Zwei Jahre ist mein letzter Test einer Reolink Kamera, damals des Modells Argus 2 nun her. Überhaupt gibt es am Markt eine Vielzahl an Kameras mit unterschiedlichsten Vor- und Nachteilen. Der Hersteller hat mir nun die Reolink Argus PT (PT steht für pan & tilt, also schwenk und neigbar) kostenlos zum Test zur Verfügung gestellt. Wie gut sie sich in der Praxis bewährt, soll dieser Testbericht zeigen.
Videoreview
Verpackung & Lieferumfang
Gewohnt vollständig ist der Lieferumfang der Reolink Argus PT. Wir finden die Kamera, eine Halterung sowie eine aufschraubbare Antenne für verbesserten WLAN Empfang in der Box. Weiters werden auch eine Nadel zum Zurücksetzen der Kamera und eine Schablone für die Bohrlöcher, sowie Schrauben, Dübel und ein Micro USB Kabel zum Aufladen und ein Haltegurt beigelegt. Wer sich nun fragt, wo der Akku ist: Dieser ist fest in der Kamera verbaut und nicht vom Nutzer wechselbar; das ist schade; auch schade ist der viele in der Verpackung eingesetzte Kunststoff, das ginge noch besser.
Was NICHT mitgeliefert wird ist eine Micro SD Karte zum Aufzeichnen der Aufnahmen. Bitte denkt also daran, eine ausreichend große Karte gleich mit zu bestellen.
Inbetriebnahme der Reolink Argus PT
Hier haben wir (leider) keine HomeKit kompatible Kamera vor uns, dennoch hat der Hersteller die Hausaufgaben gemacht und die Inbetriebnahme der Kamera einfach gestaltet.
Einfach die Reolink App laden und den Anweisungen folgen. Im Zuge der Einrichtung wird dann nach Angabe der WLAN Daten ein QR-Code von der App erstellt, der sodann einfach vor die Kameralinse gehalten werden kann, um der Kamera das WLAN mitzuteilen.
Hierbei begleitet die Kamera den Prozess mit englischen Sprachansagen, die zudem kontinuierlich wiederholt werden. Das kann praktisch sein, es kann aber nach der 15. Wiederholung auch gehörig nerven. Und speziell falls man kein Englisch spricht, könnten diese Sprachansagen Nutzer eher verunsichern. Nunja.
Insgesamt bin ich mit dem Setup-Prozess zufrieden.
Kritikpunkt: 5Ghz WLAN Netzwerke werden leider auch bei der Reolink Argus PT nicht unterstützt. Weiters scheint der WLAN Empfang der Kamera selbst mit Antenne eher mittel gut zu sein. Zwar konnte ich mich mit und ohne Antenne zuverlässig mit meinem Netzwerk verbinden, allerdings wurde von meinem Router nur mittelmäßiger WLAN Empfang seitens der Reolink Argus PT bescheinigt.
Generell gilt: Bitte VOR der Montage prüfen, ob am gewünschten Installationsort ausreichend WLAN Empfang besteht!
Technisches
- 6500mAh Akku, LiIon, fest verbaut
- 1080p Auflösung, 105° Blickwinkel, schwenk und neigbar (h 355°, v 140°)
- Nachtsicht LEDs mit bis zu 10m Reichweite
- SD Karten Slot für Karten bis 64GB
- Status LED
- Bewegungssensor (PIR) mit 90° Erfassungsbereich
Montage
Die meisten werden diese Kamera wohl am mitgelieferten Haltewinkel über Kopf montieren. Mittels Schrauben kann dies zuverlässig und schnell erledigt werden. Ein Ankleben allerdings ist mit dem Haltewinkel kaum möglich.
Im Haltewinkel befindet sich zudem eine Montageplatte für die Deckenmontage, sollte diese gewünscht sein.
Mittels des mitgelieferten Haltegurts kann man mithilfe des selben den Haltewinkel auch an Baumstämmen oder Pfosten befestigen. Ich würde da aber immer die Schraubvariante bevorzugen.
