Mediacenter-Boxen… hmm, nein, so nennt man das ja nicht. WIE nennt man diese kleine schwarzen Boxen wie die hier getestete Boxee Box oder auch Apple TV? Gibt’s da ein spezielles Wort oder eine Phrase die anzuwenden ist? Nennen wir’s mal „Mediabox“ für diesen Bericht. So, jetzt kann ich die Einleitung beginnen 😉

Mediaboxen gibt’s mittlerweile wie Sand am Meer. Da gibt es solche von Western Digital für unter 100€ oder das alleseits bekannte AppleTV für knapp über 100€. Fast alle dieser Boxen haben Anwendungsbereiche, in denen sie brilieren. Apple TV z.B. bei der Anbindung an den iTunes Store und das damit (zumindest in Deutschland) verbunde große Angebot an Serien und Filmen.

Was also würde den Käufer dazu bringen, sich für Boxees Lösung, die hierzulande übrigens von D-Link vertrieben wird, zu entscheiden? Schließlich sind satte 230€ (bei Amazon) für die Box zu berappen (plusminus ein paar Zerquetschte)!

Übersicht

Nun, der größteVorteil ist natürlich, kaum hinsichtlich der abspielbaren Formate eingeschränkt zu sein und so einfach über das LAN oder aber auch angeschlossene Festplatten oder USB Sticks, ja, sogar SD Karten die diversesten Medien auf den Bildschirm zu bringen UND gleichzeitig ein recht umfangreiches Onlineangebot zur Verfügung zu haben. Nachteil: Eine Anbindung an z.B. Apples riesigen iTunes Store besteht nicht, DRM geschützte Inhalte werden natürlich auch nicht wiedergegeben, Premiumcontent ist hierzulande kaum bis gar nicht vorhanden.

Generell basiert die Software der atombetriebenen (was für ein Wort an DIESER Stelle) Box (gemeint ist der Intel Atom Prozessor ;)) auf der allseits bekannten XBMC Mediacenter-Software, die ja auch Plex zugrunde liegt. Das Interface der Boxee Box wurde aber gehörig aufgebaut und zudem mit Sozialen Komponenten erweitert. Die der Box zugrundeliegende Sotware kann auch auf einen PC oder Mac heruntergeladen und gestartet werden, und bietet so einen guten Überblick über das Bedienkonzept. Allerdings läuft auf der Box nur eine abgespeckte Version der Desktop-Software, also bitte nicht zu viel erwarten!

Verpackung & Lieferumfang

Mittlerweile hat sich glücklicherweise eine recht umweltfreundliche und dennoch stylische Verpackungstendenz abgezeichnet, der auch D-Link mit der Boxee Box folgt. Die Box kommt in schickem schwarzen Karton und glücklicherweise ohne viele Sticker und Badges die über für den Nutzer meist uninteressante Technische Fakten informieren. Die Box selbst sitzt, gut in Karton verpackt, zuoberst der Schachtel, darunter finden wir die Fernbedienung, ein HDMI Kabel, das Netzgerät.

Design & Technisches

Was Apple früher in hochglänzendem weiß lieferte, macht D-Link mit der Boxee-Box in edlem schwarz. Das Design nennt sich übrigens „sunken cube“, also „versunkener Würfel“ – wie treffend. Tatsächlich sieht’s so aus, als sei die Box ein bisserl im Untergrund versunken. Persönlich gefällt mir das extrem gut, zumal die Unerseite aus neongelbgrünem Gummi besteht und so einen netten Kontrast bietet.

Die Oberseite beherbergt lediglich einen Ein/Ausschalter, der aber nur als Taster ausgeführt ist. Auf der rechten Seite finden wir den SD Slot, vorne das beleuchtete Logo und hinten die restlichen Anschlüsse wie HDMI, 2xUSB2.0, Ethernet 10/100, digital Audio (optisch) und analog Audio (cinch). WLAN ist selbstverständlich auch integriert, sogar mit dem schnellen N-Standard. Die Maße der Box sind übrigens ca. 12x12x12cm.

