Für manche mag es zwar nicht verständlich sein – für mich war meine Geburtstagsüberraschung, eine Probefahrt mit dem nagelneuen BMW i3 aber ein großartiges Ereignis! Wie würde sich das Elektrofahrzeug fahren? Komfortabel? Bockig? Lahm? War der Hype rund um Elektromobilität nun gerechtfertigt oder werden Benzin und Diesel doch noch Jahrzehnte unsere Atmosphäre verpesten?

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Der erste Start

Einerseits sehr ungewohnt. Natürlich hat ein Elektroauto keinen Schaltknauf und die Kupplung sucht man natürlich ebenso vergebens. Was die Fahrt angeht, so wird alles über einen „Knubbel“ rechts am Lenkstock bedient. Im „Stand-by“ Modus ist der Start Knopf rot pulsierend eingerahmt. Bremse treten und Start drücken…

Man hört nichts, aber das Fahrzeug erwacht zum Leben. Haupt und Navi-Bildschirm werden aktiviert, der Startknopf ist nun blau umrahmt. Der Schaltknubbel steht auf „P“. Einmal kurz nach hinten gedrückt aktiviert den Fahrmodus. Gas geben und es geht los. Geräuschlos.

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Das mag jetzt ebenfalls nicht überraschend sein: „klar sind Elektroautos geräuschlos“ – aber es selbst zu erleben ist irgendwie schon… geil. Verzeiht die Wortwahl, is aber so. Man rollt einfach los, wie von unsichtbarer Kraft getrieben. Das kleine Anzeigeinstrument direkt hinterm Lenkrad zeigt die elektrische Reichweite (bei der Probefahrt ca. 120km) an, so der REX (Range Extender) geordert wurde, wird links im Display auch noch die verfügbare fossile Reichweite angezeigt. Die Geschwindigkeit wird digital dargestellt, darunter über einen „Kreis“ symbolisiert sieht man jederzeit, ob gerade Energie rückgewonnen wird, oder aber verbraucht wird.

Beschleunigung: Go! Go! Go!

Der Vortrieb ist sagenhaft. Wer im i3 das Gaspedal nach unten drückt erfährt Schub ohne Ende. Aber richtig. Laut BMW beschleunigt der kleine i3 binnen 7,1 Sekunden auf Tempo 100. DAS konnte ich natürlich ob der freundlichen BMW Mitarbeiterin am Rücksitz nicht testen, aber auch das Anfahren bis Tempo 50 ging unglaublich flott und vor allem mühelos und stufenlos. Es gibt kein schalten, keine Drehmomentunterbrechung, keine Verzögerung. Der kleine Stadtflitzer ist schon fast gierig nach Gas. Äh… Spannung. Lach.

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Bremsen

Besonders spannend war für mich das Gerücht, der i3 käme schon alleine durch das Wegnehmen von Gas schnell zum Stillstand. Ich konnte mir dies so gar nicht vorstellen. Ist aber so. So bald der Fuß vom Gals genommen wird, fungiert der Elektromotor als Generator und lädt die Batterie wieder auf. Je stärker man also „nachgibt“ desto stärker ist die Verzögerung. Geht man nur leicht vom Gas, so ist natürlich auch die Verzögerung geringer. Während der Probefahrt musste ich zum Stillstand nie die Bremse betätigen. Lediglich wenn das Fahrzeug bergauf zum Stehen kam, musste man natürlich bremsen. Die Eingewöhnungszeit ist kurz bis nicht vorhanden.

Reichweite

Dass natürlich solch Fahrweise die 120km Reichweite schnell schrumpfen lässt, versteht sich von selbst. Am Ende der Probefahrt wurden noch ca. 80km Restreichweite angezeigt. Wohlgemerkt war es ein kalter Tag, Heizung, Scheinwerfer, Gebläse und natürlich eine zu großen Teilen bergauf durchgeführte Fahrt saugten am Akku. Man darf aber nicht verkennen, dass BMW den i3 nie als Reiselimousine konzipiert hat. Es ist ein (sehr teurer) Kleinwagen der sich an Stadtmenschen richtet. Und ich denke, hier passt das Konzept perfekt. Ich fahre täglich etwa 50km. Dies emissionsfrei und vorzugsweise mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen abdecken zu können, wäre für mich ausgesprochen verlockend. Und mit 120km Reichweite wäre ich sogar das ganze Wochenende ohne nachzuladen unterwegs. Raum für Verbesserungen ist aber immer gegeben, speziell zukünftige Verbesserungen an den Energiespeichern dürften hier große Reichweitenzuwächse mit sich bringen!

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Komfort

Ich fahre ja im Alltag einen Mini Countryman. Der ist für einen Mini recht komfortabel, im Vergleich mit der Konkurrenz aber doch etwas straff (gute Straßenlage) und polternd (Mini Verarbeitung). Ich liebe den Mini – gar keine Diskussion. Aber der kleine i3 hat’s mir schon angetan. Auf derart schmalen und großen Rädern solch hohen Federungskomfort hin zu bekommen ist bemerkenswert. Klar, der i3 ist keine Sänfte alla Citroen DS oder Mercedes S-Klasse. Aber er federt ordentlich, die dünn anmutenden Sitze sind straff aber bequem und er wirkt sehr hochwertig verarbeitet…

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Design und Innenraum

Überhaupt gefällt mir der BMW rundherum gut! Klar, er hat dieses Flair des Neuen an sich. Er wirkt futuristisch. Auch die Technik, die Karbon Fahrgastzelle, die Kunststoff Karosserie und der Elektroantrieb schreien dies den Fahrern und Passanten förmlich entgegen. Aber er ist auch stimmig. Vor allem im Innenraum. Das Verwenden von Holz und Naturfasern ist „genau meins“. Würde ich genau so kaufen.

Fazit

Der i3 ist für mich ein Traumauto mit einem großen Haken. Dem Preis: Wir reden hier von Mindestens 35000 Euro, wer etwas Ausstattung haben will, landet schnell jenseits der 50000 Euro. Definitiv zu viel um den i3 als vielleicht typischer Kleinwagenkäufer auch nur ansatzweise in Betracht zu ziehen (oder in Betracht ziehen zu können). Ansonsten – Fahrkomfort, Fahrleistungen, Design und Ökologie stimmen. Das Auto macht Spaß und sieht (meiner persönlichen Meinung nach) auch noch verdammt schick dabei aus. Die recht geringe Reichweite könnte natürlich für viele ebenfalls ein Ausschlußkriterium darstellen – für typische Stadtbewohner oder auch Gelegenheitsfahrer dürfte sie aber weniger ein Problem darstellen.