Leider gibt es beim im Bundle bzw. auch separat erhältlichen Solarmodul diese Option des Haltegurtes nicht, hier muss zwingend geschraubt werden – das ist schade.
Die Reolink App
Nun, die Reolink App funktioniert, das ist schon mal gut. Wie ich geschrieben habe, ist der Einrichteprozess gut gelöst und auch auf Tablet oder Zweithandy kann man sich flott mit der Kamera verbinden und das Video einsehen.
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Starten wir die App, so sehen wir zunächst die Geräteübersicht. Jede verbundene Kamera wird mit dem letzten Bild, das sie übermittelt hatte, als sie verbunden war, dargestellt, zudem haben wir direkt zugriff auf den Bewegungssensor (ein/aus) und die Einstellungen.
Über die Jahre hat Reolink die App laufend verbessert; so ist diese mittlerweile deutlich besser bedienbar als noch bei meinem Test der Reolink Argus 2. Hat man mehrere Kameras im Einsatz, so kann in der Detailansicht einfach durch links und rechts wischen zwischen den Kameras umgeschaltet werden.
Unter dem Videobild finden wir Tasten zum Pausieren, zum Ton Einschalten, um ein Foto oder eine Videoaufzeichnung zu machen und wir können die Videoqualität zwischen niedrig und hoch einstellen. Interessanterweise bietet Reolink her die Möglichkeit diese beiden Modus sogar auf die eigenen wünsche anzupassen! Vollbildmodus ist natürlich ebenso möglich, kann aber einfach durch drehen des Smartphones eingeschaltet werden.
Gut gefällt mir auch, bei mehreren Kameras viele verschiedene Darstellungsmöglichkeiten zu haben. Einzelne Kameras, oder bis zu vier auf einem Bildschirm, oder mittels eines „immersiv“ genannten Modus nur die Kamerabilder ohne Bedienelemente.
In der Detailansicht jeder Kamera kann man zudem auch über die Kamera sprechen, quasi also „Diebe oder Eindringlinge direkt stellen“ oder aber auf aufgezeichnete Aufnahmen zugreifen.
Letzteres ist leider weniger gut gelöst, hier wäre eine kontinuierlich scrollbare Zeitleiste einfacher für den Nutzer als z.B. mühsam von Monat zu Monat springen zu müssen. Leider haben die einzelnen Aufnahmen auch keine Vorschaubilder, sodass man mühsam jede Aufnahme einzeln kontrollieren muss. Bitte verbessern, Reolink!
Hat man aber den gewünschten Clip gefunden, so kann dieser mit einem Tap öffnen und mit einem weiteren Tap auf’s Smartphone heruntergeladen werden.
Im Einstellmenü sind die Optionen recht überschaubar. Solange die Kamera mit einem Netzwerk verbunden ist, man also Zugriff hat, kann man ihr auch einfach ein neues WLAN Netzwerk beibringen. Der Ladezustand der Batterie wird natürlich angezeigt, ebenso, ob eine Solarzelle mit der Kamera verbunden ist.
An Bildeinstellungen können wir lediglich die zuvor genannten Qualitätsstufen definieren, das Bild um 180° drehen und festlegen, ob wir Farb- oder Schwarzweiß Nachtsicht wünschen. Die Farb-Nachtsicht ist aber mangels eingebautem Scheinwerfer eher keine gute Wahl – sofern man nicht ohnehin automatisches Licht oder eine Straßenlaterne in der Nähe der Kamera hat.
Wer mag, kann als Wasserzeichen sowohl den Kameranamen als auch Datum & Uhrzeit einblenden lassen.
Ebenfalls gut gelöst: Die Privatzone. Hier kann ein Rechteck im Bild gezeichnet werden, das fortan und unwiderruflich im Video geschwärzt wird. Habt ihr als z.B. den Parkplatz des Nachbarn im Blickfeld der Kamera, so könnt ihr diesen schwärzen und so seine Privatsphäre schützen. Schlau!
