Erst auf der IFA 2014 hat Samsung das neueste und „beste“ Modell seiner Roboterstaubsauger vorgestellt. Den VR9000. 60 mal mehr Saugleistung als die Konkurrenz soll der Sauger schaffen und dabei intelligent auch große Flächen reinigen. Dank Li-Ion Akku und „zwischendurch laden“ soll sogar noch mehr möglich sein und das soll sich der Käufer einiges kosten lassen – ob der Roboter das Geld wert ist erfahrt ihr in der folgenden Review.
Verpackung & Lieferumfang
Wie bei schon bei z.B. LG besteht das Innere des großen Kartons fast ausschließlich aus Styropor. Schade, was die Nachhaltigkeit angeht. Da der Powerbot mit einer Kamera ausgerüstet ist finden wir hier zudem, anders als bei iRobots Roombas, auch nur einen „Visual Guard“ der einen speziellen Bereich mittels Infrarotstrahl abtrennen kann um so den Roboter daran zu hindern, diesen zu befahren. Minuspunkt: Für den Visual Guard werden keine Batterien mitgeliefert, nur für die Infrarotfernbedienung finden wir Batterien in der Verpackung.
Lieferumfang
- Roboter
- Infrarotfernbedienung inklusive Batterien
- Reinigungsbürste & Staubbehälter
- Ersatzfilter
- Reinigungswerkzeug
- Ladestation mit externem Netzgerät
Auch hier, und speziell ob des hohen Kaufpreises schade: Infrarot anstatt Funkfernbedienung. Ebenfalls ärgerlich: Das Netzgerät ist hier nicht in die sehr kompakte und dezente Ladestation integriert sondern liegt als „Ziegelstein“ herum. Für diesen Preis hätte ich zudem auch mindestens eine Ersatzbürste in der Verpackung erwartet. Nun gut.
Inbetriebnahme, Konstruktion, Design & Bedienung
Inbetriebnahme
Heimroboter geben (glücklicherweise) heutzutage kaum noch Rätsel bei der Inbetriebnahme auf. Schön am Powerbot ist, dass auch der Staubbehälter und die Filter bereits installiert sind. Zur Inbetriebnahme muss lediglich der Hauptschalter auf der Unterseite des Roboters eingeschaltet werden und der Bot etwa zwei Stunden auf seiner Ladestation voll aufgeladen werden. Berührt man die Taste „Start“ so startet der Hombot die Reinigung.
Konstruktion, Design & Bedienung
Mittlerweile scheinen die zwei gegenläufigen Bürsten der Roomba Modelle bei der Konkurrenz kaum noch im Sortiment auf. Auch der Powerbot hat nur eine Bürste – diese befindet sich hier im vorderen Teil des Roboters. Das Bürstenmodul sieht dabei schon fast jenem eines klassischen Staubsaugers ähnlich und die rotierende Bürste ist mit über 30cm länge Klassenprimus. Der Powerbot bürstet somit in einem Durchgang einen wesentlich größeren Bereich als alle Konkurrenzmodelle.
Der Powerbot ist aber auch generell, leider, einer der größten und schwersten Saugroboter die wir bislang getestet hatten. 38cm breit, 36cm lang und ganze 13,5cm hoch. Damit fällt es dem Bot nicht nur schwer z.B. in Möbellücken zu gelangen, er schafft es auch nicht unter Sideboards, niedrige Couchtische, TV Möbel oder Sofas. Minuspunkt. Was hilft die schönste „Zyklontechnik“ und die beste Saugleistung, wenn man manuell gerade die unangenehmen Stellen nachreinigen muss?
Über die generelle Optik des Powerbot kann man streiten. Persönlich finde ich das Gerät akzeptabel, allerdings ohne Freudenstürme hervorzurufen. Die matt-schwarzen und hochglanz weißen Teile sehen ganz schick aus, das Gerät scheint als sei es aus der Zukunft eingetroffen. Die goldfarbene (WTF?) Motorabdeckung hätte Samsung sich aber sparen können, das sieht nicht nur billig sondern gänzlich daneben aus, sorry. Aber, wie bei jedem Testbericht gilt auch hier: Gusto und Geschmäcker sind eben unterschiedlich.
Betrachten wir den Bot von oben, so sehen wir mittig den angenehm großen Staubbehälter sowie die güldene Motoreinheit. Davor finden wir mittig die Kamera die zum vermessen der Decken dient und so die Navigation des Roboters ermöglichen soll. Der Staubbehälter kann einfach ausgeklinkt werden, dabei klappt eine Schutzklappe rund um die Kamera hoch.
