1386075140Diesmal möchte ich euch einen Testbericht mit etwas anders gearteter Thematik präsentieren. Es geht weder um Software noch Computerhardware sondern es geht in die Richtung „Smart Home“. Ich habe mir nun die vergangenen Monate den intelligenten Strommesser „Smappee“ angesehen, hier meine Erfahrungen…

Wozu Smappee?

Smappee erkennt Verbraucher automatisch. Besser gesagt, er erkennt unterschiedliche Stromverbraucher und gibt dem Nutzer die Möglichkeit z.B. zu sagen, dass das Gerät 1 der Geschirrspüler ist, Gerät 2 das Licht am Flur und Gerät 3 der iMac ist. Durch diese Erkennung und mehr oder minder eindeutige Zuordnung können auch Stromsünder ausgemacht werden. z.B. können manche Funkschalter für Licht oder Heimino eklatant mehr Strom im Standby verbrauchen als die eigentlichen Geräte die sie Stromlos schalten sollten. Auch könnte sich der 20 Jahre alte Tiefkühler als Kostenfalle entpuppen. Hier versucht Smappee Abhilfe zu schaffen indem er den Stromverbrauch jedes Gerätes visualisiert, aufzeichnet und damit greifbar macht (bzw. machen soll).

Lieferumfang

Smappee kommt mit drei Messkabeln inklusive Stromklemmen sowie einem Stromkabel und Netzgerät sowie mindestens einem Funkschalter daher. Dies betrifft freilich nur die hier getestete Variante für dreiphasige Strommessung ohne Solar-Unterstützung; je nach Wahl des Pakets gibt es auch Varianten mit Auslegung für Solar oder auch drei Funkschaltern. Zum Funkschalter später mehr.

Installation

Theoretisch ist die Installation von Smappee einfach, allerdings muss immer bedacht werden, dass die Stromklemmen, obwohl sie keine leitende Verbindung zu stromführenden Teilen haben sondern induktiv den Strom messen, im Zählschrank noch vor dem FI Schalter angeklemmt werden müssen. An sich ist dies problemlos zu bewerkstelligen, in meinem Fall gab es dennoch ein paar kleinere Problemchen:

  • Unser Zählschrank ist vollgestopft mit Leitungen und Sicherungen. Ein Anbringen der Stromklemmen war sehr schwierig und bedurfte durchaus ein wenig „Herumgebiege“, was angesichts der stromführenden Teile ein etwas mulmiges Bauchgefühl hervorrief.
  • Erschwert wird dies vor allem durch eine etwas klobige Ausführung der Stromklemmen. Das ist zwar Technologie bedingt, dürfte aber sicher vielfach zu genanntem Problem führen.
  • Nach der Installation der Stromklemmen wollte Smappee einfach nicht mit den Messungen beginnen. Erst eine Kontaktaufnahme beim Supportteam behob das Problem und Smappee startete die Aufzeichnungen. Lt. Support war die Installation (aus irgend einem Grund) nicht vollständig abgeschlossen worden, was dazu führte, dass die Messungen nicht gestartet wurden.

Grundsätzlich waren aber die Antworten des Supports sehr ausführlich, schnell, freundlich und bemüht – Pluspunkt für Smappee. Des Englischen sollte man aber mächtig sein. Ob es sich hier um ein vereinzeltes Problem handelte oder es öfters auftritt, vermag ich leider nicht zu sagen. Hauptsache, es wurde schnell gelöst.

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Design

Smappee ist nicht wirklich „schön“ aber auch keineswegs hässlich. Der Strommonitor ist im Prinzip ein weißes ovales Kästchen mit einem Taster auf der einen und den Anschlüssen für Strom und die Stromklemmen auf der anderen Seite. Unter seinem weißen Gehäuse befindet sich eine mehrfarbige LED um den Betriebszustand anzuzeigen. Arbeitet Smappee ordnungsgemäß so pulsiert die LED langsam grün.
Neben dieser grünen Anzeige gibt es ein ganzes Arsenal an anderen Farb- und Blinkbotschaften. Die ausführliche online Anleitung sollte man in jedem Fall konsultieren um stets über den Betriebszustand informiert zu sein.

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Messungen

Schön an Smappee ist die Tatsache, dass man als Anwender vorerst überhaupt nichts machen muss. Es bedarf lediglich etwas Geduld zu warten, bis Smappee die ersten Geräte erkannt hat. Die Messung des gesamten Stromverbrauchs erfolgt dabei natürlich fortlaufend.

Wird also ein neues Gerät erkannt, so kann es in der Smappee App oder auch im Webinterface eingesehen werden und alle Schaltzeiten und der Stromverbrauch werden dargestellt.