 

Um mal von reiner Hardware zu sprechen, reden wir hier von einem Rechner mit Atom-CPU die auf 1,2 GHz getaktet ist. Irgendwie hatte ich mal von einer NVidia Tegra 2 CPU gelesen, das wurde nun aber anscheinend nicht umgesetzt, wohl wegen der FullHD Leistungsfähigkeit. Hmm… 1GB Hauptspeicher wurde auch noch reingepackt, das war’s. Nein, kein Festspeicher – wird die Box vom Strom genommen sind etwaig installierte Apps futsch – soviel sei gleich vorneweg gesagt.

Besonderes Augenmerk muß natürlich auch der Fernbedienung geschenkt werden. Einerseits ist es schön, daß diese mit Funktechnik ausgestattet ist und dadurch die Box von quasi überall in der Wohnung aus gesteuert werden kann. Der Nachteil aber: Eine Steuerung mit z.B. unserer Harmony One von Logitech ist damit leider nicht möglich. Außerordentlich erfreulich ist das vorhandensein eines vollen Keyboards auf der Rückseite der Tastatur – so macht das Surfen auf Youtube z.B. erst richtig Spaß! Die rückseitigen Tasten sind groß genug und weisen einen guten Druckpunkt auf. Das Steuerkreuz auf der Vorderseite der Tastatur allerdings ist teilweise etwas schwammig. Da sich außerdem über den rückseitigen Tasten keine Abdeckung befindet, kann es schon mal vorkommen, daß die eine oder andere Taste versehentlich gedrückt wird. Die Tasten sind übrigens nicht beleuchtet, zumindest von sich aus leuchtende (fluoreszierende) Tasten, wären schon nett gewesen.

Der Anschluß erfolgte in unserem Fall super schnell. HDMI Kabel & Strom, WLAN eingeloggt – fertig.

Der erste Start der Box dauert etwas länger, nachfolgend muß dann noch ein Boxee Account angelegt werden. Diese wird für alles „soziale“ benötigt. Fügt man beispielsweise Facebook und/oder Twitter hinzu, so kann man unter dem Menüpunkt „Social“ später von Freunden geteilte Medien direkt auf der Box ansehen. Das macht richtig Spaß!

Sind etwaige Softwareupdates installiert, so startet die Box neu, man darf den Bildschirm einrichten (Overscan & Co.) und kann loslegen, incl. „boxiger“ Startanimation. Dezenter als die des alten Apple TVs ist sie allemal 😉

Bedienung & Inhalte

Die grundsätzliche Bedienung der Boxee Box gibt keine Rätsel auf und ist defakto der von AppleTV sehr ähnlich. Eine Menütaste springt retour, dann gibt’s noch eine Play-Taste sowie ein Steuerkreuz das mittig die OK-Taste beherbergt. Die Rückseite der über Funk agierenden Fernbedienung weist eine komplette Tastatur auf, die die Eingabe von z.B. Suchbegriffen in YouTube o.ä. ungemein erleichtert. Prinzipbedingt drückt man aber vor allem anfangs oft mal eine der hinteren Tasten, wenn man eigentlich die vorderen bedienen will. Die Funktechnik der Fernbedienung ist einerseits sehr praktisch, da kein Sichtkontakt zur Box bestehen muß. Andererseits aber ist es ärgerlich, daß die meisten Universalfernbedienungen wie z.B. unsere Harmony One außen vor bleiben.

Das Menüsystem ist grundsätzlich logisch, eigenartig ist aber, daß gleich nach dem Starten das Menü mit großen Icons und darunter drei zufälligen Videos dargestellt wird, im weiteren Bedienverlauf allerdings mit eher einer „Menüleiste“ im oberen Bildschirmdrittel.

Lt. Boxee ist auch eine Steuerung der Box über ein Webiterface sowie via iPhone möglich, dies wurde aber von mir nicht getestet. Die Optik des Menüs ist hübsch, allerdings hätte ich mir die großen Icons des „ersten“ Startbildschirms eigentlich durchgängig gewünscht, erscheint dies doch viel ergonomischer als das reduzierte Menü das sich danach dem Nutzer bietet.

