Als vor einigen Tagen Tweetbot endlich als finale Version für den Mac erschien war die Freude bei allen Fans groß. Lange war Tweetbot angekündigt gewesen und einige waren sogar in den Genuß der „public Alpha“ gekommen, also einer kostenfreien und öffentlich verfügbaren Alpha-Version, der Software.

Während Tweetbots Entwicklung allerdings führte Twitter neue Regelungen ein, die vor allem die Hersteller von Drittsoftware, wie auch Tweetbot eine ist, ein. Twitter vergibt an Entwickler sogenannte „Tokens“ die für die Funktion der Software mit Twitter unabdingbar ist.

Tapbots bekommen für Tweetbot für den Mac 200.000 Tokens. Nachdem diese Tokens aufgebraucht sind, können keine weiteren Kopien von Tweetbot mehr an Nutzer verkauft werden, da Tweetbot schlicht und ergreifend nicht mehr funktionieren würde. Und hier haben wir auch schon den Hauptgrund für den hohen Preis von 15,99€. Eine (sorry) hirnrissige Politik seitens Twitter, die auf den Schultern hervorragender Entwickler wie Tapbots ausgetragen wird…

Warum aber Tweetbot jeden Cent wert ist und unangefochten der beste Twitter Client überhaupt ist, wollen wir uns hier nun ansehen!

Tweetbot setzt auf eine Mischung aus Gesten und klassischen Tastaturkürzeln. So kann z.B. durch ein wischen von links nach rechts mit zwei Fingern auf einem Tweet die zugehörige Konversation geöffnet werden und durch nochmaliges ausführen dieser Geste auf einem Tweet die Detailansicht des selbigen angezeigt werden. Oberhalb sehen wir in diesem Fall dann etwaige Replies.

Richtig stark wird Tweetbot aber durch die Tastaturkürzel. So können z.B. alle sogenannten „Tabs“ der App über CMD+0 bis 9 aufgerufen werden. CMD+1 öffnet die Timeline, CMD+2 die Erwähnungen usw. Dies erleichtert die Arbeit ungemein – spricht aber natürlich auch eher die pro-User an als denjenigen der gelegentlich mal bei Twitter vorbeischaut.

Um die Übersicht besser zu wahren bietet Tweetbot  zusätzlich die Möglichkeit, Tabs auszublenden. Dies kann über das Menü „View“ in der Menüleiste durchgeführt werden. Wer, so wie ich, z.B. Listen oder Stummschaltefilter kaum oder selten nutzt, wird auch die zugehörigen Tabs eher nicht dauerhaft angezeigt benötigen. Über zugehörige Tastenkürzel können diese Sektionen aber natürlich jederzeit aufgerufen werden.

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Nicht vergessen sollte man aber natürlich auch die Tastenkürzel die in der Timeline selbst zur Anwendung kommen können. So scrollt CMD+oben oder unten zum oberen oder unteren Ende der Timeline und CMD+Shift+N öffnet das gewählte Tab in einer neuen Spalte. Wer (auf deutschem Tastaturlayout) CMD+Option+5 oder 6 drückt, schaltet zum nächsten Tab und wieder zurück. Sehr fein. Nur etwas irreführend, dass im Menü „CMD+]“ z.B. steht; wer also nicht weiß, wie die Eckige Klammer geschrieben wird, sieht hier buchstäblich durch die Finger 😉

Sehr schön auch die Möglichkeit, die Spalten beliebig am Bildschirm zu verteilen und auch aneinander andocken zu lassen. Einzig ein Vollbildmodus fehlt hier um quasi den totalen Informations-Overkill einzuleiten.

 

Auch schön ist die Möglichkeit, sich über „CMD+U“ direkt einen Nutzer anzeigen zu lassen. Tweetbot versucht hier die Benutzernamen zu vervollständigen und leistet dabei ausgezeichnete Arbeit.

Richtig flott wird’s aber, sobald man CMD+N drückt um einen neuen Tweet zu schreiben und selbigen mit CMD+Enter abzuschicken. CMD+W wiederum schließt den Entwurf und speichert selbigen. Auch sehr praktisch.

Natürlich stehen aber auch Retweets und Replies über Tastenkürzel zur Verfügung. Ist ein Tweet markiert und man drückt „T“ so wird ein Retweet initiiert, Option+T führt zu einem „Quoted“ Retweet, bietet dem Nutzer also die Möglichkeit, selbst noch seinen Senf hinzuzufügen. „F“ wiederum favorisiert eine Nachricht der Timeline und CMD+K markiert alle Tweets des gewählten Tabs als gelesen. Ihr seht schon, wer Tweetbot länger eingehend nutzt kann hier richtig schnell mit Tastenkürzeln arbeiten.