Eine gut gekennzeichnete gelbe Taste macht das Entleeren des Staubbehälters kinderleicht, selbiger ist zudem so gebaut, dass kein Schmutz oder Staub im Behälter zurückbleibt. Vorbildlich gelöst! Im Video weiter unten beim „Mehltest“ 😉 sieht man die Funktionsweise des Zyklons ziemlich gut. Allerdings darf hier keine Reinigungsleistung wie bei z.B. Dyson Staubsaugern erwartet werden.
Der Roboter selbst hat nur drei Tasten direkt hinter dem Staubbehälter und des Displays. Diese sind als berührungssensitive Tasten ausgeführt und dienen zum Start oder Stop der Reinigung, zum zur Ladestation Schicken sowie um den Reinigungsmodus zu wählen. Das Display ist blaugrün ausgeführt und zeigt neben Ladezustand natürlich auch den Reinigungsmodus sowie etwaige Optionen an und ob der Bot für eine wiederkehrende Reinigung programmiert ist.
Apropos Programmierung: Nächster Minuspunkt für den Powerbot. Schon der Roomba 581 konnte je Wochentag programmiert werden und das DIREKT am Gerät. Nicht so der Powerbot. Er kann ausschließlich über die mitgelieferte Fernbedienung programmiert werden und das nur entweder für tägliche oder einmalige Reinigung. Sorry Samsung, bei diesem Anschaffungspreis absolut indiskutabel.
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Zu diesem Manko gesellt sich aber auch leider eine „Logik“ die sich dem Nutzer ohne Konsultation der Anleitung nicht erschießt. Was muss ich nun drücken? Wann muss ich eine Taste gedrückt halten? Unmöglich herauszufinden, ohne nachzulesen. Noch ein Minuspunkt.
Dritter Minuspunkt bei der Programmierung: Zwar hat der Roboter zwei Symbole die anzeigen, ob eine einzelne oder tägliche Reinigung programmiert ist, die Anleitung erklärt nur nicht, was nun was ist. Schmeck’s…
Einer geht aber noch: Ein Roomba für’s halbe Geld, sowie auch ein Hombot von LG spricht zu mir und sagt mir, welchen Fehler er entdeckt hat. Nicht so der Powerbot. Er piept. Das war’s. #fail.
Reinigungsmodi
Samsung spricht von sieben Reinigungsmodi. Nunja, da müsste man alle Augen inklusive Hühneraugen zudrücken; denn im Grunde kennt der Bot drei Modi: Auto, Spot und Manuell während „Leiser“, „Max“ und „Dustsensor“ eher Zusatzfunktionen sind.
- Automatischer Modus
- Staubsensor aktiviert
- erhöhte Reinigungsleistung wenn Schmutz entdeckt wird
- „Manueller Modus“ über die Fernbedienung steuerbar
- Point-Modus (die Fernbedienung fungiert quasi als Laserpointer um dem Bot zu zeigen, wo er reinigen soll
- Leiser-Modus (verringerte Lautstärke bei der Reinigung, verringerte Saugleistung)
- Fernsteuerungsmodus in dem die Fernbedienung den Bot lenkt
Generell können am Gerät leider nur wesentlich weniger Optionen angewählt werden, als auf der Fernbedienung. Das ist einfach schade, da der Roboter ohne die Fernbedienung, wenn diese z.B. defekt wäre oder gerade die Batterien leer sind, so nur mit dem Bruchteil seiner Funktionen verwenden kann.
Videoreview
So reinigt der Powerbot VR9000
Wie der Großteil der derzeit am Markt befindlichen Saugroboter reinigt auch der Powerbot die Wohnung in geregelten Bahnen und versucht, sich an der Decke der Wohnung mittels eingebauter Kamera zu orientieren. Dabei fährt der Powerbot leider weniger intelligent als die Konkurrenz. Er fährt z.B. immer von der Basis los und dann in parallelen Bahnen relativ zur Basis. Steht die Basis, aus welchen Gründen auch immer, schief, so fährt der Roboter sein gesamtes Reinigungsprogramm schief ab.
Leider aber ist das nur eines der Probleme. Samsung gibt an, vor der Basis sei 1m Platz zu lassen und zu jede Seite der Basisstation nochmals ein halber Meter. Leider aber schaffte der Powerbot es in unserem Test bei ziemlich genau 1m Platz VOR der Basis nicht, diese zu umschiffen und reinigte schlicht 2/3 der Wohnung gar nicht. Nach neuer Platzierung der Basis versuchte er zwar, einen größeren Bereich zu reinigen, dann gab’s aber zwei Szenarios:
- Die Holme der Stühle (welche bei Robotern gerne zu Problemen führen und daher perfekt zum Test sind, siehe Videoreview oben) führten entweder dazu, dass der Roboter auf den Holmen strandete und bereits nach ca. 5 Sekunden mit einem Piepton versagte.