Das Menü an sich sowie die gesamte Bedienung ist flott, Verzögerungen treten selten auf. Ab und an ein Ruckler der aber nicht groß stört. Trotz der recht potenten Atom CPU aus dem Hause Intel aber ist die Box nicht ganz so flott und „smooth“ wie z.B. das AppleTV. Negativ ist mir aufgefallen, daß die Box sich offensichtlich installierte Apps nicht merkt, wenn sie stromlos geschaltet wird. Zwar können Listen von favorisierten Apps gespeichert werden, diese bleiben auch ohne Strom bestehen, die Apps selbst aber werden dann immer neu geladen. Das geht sehr schnell, ich finde es aber als unnötig, hier wären 10€ investiert in nicht flüchtigen Speicher wünschenswert gewesen.

Praktisch auch die soziale Komponente der Box. Beim ersten Start muß man einen Boxee Account anlegen. Dieser wird im Internet mit Facebook und/oder Twitter verknüpft. Wählt man danach den Menüpunkt „Friends“ aus, erhält man eine praktische und schön aufbereitete Liste der von Freunden geteilten Elemente auf Facebook und/oder Twitter. Sehr fein! Hat man gerade keine Zeit zum Ansehen, so genügt ein Klick auf das  Symbol für „Watch later“ und das betreffende File wird zum späteren Ansehen markiert. Es wird aber NICHT im Hintergrund geladen, sondern lediglich in eine Playlist eingereiht, wie man sie auch von YouTube kennt.

Beim ersten Start fragt die Box außerdem, ob man eher mehr Filme aus dem Netz ansieht oder eher mehr Filme auf den eigenen Festplatten verwaltet. Was die Box dann unterschiedlich macht, basierend auf dieser Auswahl, ist mir nicht ganz klar. Am Mac freigegebene Ordner werden nur dann erkannt, wenn diese auch für Windows dezidiert freigegeben werden. DLNA Freigaben wurden in unserem Test leider ignoriert.

USB Sticks mit Medien, sogar 1080p M4V Videos oder hochauflösende Fotos werden anstandslos erkannt und man kann durch die Dateien schmökern, gleiches gilt für die Benutzung des SD-Card Slots. Bis auf das Manko mit DLNA sowie Mac-Freigaben funktionierte der Zugriff über WLAN reibungslos, eine Anbindung über Ethernet bietet aber anscheinend höhere Geschwindigkeiten.

Anzumerken sei auch, daß bei Medien im Netzwerk oder auch von USB/SD bei uns kein Scan der Medien erfolgte hinsichtlich zusatzdaten aus IMDB usw. Die Boxee Software selbst soll es anscheinend können – hatte wohl aber während des Tests einen schlechten Tag. Hmm…

Hinsichtlich der Konfiguration und der Einstellungen läßt die Boxee Box eigentlich keine Wünsche offen. Jede Kleinigkeit kann angepaßt werden. Im folgenden Video seht ihr auch einen Großteil der Menüpunkte, die konfiguriert werden können.

httpvh://www.youtube.com/watch?v=Ls_30VfUOzA

Fazit

Uneingeschränkt empfehlen kann ich die Box zur Zeit nicht. Aber das heißt nicht, daß sie schlecht ist. Es sind nur einige Punkte, die seitens D-Link, bessergesagt Boxee, geklärt werden müssen. Die Software bedarf noch Verbesserung und natürlich muß das Filmangebot hier in Europa noch stark erweitert werden, schließlich wird genau das für die Box stark beworben. Als Mediaplayer lokaler Inhalte auf Platten, USB Sticks oder SD Karten ist die Box genial, das alles funktioniert recht einfach. Wird am Menüsystem ggf. noch nachgebessert, könnte man bald ein richtig tolles und obendrein totschickes Gerät neben dem Fernseher stehen haben. Wie gesagt, die Möglichkeit regelmäßiger Softwareupdates, ist hier der Hoffnungsträger.

Generell kann ich die Box all denjenigen, die viel auf YouTube surfen (auch wenn die entsprechende App noch getuned werden muß) und viele lokale und vielfältige Inhalte ihr Eigen nennen, empfehlen. Wer allerdings hauptsächlich via iTunes unterwegs ist und auch dort für i-Devices einkauft, sollte besser zu AppleTV greifen. Die Box ist am meisten für Leute die „70% Geek aufwärts“ sind, geeignet. 😉

 

Zusatzinfo

Bis ende März hat Boxee angekündigt das Softwareupdate auf Version 1.05 angekündigt. Dabei soll der Browser der Box groß überarbeitet werden. Die iPad App soll dann übrigens auch auch einige soziale Erweiterungen erhalten.