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Bei modernen Haushalten mit vielen unterschiedlichen Verbrauchern kann es aber schnell zu über 40 erkannten Geräten kommen – dann wird’s leider etwas mühsam herauszufinden, welches Gerät welcher Verbraucher ist. Sind die 100W um 8 Uhr morgens nun das Licht am Flur oder im Badezimmer? Sind die 2500W um 19:30 nun der Geschirrspüler oder die Kochplatte des Induktionsofens oder gar eine Kombination aus beidem?

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Letztlich kann man Smappee hier keinen Vorwurf machen; wenn Geräte einen ähnlichen Verbrauch haben kann nur der Nutzer herausfinden, welches Gerät nun tatsächlich den Stromverbrauch verursachte. In der Smappee App kann zudem eine Benachrichtigung ausgelöst werden wenn das eine oder andere Gerät einschaltet bzw. eingeschaltet wird. Steht man also gerade am Herd und hat die Platte eingeschaltet und bekommt nun die Benachrichtigung die man zuvor angefordert hat, so kann man das neue Gerät benennen. Es ist auch möglich, verschiedene „Geräte“ miteinander zu kombinieren, um z.B. alle vier Kochplatten als E-Herd zusammenzufassen.

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Das ist alles in der Theorie nett. In der Praxis ist es aber leider sehr mühsam, bei 40 unbekannten Geräten jedem seine tatsächliche Aufgabe zuzuordnen. OK, von mühsam nun leider zu eher unbrauchbar: Ist nun Smappee ein Weilchen in Betrieb so sieht man eine Vielzahl an unterschiedlichen und vor allem gleich anmutenden Verbrauchern. Da sind dann zig Verbraucher mit sagen wir mal um die 200W. Nun benennt man einen dieser Verbraucher, z.B. durch den Erhalt vorher genannter Benachrichtigungen um. Allerdings passiert’s dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass auch die anderen 200W Verbraucher plötzlich unter dem Namen des gerade umbenannten aufscheinen. Damit wiederum wird leider ein großer Teil der Lernfähigkeit zunichte gemacht.

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Theoretisch hat Smappee auch einen Lernmodus bei dem dezidiert ein Gerät ein- und wieder ausgeschaltet wird und, sofern es erkannt wird, auch benannt werden kann. Leider funktioniert dies nicht immer und wenn, dann leider nicht zuverlässig. Auch hier kann Smappee nur zum Teil die Schuld gegeben werden. Selbst mein Toaster hat unterschiedliche Energiesignaturen, je nachdem, ob ich das Auftauprogramm oder das normale Programm wähle; dito für Geschirrspüler, Backofen oder Dampfgarer oder Homeentertainment. Bei letzterem ist z.B. manchmal der Receiver an, manchmal nicht, manchmal die Wii U, manchmal die PS3 usw. Es ist also für Smappee unglaublich schwer, hier alle einzelnen Signaturen zu erkennen und es ist für den Anwender schwierig herauszufinden, wie diese „Geräte“ am besten angelegt werden können.

Summa summarum kann Smappee mit viel Geduld zwar vieles beigebracht werden; am besten, indem man einzelne Stromkreise komplett abschaltet und dann versucht, den lernprozess mit möglichst wenigen gleichzeitigen Kleinstverbrauchern zu starten, die Frage ist nur leider, wieviele Nutzer sich diese Arbeit tatsächlich aufbürden. Selbst ich Geek habe irgendwann aufgegeben und das Resultat sieht man gut im obigen Bild das eine lange Liste nicht erkannter Geräte aufzeigt.

Automatisch Geräte schalten

Hört sich gut an, nichtwahr? Bei hohem Verbrauch schaltet eine von Smappee gesteuerte Steckdose automatisch ab. (z.B.)

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Aber wenn man so drüber nachdenkt – wo würde ich das wollen (sofern ich nicht vermeiden muss, dass eine zu schwach dimensionierte Sicherung unter gewissen Umständen abschaltet)? Wenn ich Wäsche trocknen muss ist nun mal der Stromverbrauch hoch. Was soll ich stattdessen abschalten – den Elektroherd? Die Kaffeemaschine während des Brühens, das Licht im Bad ohne Tageslicht? Zu direkt gedacht… Die Möglichkeiten der Auslöser von Smappee sind nämlich viel weitreichender. So kann z.B. Sonnenauf- oder Untergang als Auslöser verwendet werden. Oder das Erreichen oder Verlassen eines Standortes. Auch kann z.B. gesagt werden dass eine generelle „hohe Aktivität“ also viele aktive Verbraucher z.B. die Ambientbeleuchtung aktiviert. Hat Smappee z.B. den iMac erkannt so könnte man sagen dass die Schreibtischlampe angeht, sobald der iMac aktiv ist usw.