Natürlich können wir auch die Empfindlichkeit der Bewegungserkennung und die Dauer der einzelnen Videoclips definieren (8s, 15s, 30s). Das kann hilfreich sein, wenn z.B. sehr viele Clips pro Tag aufgezeichnet werden um Speicherplatz zu sparen.
Hinsichtlich der Bewegungserkennung hat die Reolink Argus PT zudem einen großen Vorteil zur Argus 2 – sie kann intelligent Bewegungen von „nicht Personen“ unterdrücken. Läuft also die Katze durch’s Bild oder bewegt sich ein Baum im Wind so löst die Kamera nicht aus. Das klappte in meinem Test sehr gut.
Push-Benachrichtigungen klappen einwandfrei, zudem bietet Reolink die Möglichkeit, sich auch via Email über Vorkommnisse benachrichtigen zu lassen. Eine (nicht sonderlich laute) Sirene ist ebenfalls verbaut und kann mittels zwei Taps manuell oder automatisch bei Bewegung aktiviert werden.
Bildqualität und Videoqualität
Über die Reolink-App können Videos immer in den beiden zuvor definierten Qualitätsstufen „Flüssig“ oder „Klar“ heruntergeladen werden. Je nachdem, worauf man den Stream einstellt, werden die Videos danach in der einen oder anderen Qualitätsstufe geladen. Speziell wenn man schnell viele Aufnahmen sichten will, ist die „Flüssig“ Einstellung manchmal tatsächlich sehr sehr praktisch.
Insgesamt ist die Bildqualität der Reolink Argus PT gut. Der Sensor liefert Aufnahmen (Bilder wie Videos) in Full HD (1920×1072), bei Sonnenschein sind die Bilder farbenfroh und scharf, speziell dann, wenn man die Einstellung „klar“ verwendet. Wer die Einstellung „flüssig“ nutzt, erhält eher matschige Aufnahmen.
Was diese Kamera leider nicht kann ist HDR, speziell Video mit Sonnenschein/Schatten können so leider manchmal teils über- oder unterbelichtet sein.
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Bei zu wenig Licht schaltet die Kamera in den Nachtsichtmodus um. Sowohl die automatische Umschaltung als auch das Bildergebnis sind sehr gut, die Ausleuchtung ist OK. Die Katze konnte beim nächtlichen Kontrollgang perfekt erkannt werden.
Alles in allem überzeugt mich die Reolink Argus PT durchaus. Bildqualität, Fertigungsqualität und insgesamt gelieferte Leistung passen.
Pan & Tilt Funktion der Reolink Argus PT
Die Schwenk- und Neigefunktion bedarf kaum einer Erklärung. Über einen Button in der Kamera Detailübersicht kann die Kamera in fast jede Richtung bewegt werden. Das ist praktisch, um vom Sofa aus bequem den Blinkwinkel zu justieren, da die Kamera aber nicht automatisch Bewegungen folgen kann, dürfte diese Funktion von den meisten Nutzern wenig verwendet werden.
Akkulaufzeit der Reolink Argus PT
Der fest verbaute Akku der Reolink Argus PT fasst 6500mAh. Da ich meinen Test aber in den kalten Wintermonaten startete sind meine Erfahrungen hier wenig repräsentativ. Über 1 Woche Betrieb hatte die Kamera etwa 5% Akkuleistung eingebüßt. Dabei hatte ich die Schwenk- und Neigefunktion aber selten genutzt; hauptsächlich machten die tieferen Temperaturen dem Akku zu schaffen. Genaue Angaben zur Laufzeit macht auch der Hersteller nicht. Es dürften aber mehrere Monate Laufzeit einfach machbar sein.