- Der Bot umschiffte zwar die Holme der Stühle, reinigte aber dennoch nur Bruchteile der Wohnung (z.B. fuhr er manchmal hinters Sofa, vergaß aber dann, vor dem Sofa zu reinigen, oder umgekehrt. Eine Vollständige Reinigung war fast unmöglich, und das, obwohl die Wohnung wenig mit Möbeln zugestellt, offen angelegt und großzügig geschnitten ist.
Nächstes Problem: Hat der Bot die Reinigung wegen z.B. eines Problems unterbrochen und wird nach der Beseitigung des Problems durch den Nutzer mit der Starttaste wieder gestartet, so hat er die bisherige Reinigung vergessen, kurft also genau in dem Winkel herum in dem er nun neu gestartet wurde und erkennt zu allem Überfluß seine Basis während des Saugens nicht, schiebt sie im schlimmsten Fall durch die Gegend.
Die Stellen welche der Powerbot erreicht werden gut gereinigt und die rotierende Bürste erledigt gute Arbeit allerhand Schmutz vom Boden aufzulesen und dank der satten Saugleistung in den Staubbehälter zu befördern.
Trotzdem – Sorry Samsung, aber soetwas habe ich bislang noch nicht erlebt. Dieses futuristische und sündhaft teure Gerät versagt auf ganzer Linie; einziger Pluspunkt ist die Saugleistung. Aber, wie bereits erwähnt, was hilft 60 fache Saugleistung wenn dennoch nichts sauber wird…
Lautstärke
Und nochmal ein Minuspunkt. Roombas waren schon nicht leise und der Hombot hat uns sehr positiv hinsichtlich der niedrigen Lautstärke überrascht. Der Powerbot ist leider sehr laut (76dbA). Natürlich ist dies der hohen Saugleistung zu „verdanken“. Wer regelmässig Tierhaare reinigen lassen will, wird das vermutlich gerne verschmerzen, im Alltag ist das aber eindeutig zu laut.
Akkulaufzeit
Den Lithium-Ionen-Akku haben wir im Test nicht demontiert. Lt. Hersteller hat der Akku Saft um ca. 100m2 mit einer Ladung zu reinigen. In den wenigen Fällen in denen der Powerbot die gesamte Fläche reinigte, fand er die Basis auch wieder und konnte damit etwa 100m2 reinigen. Sofern während einer Reinigung der Akku zur Neige geht kann der Powerbot auch zwischendurch sich aufladen um später die Reinigung fortzusetzen.
Nachteile?
Where to begin – hier also mal Punkt für Punkt:
- Der Roboter ist zu laut (76dbA)
- zu teuer (999€)
- hat extrem schlechte Navigation (oft werden ganze Räume/Bereiche einfach ausgelassen)
- keine Sprachausgabe bei Problemen
- keine Ultraschallsensorik (daher öfter mal Wandberührungen oder Abschrammungen über Sockelleisten)
- sehr groß und schwer (passt kaum unter Möbel)
- nur wenige Sekunden, die der Roboter versucht, sich bei Problemen „freizukämpfen“ – die Reinigung wird viel zu schnell abgebrochen
- Bedienung teils unlogisch
- Programmierung nur täglich oder einmalig (Wochenenden können nicht gesondert behandelt werden)
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Fazit
Leider bleibt der einzige Pluspunkt des Powerbot die gute Saugleistung einhergehend mit dem komfortabel zu entleerenden Staubbehälter. Bedienung, Navigation und generell das Reinigungsergebnis entsprechen leider eher einem 300€ Roboter als einem 1000€ Modell. Damit lautet also mein Fazit: Finger weg und lieber zu LG oder iRobot greifen.
Und wie bereits erwähnt – all diese Bots gibt’s bei MyRobotcenter.at.
Schade – ich bin eigentlich auf der Suche nach aktuellen Reviews zu Robotern fürs Rasenmähen und dachte der „Powerbot“ könnte sowas sein. Extra schade, weil sich eure Review sehr kompetent und fundiert liest. Frage: Habt ihr auch die Kompetenz (aka: habt ihr einen Garten 🙂 ) für Autorasenmäher-Produkte? Für uns Österreicher bin ich nämlich auf den Anbieter Roboschaf gestoßen (zur Website gehts hier: klick) und finde im Netz partout keine Testberichte dazu. Wie wär’s, wollt ihr ein Vorreiter sein und mal einen großen „Roboschaf“-Testlauf veranstalten?
