich eher die 100% wenn ich einfach eher gedankenverloren hin und her putze und dabei Twitter lese als wenn ich absolut aufrecht vorm Spiegel stehe und sehr genau putze.

Nach dieser Anzeige werden noch drei Balken dargestellt. Rot: Abdeckung (Coverage), also welchen Prozentsatz man geputzt hat, blau: Dauer (Durateion), also ob man die vollen 2 Minuten geputzt hat und grün „Stress“ – was auch immer das bedeuten soll…

Darunter wird die restliche Akkuladung sowie die restliche Lebensdauer des Bürstenkopfes angezeigt. Funfact: Nach einem Monat zweimal täglichem Zähneputzen war die Lebensdauer des Bürstenkopfes noch bei 75%. Das hieße ich könnte den Bürstenkopf vier Monate nutzen…. ähm, nein, eher nicht. Rein von der Optik des Bürstenkopfes gebe ich ihm noch einen Monat, dann muss er getauscht werden. Das macht diese Verschleißanzeige eher „gutmütig“.

Das ist aber ja nur das, was die Zahnbürste selbst anzeigt, der Zahnputzbericht innerhalb der App ist da noch wesentlich detaillierter.

Zahnputzbericht in der evowera App

Die evowera App will ja eigentlich das Aushängeschild sein, der USP (unique selling proposition, Alleinstellungsmerkmal) sind die gewonnenen Daten aus dem Zähneputzen, ein adaptives anpassen an den Nutzer und ein optimales Reinigungsergebnis bei dem aber sogar z.B. empfindliche Zahn(Fleisch)Bereiche geschont werden können. Automatisch.

Evowera App

Erfasste Daten

Folgendes wird Tag für Tag aufgezeichnet:

  • Zahnputzdauer
  • Erfassungsbereich (wieviel Prozent der Zähne wurden gründlich gereinigt)
  • Amplitudenabweichung (keine Ahnung, was das ist)
  • Zeitintervall (wieviel Stunden zwischen den Zahnputz-Sessions sind vergangen)
  • Putzstärke

Diese fünf Werte stellt evowera dann in der App dar. Ziel ist es, das „Diagramm“ optimal auszufüllen. Also 100% der Zähne zu putzen, 100% der eingestellten Putzdauer und mit nicht zu vielen Stunden zwischen den einzelnen Zahnputzvorgängen. So weit, so gut. Aber leider ist das aus Nutzersicht, wenn man nicht gerade der Nerd im Smarthome ist, eher schlecht aufbereitet. Ich bin kein Userinterface-Designer aber das ist einfach nicht gut gemacht, mach dir einfach selbst ein Bild.

Ein paar Gedanken zum UI Design der App

Die App ist irgendwie zerklüftet. Überall steht ein bisschen Information, viel Text. Ganz oben ein ellipsenförmiges Symbol, das wohl das Displayelement der planck O1 darstellen soll. Daneben steht planck O1. Tippt man das an, so gelangt man zu den Geräteeinstellungen. Es wäre viel intuitiver, wenn es unten in der Leiste einfach den Startbildschirm, dann Geräte, dann Konto gäbe. Dort sucht man in der Regal danach. Oben rechts steht der Verbindungsstatus. Auch hier gibt es gemeinhin bekannte Symbole die man hierfür verwenden könnte. Die Zahnbürste kommuniziert ja über Bluetooth – warum also nicht einfach ein blaues oder graues Bluetooth-Symbol verwenden? Warum steht der Akkuzustand nur als Text dort? Weshalb wird nicht gleich ein grünes Batteriesymbol verwendet in dem der Ladezustand steht, ergänzt um einen Blitz darüber oder daneben, wenn das Gerät geladen wird?

Die Idee des Diagramms ist ja grundsätzlich auch OK, aber das muss viel klarer, ebenfalls mit einfacher verständlichen Symbolen dargestellt werden.