Hauptsächlich hatte ich die Kamera aber über die Solarzelle in Betrieb…
Rundum sorglos dank Reolink Solarzelle
Ich kann das Solarpanel von Reolink wirklich nur jedem Nutzer empfehlen (natürlich nur, sofern man es in der Sonne platzieren kann). In meinem Fall erhält die Solarzelle für ca. 2-3h täglich Sonne, das reicht dicke um den Akku der Reolink Argus PT auf nahezu 100% zu halten.
Auch, wenn die Akkulaufzeit der Reolink Argus 2 gut ist – so wirklich sorgenfrei wird das System natürlich erst mit Verwendung des (wirklich sehr günstigen, < 40€) Solar-Panels. Selbst in meinem Garten, der nur etwa 3h pro Tag direkte Sonne hat, reichte diese Sonneneinstrahlung aus, um den Akku Ladezustand zu halten.
Das Kabel der Solarzelle ist mit 4m üppig bemessen und sollte so für die meisten Anwendungsfälle ausreichen. Der Micro USB Stecker ist zudem mit einer recht weichen Gummimuffe versehen um auf der Kameraseite die Verbindung abzudichten.
Die Solarzelle wird zudem mit einer stabilen Metallhalterung (inkl Bohrschablone, Schrauben & Dübeln) geliefert was die Montage einfach macht.
Keine Serveranbindung dafür SD Karte
Serverbasierte Lösungen, wie jene von Arlo oder Nest, haben natürlich Vorteile. Personenerkennung, Objekterkennung oder auch HDR und allerlei andere Sonderfunktionen. Doch eines muss klar sein: Alle Daten landen beim jeweiligen Hersteller auf dessen Servern und wenn so ein Hersteller dann z.B. mal von einer anderen Firma übernommen wird, sind eure Daten eventuell bei einem Unternehmen gespeichert, wo ihr sie nicht gespeichert haben wolltet. So z.B. bei Nest geschehen, nun nur noch als „Google Nest“ bezeichnet.
Genau diese Problematik besteht mit der Reolink Argus PT nicht. Wer mag, kann die Kamera mit einer beliebigen günstigen MicroSD Karte bestücken und hat somit jederzeit Zugriff auf die gespeicherten Aufnahmen. Fällt die WLAN Verbindung aus, so werden Aufnahmen dennoch auf der Karte gespeichert. Die Karte kann über die App jederzeit formatiert werden; ob allerdings alte Clips gelöscht werden, wenn die Karte voll ist, vermag ich nicht zu sagen.
Über die Reolink App kann man bequem direkt auf die Kamera zugreifen, eine gesonderte Konfiguration im Router war in meinem Fall (Unifi-System) nicht notwendig. Die Aufzeichnungen können direkt auf das Smartphone heruntergeladen werden. Die maximale Aufzeichnungsdauer je Vorfall ist aber, wie oben erwähnt, beschränkt, es erfolgt leider keine dauerhafte Aufzeichnung, solange Bewegungen wahrgenommen werden.
Pro & Contra
Positiv ist die recht gute Bildqualität, ein solider Akku sowie die Lademöglichkeit über die vom Hersteller optional angebotene Solarzelle. Negativ: Die Kamera unterstützt kein HomeKit. und ist recht voluminös und schwer.
Fazit
Wirklich billig ist die Reolink Argus PT nicht; ca. 160€ sind bei Amazon für die Argus PT fällig, 180€, wenn man sie zusammen mit dem Solarpanel kauft. Letztere Variante würde ich definitiv empfehlen.
Wenn es definitiv eine Schwenk- und Neigbare Kamera sein soll, so ist dies durchaus ein gutes rundum-sorglos Paket, sofern HomeKit bzw. die Integration ins Smarthome nicht von Relevanz ist. Für den ausgerufenen Preis hätte ich mir aber HDR und etwas mehr Intelligenz (Personen, Tier, Fahrzeugerkennung) und/oder 4k gewünscht.
Zusammen mit der gut funktionierenden App und dem Fakt, dass diese Kamera kein teures Abonnement verlangt, kann ich die Reolink Argus PT aber empfehlen.
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