Was ich persönlich hier aber noch spannender finde ist der Fakt dass die zugehörigen Stecker einfach günstig sind. Drei dieser Stecker können für 34,90€ gekauft werden. Teuer? Keineswegs. Wer eine einfache Heimautomatisierung aufbauen will um z.B. zeitgesteuert Verbraucher ein- oder auszuschalten kann sich hier günstig eindecken. Vergleichbare Stecker aus dem Z-Wave System sind um ein vielfaches teurer (dafür auch vielfältiger einsetzbar da Z-Wave ein weithin anerkannter Standard ist.

Abgerundet wird die Integration von Steckern und ihren Auslösern durch einen Urlaubsmodus – ein Tap am Bildschirm des iPhones und schon sind bis zur Rückkehr alle Stecker deaktiviert. Einzelne Stecker wiederum können auch bequem von dieser „Alles aus“ Funktion ausgenommen werden – der Tiefkühler sollte ja vermutlich während des Urlaubes weiterlaufen. Das ist aber noch nicht alles…

Smappee & IFTTT

Während unseres Testzeitraumes erweiterte der Hersteller die Funktionalität durch eine Integration von IFTTT. So kann Smappee hier einerseits Auslöser liefern (Geräte schalten sich ein oder aus, Verbrauch steigt oder fällt unter einen Schwellwert oder z.B. bei hohem oder niedrigem Solarstrom), andererseits aber auch auf Auslöser anderer IFTTT Channels reagieren indem er seine Stecker ein- oder ausschaltet. Alles in allem wird dem Nutzer hiermit ein nochmal stärkeres System in die Hände gelegt; denn anders als fast alle anderen Heimautomatisierungslösungen hat Smappee damit nicht nur Stromverbrauch sondern darauf basierend Aktionen, Internetanbindung, Aufzeichnung und Schaltmöglichkeiten verbunden. Super!

Einzig was ich bei IFTTT nach wie vor vermisse sind kombinierte Auslöser, also Aktionen die mit „UND“ verknüpft sind. Ich würde z.B. gerne sagen können: Schalte alle Hue Lampen ein bei Sonnenuntergang UND wenn mehrere Verbraucher aktiv sind. Das kann leider IFTTT derzeit (noch) nicht.

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Smappee Webinterface

Nun haben wir Smappee vielfach gelobt – leider gibt’s nun für’s Webinterface Rüffel. Leute, ein freundlicher Designer sucht bestimmt in eurer Nähe einen Job – so geht das doch nicht. Das Webinterface ist einfach nicht ergonomisch und auch nicht schön… Was meint ihr, unsere Leser?

Das mal zur Optik. Leider aber ist die Funktionalität auch sehr eingeschränkt. Weshalb bietet mir als Nutzer das Webinterface nicht die Möglichkeit, Schalter zu konfigurieren oder auch Geräte umzubenennen? Alles was das Interface kann ist, statistische Daten zu liefern. Gut und schön, aber leider zu wenig. Hier sollte der Hersteller dringend nachbessern.

Smappee App

Ohne die Smappee App läuft mal gar nix. Auch die Smappee App zeichnet sich leider nicht durch hervorragendes Design aus. Nein, die App ist nicht hässlich, sie stürzt auch nicht ab und sie verrichtet ihren Dienst – sie macht aber auch nicht wirklich Spaß sie zu benutzen und ruft auch nicht das Gefühl „wow, was für ein tolles Produkt!“ hervor.

Die App erfüllt ihren Zweck; nicht mehr, nicht weniger. Sie verleitet aber (leider) nicht dazu, möglichst oft geöffnet zu werden. Gerade mit iOS 8 könnte man z.B. ein Verbrauchswidget liefern das grafisch und im iOS 8 Design über das Notification Center den Verbrauch anzeigt. Man könnte dort natürlich auch Schalter platzieren. Man könnte zudem z.B. Nutzern zeigen, welche Verbraucher besonders viel Strom in den Grafiken verbraucht haben usw. – all das fehlt (derzeit) leider. Ich hoffe, der Hersteller liefert hier bald ein umfassendes Update!

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Smappee App für Android

Erkenntnisse

Persönlich habe ich erkannt, dass ich durchaus 100W einsparen kann, indem ich über z-wave kompatible Schalter (oder den mitgelieferten Smappee Schalter) automatisiert den Standbyverbrauch reduziere und den Server nächtens herunterfahre. Ich sehe auch, dass an Tagen an denen die Wäsche gemacht wurde, sich der Stromverbrauch verdoppelt oder teilweise verdreifacht hatte, verglichen mit den Tagen, an denen nicht gewaschen wurde. Und ich sehe zudem, dass naturgemäß Wochenenden, die man zu Hause verbringt, dank Fernseher und Computer viel mehr Stromverbrauch generieren, als normale Arbeitstage.