Und auch die Verläufe bieten unglaublich viel Potential.

Dann finden wir unter dem Diagrammpart auch noch Kacheln. Info zur Zahnsteinbildung, Lebensdauer des Bürstenkkopfs, Einstellung für Ladelicht. Die Info zur Zahnsteinbildung gehört wenn dann irgendwo zu den statistischen Daten. Lebensdauer des Bürstenkopfs gehört rechts oben zu Symbolen für Bluetooth & Ladezustand und die Einstellung für das Ladelicht hat überhaupt nix am Startbildschirm der App zu suchen.

Nicht falsch verstehen, die funktioniert schon, die App und wenn man sie ein paar Wochen genutzt hat sieht man durchaus interessante Infos. Aber es ist kein schönes Erlebnis, aus Nutzer Sicht. Und da finde ich, sollte der Hersteller nachbessern. Wenn eine App angeboten wird, muss die mindestens so einen guten Eindruck hinterlassen, wie der Rest vom Gerät.

Sonstiges zur App

Die Einstellmöglichkeiten sind Vorbildlich. Der bevorzugte Reinigungsmodus kann z.B. direkt in der App definiert werden. Auch ob man Rechts- oder Linkshänder ist, kann festgehalten werden, ja, sogar ob es ggf. empfindliche stellen im Mundraum gibt, auf welche die evowera planck O1 aufpassen soll. Auch der „Standby“ Bildschirm kann angepasst werden. Manche mögen vielleicht eine Analoguhr, andere, so wie ich, wollen Wetter, Uhrzeit & Datum dargestellt bekommen. Für das Wetter allerdings muss man der App eine Standortfreigabe erteilen, was natürlich zu bedenken ist; hier hätte ich eine Manuelle Ortsangabe deutlich bevorzugt.

Akkulaufzeit

Der erste Pluspunkt: evowera setzt auf Lithium-Ionen Akkus im Inneren der planck O1. Das sollte eine lange Lebensdauer garantieren. Die verbauten Zellen haben eine Kapazität von 2080mAh und sollen laut Hersteller für 28 Tage Zähneputzen ausreichen. In meinem Test waren sie nach 23 Tagen leer (2x täglich 2min Zähneputzen). Drei bis vier Wochen Laufzeit mit einer Akkuladung sind also möglich, das ist ein guter Wert.

Folgekosten

Nun, natürlich geht’s hier um die Aufsteckbürsten. Die Konkurrenz verlangt so ca. 4EUR pro Aufsteckbürste. evowera verlangt das doppelte, Stand Juni 2022 zahlt man 25EUR für einen Dreierpack Bürsten. Das ist definitiv zu teuer.

Fazit

Die evowera planck O1 ist eine sehr gute elektrische Zahnbürste. Reinigungsleistung, Qualitätsanmutung und auch Lautstärke im Betrieb sowie der sehr starke Antrieb überzeugen. Das Farbdisplay könnte zwar hochauflösender sein, bietet aber mit Uhrzeit und Datumsanzeige für mich morgens im Bad einen tatsächlichen Mehrwert. Wer die evowera planck O1 wegen der erweiterten Funktionen wie der App und des adaptiven Reinigungsmodus kaufen möchte, der muss dem Hersteller vertrauen, dass dies tatsächlich wie beworben funktioniert. Die Art des Putzens variiert jedenfalls tatsächlich von Tag zu Tag und die Informationen der App sind teils auch interessant, wenngleich viel zu technisch aufbereitet.

Gerade bei der App und dem zugänglich machen der gewonnen Informationen muss evowera noch deutlich nachbessern und die Aufsteckbürsten empfinde ich als sehr teuer, das fehlende Reiseetuis ist der dritte kleine Minuspunkt. Insgesamt aber ein schönes Gerät, das sich sowohl preislich wie auch funktionell nicht hinter der Konkurrenz verstecken muss.

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