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Aber: Eine Software ist nur so gut wie ihr Interface. Entsprechend erscheinen, sobald sich der Mauszeiger über einer Nachricht befindet, auch Symbole um zu antworten, zu retweeten oder weitere Funktionen auszuführen. Man ist also keineswegs auf Tastenkürzel angewiesen.

  

Besonders schön auch die Darstellen von Medien die an Tweets angehängt wurden. Bilder und Videos werden beispielsweise als Miniaturen in-line angezeigt und können per Mausklick geöffnet werden. Die Optionen von Tweetbot wiederum ermöglichen es zu definieren, ob Links im Hinter- oder Vordergrund geöffnet werden sollen. Das ist ausgesprochen hilfreich.

Klickt man z.B. auf ein angehängtes Bild, so wird es in einem eigenen Fenster geöffnet. Per „ESC“ oder mit einem Klick auf das „x“ links oben kann das Bild natürlich auch schnell wieder geschlossen werden. Videos werden auf der zugehörigen Videoseite im Browser geöffnet. Schön hier auch, dass die Fotos zusätzlich einen sharing-Knopf aufweisen.

Was ich mir noch gewünscht hätte, wäre eine erweiterte Steuerung mit Gesten. z.B. drei Finger Gesten um zwischen Spalten umzuschalten usw. aber wer weiß, vielleicht kommt das ja noch in einer zukünftigen Version. Updates wurden nämlich, trotz der bedauerlichen Token-Praxis seitens Twitter, von den Tapbots zugesichert.

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Das perfekte Paket wird dann noch durch die umfangreichen Optionen zum Teilen von Inhalten abgerundet.

So kann z.B. verschiedene URL Verkürzer (Twitter, Bitly, CloudApp, Droplr, Custom) ebenso wie ein diverseste Bilderupload-Services (CloudApp, Droplr, Lockerz, img.ly, Mobypicture, Pikchur, Posterous, Twitgoo, TwitPic, Yfrog, Twitter & „Custom“) verwendet werden. Speziell die Möglichkeit als Dienst zum später Lesen z.B. Pocket oder auch Instapaper zu verwenden (neben Bitly, Pinboard und Readabilty), und das separat je Twitter-Account, hat es mir angetan. Perfekt.

Schön gelöst auch die Integration von LBS (Location Based Services). Auf Wunsch kann neuen Nachrichten die Ortsangabe hinzugefügt werden. Wer mag kann aber auch direkt aus einer Liste von POIs (Points Of Interest) die nächstgelegene Attraktion auswählen.

Zu guter letzt bietet Tweetbot natürlich auch ein Menüleisten-Symbol an. Hier kann man sich ausgesprochen schnell einen Überblick über die Anzahl von Antworten, Direktnachrichten oder auch ungelesener Nachrichten verschaffen, und das schön aufgegliedert je Account. Natürlich führt ein Klick auf die jeweilige Sektion auch direkt dorthin. Perfekt.

Synchronisation & Plattformen

Eine der großartigsten Funktionen von Tweetbot ist aber die funktionierende Synchronisation der Timeline. Entweder über Tweetmarker oder iCloud kann der aktuelle Lesestand festgehalten werden. Lese ich einen Tweet am iPhone ist dieser automatisch am iPad oder Mac ebenfalls der letzte gelesene Tweet in der Timeline. Endlich funktioniert dies einwandfrei und man muß sich keine Gedanken mehr machen, wo man aufgehört hatte, die Tweets der Timeline zu lesen.

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Tweetbot ist für den Mac, für iPhone und iPad verfügbar. Funktionsvielfalt und die grundsätzliche Bedienung sind auf allen drei Plattformen sehr ähnlich, wenngleich jede der Versionen die Vorteile der jeweiligen Plattform perfekt nutzt.

[app 428851691]

[app 498801050]

Fazit

Besser geht nicht. Wenn man noch kleinere Wünsche hat (z.B. mehrere Gesten oder einen Vollbildmodus) so ist dies meckern auf extrem hohen Niveau. War vor einigen Jahren die hauseigene Twitter-App noch „top“ so ist sie mittlerweile tot und begraben. Der neue Stern am Himmel heißt Tweetbot. Egal, für welche Plattform man sich entscheidet. Die 15,99€ sind extrem gut angelegt, von unserer Seite also eine klare Empfehlung!