Speziell die Möglichkeit, die einzelnen Tage und auch den grafischen Verlauf einsehen zu können und auch alles tabellarisch aufgelistet zu bekommen, ist ungemein praktisch, um versteckten Verbrauchern auf die Spur zu kommen – egal, ob Smappee nun alle Verbraucher einwandfrei erkennt, oder nicht.

Verbesserungswünsche

Erstmal ein Designer für die App. Sorry Smappee, die Optik ist hier leider wirklich suboptimal. Was sollen diese Blubberblasen beim Start? Smappee richtet sich an Menschen, die nicht groß alles konfigurieren und einstellen möchten, es sollte selbsterklärend, einfach und frisch sein; das liefert die App derzeit leider nicht.

Gleiches gilt für das Webinterface. Bitte erst mal einen Designer da ran lassen, das sieht einfach nur unfertig aus. Diagramme ufern nach oben und unten in manchen Browsern aus, Zeiträume können nicht eingegrenzt werden, Anmeldeinformationen werden nie gespeichert und man kann auch nicht definieren, welche Ansicht man als Startansicht wünscht. Und die Tips die man erhält sind zwar nett aber unglaublich mühsam zu löschen; das Menü ist unübersichtlich (Diagramme und Tabellen haben im Menü die selben Symbole) und derzeit nur auf Englisch verfügbar. Hier wird einfach unglaublich viel Potential verschenkt, was schade ist, denn die DATEN die Smappee über den Stromverbrauch sammelt, wären ja alle da.

So zeigen die Diagramme z.B. nicht, wie oben erwähnt, welches der Geräte Verbrauchsspitzen generiert. Gerade DAS wäre doch interessant?!

Tja und dann die Geräteerkennung… eine nette Idee, aber es kann nicht sein, dass man z.B. das Gerät mit 1341W (weil es immer um 5:35 morgens einschaltet) als Kaffeemaschine Identifiziert, es dann aber (lt. Smappee) plötzlich am Abend davor aktiv war – das war nämlich die kleine Platte vom Induktionskochfeld. Auch hier muss dringend nachgebessert werden.

ICH weiß z.B. nun nach dem Testzeitraum, dass mein Server etwa 50W „Dauerverbrauch“ verursacht. Erkannt wurde er aber von Smappee nicht als einzelnes Gerät. Wie auch? Die Startzeit ist viel länger als das Zeitfenster zum „Lernen“ in der Smappee App und je nach Last schwankt auch der Verbrauch…

Fazit

Die Idee hinter Smappee ist großartig. Im Großen und Ganzen funktioniert Smappee auch. – Das Anlernen bzw. Erkennen neuer bzw. generell der vorhandenen Geräte resultiert aber in einem langwierigen Katz und Maus Spiel bis erkannte Geräte mit eindeutigen Namen versehen sind und die App erleichtert dies leider nur bedingt, da viele Funktionen nicht eindeutig erkennbar sind.

Außerdem läßt die Erkennungsgenauigkeit für Geräte leider zu wünschen übrig. Wie kann es sein, dass die Kaffeemaschine mit dem Induktionskochfeld verwechselt wird? Bei Kleinstwohnungen bzw. Haushalten mit extrem wenigen Verbrauchern dürfte das klappen, bei den meisten, mit Elektrogeräten vollgestellten Wohnungen und Häusern unserer Zeit, leider nicht.

Durch die große Vielfalt an Elektronik  und mangels eines einheitlichen Datenbussystems über das sich die Geräte melden könnten kann man hier aber aber sicherlich nur zum Teil Smappee einen Vorwurf machen. Konzeptionell und speziell durch die Integration von IFTTT ist der Smappee Monitor ein hilf- und aufschlußreiches Kästchen das derzeit aber noch mit mauer Software sowohl bei seinen Apps als auch im Web zu kämpfen hat und das Versprechen, versteckte Verbraucher zu entdecken, leider nur bedingt einlösen kann.

Kann ich Smappee empfehlen? Hmm… bedingt. Wer dem Stromverbrauch tatsächlich auf den Grund gehen will und sehr viel Zeit (und Geduld) für die Geräteerkennung mitbringt, wird happy sein. Und die IFTTT Integration sowie die günstigen zukaufbaren Schalter finde ich grenzgenial. Otto Normaluser wird, fürchte ich, beim derzeitigen Stand der Dinge zwar den generellen Verbrauch reduzieren können (Stichwort: standby) aber bei der langwierigen Verbrauchersuche das Handtuch werfen.

Smappee gibt’s beim Hersteller ab 199€ zu kaufen.