LG Henry (na ich suche mal weiter)
Nachtrag: Ich bin ein (Roboter)schaf! Indem ich mich mal intensiver durchgeklickt habe, habe ich gemerkt, dass „Roboschaf“ gar keine eigenen Produkte entwickelt und verkauft, sondern ein beratender Fachhändler ist. Das ändert natürlich nichts an meinem Verlangen nach einem guten Rasenroboter-Test, aber auch dafür habe ich jetzzt einen Link gefunden: Rasenmäher-Roboter Test. Das nur als Nachtrag, LG.
Hi Henry, ja, grundsätzlich würden wir das gerne testen – aber mangels Rasens/Gartens keine Chance.
Oh no! Aber danke für eure Antwort. Ich muss wohl die Augen offenhalten
Das riesen Ding wäre jetzt auch nichts für mich. allerdings muss ich meinen iRobot Roomba 580 jetzt hier doch in Schutz nehmen. Seit bald 7 Jahren saugt er im Normalfall (ausser ich hab Ferien und bin Zuhause) jeweils 5 Tage die Woche und die Sauberkeit ist gut. Klar gibt es Ecken die er nicht erreicht, klar bleibt mal was liegen, aber im Normalfall reichts wenn ich alle paar Wochen von Hand mal diese Ecken selbst sauge. Dazu die Böden (bei zwei Katzen die raus dürfen) zwischendurch feucht reinigen und gut ist. Die Erleichterung für Berufstätige ist doch unbestritten. Modell hin oder her. Wenn man aber mit einer Marke schlechte Erfahrungen gemacht hat, verstehe ich es durchaus, wenn man danach zur Konkurrenz wechselt. Mein nächster Sauger wird aber dann wohl doch wieder ein iRobot werden, ausser die Konkurrenz ist dann um Längen besser.
Gruss Sven
Hi Sven – wieso denn den Roomba in Schutz nehmen? Gegen den Roomba lasse ich auch nix kommen, der funktioniert ganz gut. Mittlerweile sind viele andere Roboter zwar, was die Saugleistung betrifft, wesentlich besser aufgestellt, der Roomba ist aber immer noch ein ganz gutes Komplettpaket. Unser 581er ist hier (mit ein 3 Monaten Pause) seit 2010 5 Tage die Woche im Einsatz, unermüdlich.
Allerdings gibt’s halt auch andere Roboter, die für weniger Geld bessere Reinigungsleistung bieten (wie der LG Hombot z.B.) und dabei zudem wesentlich leiser als der Roomba sind.
Tolles Review! Herzlichen Dank. 🙂
Zu Deinem Schlusssatz habe ich aber noch eine Anmerkung. D.h. konkret zum folgenden Satz: „…und lieber zu LG oder iRobot greifen“ Von iRobot bin ich geheilt und LG hat mich damals auch nicht überzeugt. Und damit meine ich vor allem das Reinigungsergebnis. Ein Roboterstaubsauger muss nicht nur gut navigieren können, sondern eben auch über genügend Saugkraft verfügen. Bei der Navigation sind beide Verbesserungsbedürftig. Und was das Saugergebnis anbelangt, gibt es definitiv auch bessere. Ich bin schlussendlich beim Neato Signature gelandet und bereue diese Entscheidung bis heute nicht. Über das Design lässt sich bekanntlich streiten, doch der Robi tut was er soll. Er saugt sehr intensiv und für die Navigation nutzt der dieselbe Technologie wie das Google Auto. Ein Schräglauf, nur weil die Station nicht korrekt an der Wand steht, wäre beim Neato sicher kein Thema. Einer der grössten Pluspunkte finde ich aber, dass er durch seine flache Bauweise unter meine flache Sitzgruppe kommt. Eben genau dort, wo ich mit meinem Staubsauger nur schwer hinkomme. Wenn ich mir den Samsung so ansehe, frage ich mich, ob die Entwickler selber einen Haushalt führen? Dyson baut ja auch schon an einem Robi und der soll betreffend Saugkraft sämtliche Konkurrenten schlagen. Schön und gut, doch die ersten Bilder zeigen, dass dieses Teil ebenfalls keine flache Flunder werden wird. Schade und absolut unverständlich. Mein Neato dürfte also nicht so bald Konkurrenz bekommen.
Gruss Patrik
Das ist doch sowieso das Ideale, wenn man den perfekten Bot für die eigenen Bedürfnisse gefunden hat! Ich war mit dem Roomba immer sehr zufrieden, trotz recht bescheidener reiner Saugleistung; er war dafür über 5 Jahre 5 Tage die Woche unterwegs und da war’s auch immer sauber.