Wie schon die letzten Jahre zu dieser Jahreszeit wollen wir uns dem Thema Gesundheit mal wieder widmen. Gestartet sind wir da ja schon mit dem Activity Tracker „Withings Activité„, aber neben Bewegung will man dem Körper ja auch kulinarisch etwas Gutes tun.
„Juicing“, also „Entsaften“ kommt ja immer mehr in Mode. Und wenn man sich auf die Suche nach einem kraftvollen Entsafter begibt, stolpert man unweigerlich über die Modelle von Philips. Deshalb diesmal für euch getestet: Der HR 1874, Philips‘ stärkstes und am besten ausgestattetes Modell.
Verpackung & Lieferumfang
Neben den Teilen die zum Entsafter gehören, liefert Philips hier zusätzlich noch eine Zitruspresse mit. Diese wird anstatt des Messers montiert. Natürlich finden wir auch eine durchaus hübsche Kunststoffkanne für das Saft-Ergebnis in der Verpackung, auf eine Reinigungsbürste muss man aber leider verzichten. Philips hat zwar gut angefangen und auf große Styroporteile verzichtet, jedes Einzelteil ist aber leider in Kunststoff verpackt – das ginge noch besser, z.B. mit Zellstoff.
Aufbau & Inbetriebnahme
Selbst ohne das beiliegende „Booklet“ als Anleitung gibt die Maschine keine Rätsel auf. Im Prinzip kann das Gerät auch anhand des Produktbildes auf der Verpackung zusammengebaut werden. Natürlich aber ist anzuraten, die (kurze) Anleitung zu studieren, damit es nicht zu Fehlbedienungen kommt! Binnen 10min ist also alles ausgewickelt, kurz abgespült und betriebsbereit.
Die Konstruktion des Gerätes finde ich insofern spannend, als dass hier das Sieb quasi „verkehrt“ montiert ist, sich also nach unten hin verbreitert und der Saft quasi durch das Sieb nach außen geschleudert wird, während das verbleibende Fruchtfleisch unten im Tresterbehälter landet. Schlau!
Dieser Aufbau hat zudem noch den optisch hübschen Vorteil, dass der Saft an dem kuppelartigen Teil des Entsafters innen abläuft und dies, gerade bei farbenfrohem Obst oder Gemüse, einfach toll aussieht, während des Entsaftens.
Für das Entsaften haben wir also die Motoreinheit, den Tresterbehälter, die Ab-/Auslaufrinne für den Saft, das Sieb und den Deckel sowie den Stößel um etwas Druck auf die zu entsaftenden Nahrungsmittel auszuüben, zusammengebaut.
Entsaften
Wie bereits erwähnt, ist das Gerät sehr schnell aufgebaut, allerdings ist der Entsafter auch recht groß und verhältnismäßig schwer; man sollte also von vornherein einplanen, das Gerät auf der Küchentheke/Arbeitsplatte stehen zu lassen.
Im Prinzip muss nur Obst und Gemüse vorgeschnitten werden, das nicht in die Einfüllöffnung passt. Äpfel viertle ich, Brokkoli ebenfalls, Melone wird natürlich in passende Stücke geschnitten. Bei den meisten Produkten muss weder Strunk, Stiel oder Schale entfernt werden. So man aber nicht nur ausschließlich Bio-Obst bekommt, sollte man sich natürlich überlegen, ob man das Risiko gespritzter Schalen eingehen will.
Ich bereite also alles vor, fülle alles in den Schacht, setze den Stößel ein und schalte das Gerät ein. Für weichere Obst- und Gemüsesorten eher Stufe 1, für festere Stufe 2. Stufe 2 ist meist die beste Wahl. Dank des 1000W Motors geht alles unglaublich einfach und schnell. Ich war richtig baff, hatte ich doch bislang mit dem Kenwood Major entsaftet – da ist das Philips Gerät schon ein anderes Kaliber! Äpfel oder auch Karotten und Mangos sind so schnell entsaftet da kann man nicht mal bis drei zählen ist schon der Saft in der Kanne. Also fast, aber ihr könnt euch vorstellen, was ich meine 😉
Richtig toll sieht auch der Effekt des an der Kuppel herablaufenden Safts aus. Genial, wenn z.B. rote Rüben, Karotten oder auch Brokkoli oder Gurke entsaftet wird.
Der Trester ist in den meisten Fällen sehr trocken, die Saftausbeute extrem hoch. Grundsätzlich ist der Trester bei weichen/faserigen Obst- und Gemüsesorten eher feucht, bei hartem Obst und Gemüse eher trocken. Die Kanne passt sowohl optisch als auch funktionell perfekt zum Gerät und dank Schaumabscheider im Kannendeckel landet auch fast nur der Saft und nicht etwaiger Schaum im Trinkglas.
Gut gefällt mir auch die extrem robuste Konstruktion mit gut zu greifendem Sicherheitsbügel aus Metall der sehr gut auf der Abdeckung einrastet. Ist der Bügel nicht geschlossen, so kann das Gerät auch nicht eingeschaltet werden. Ob Philips‘ Konstruktion sich auch über einen längeren Zeitraum bewährt und zuverlässig funktioniert, müsste ein Langzeittest zeigen – es sieht aber danach aus.
Zitruspresse
Wird der Zitruspress-Aufsatz verwendet sollte man bedenken, dass dieser eher nur für Orangen geeignet ist, Zitronen könnten zu klein sein, und hier kann man natürlich die Selbstreinigungsfunktion nicht nutzen (mehr dazu unten). Auch dreht das Gerät nur in eine Richtung was zum Auspressen von Zitrusfrüchten nur bedingt sinnvoll ist. Funktionieren tut’s natürlich aber dennoch einwandfrei und ist für das gelegentliche Auspressen durchaus geeignet.
Vorreinigungsfunktion & Reinigung
Philips bewirbt dieses Gerät damit, dass es eine „Vorreinigungsfunktion“ habe, um das Gerät z.B. beim Erstellen verschiedener Säfte zwischendurch zu reinigen bzw. die Endreinigung zu erleichtern. Hierbei wird in den Stößel (nicht direkt in den Einfülltrichter!!) bis zu 700ml Wasser gefüllt und das Gerät auf höchster Stufe betrieben. Die Saftkanne ist Pflicht, sonst gibt’s eine mords Sauerei (glaubt’s mir, ich hab’s probiert *räusper*).
Das kleine Problem dabei ist aber, dass für diese Funktion quasi die mitgelieferte Saftkanne verwendet werden MUSS. Dies wiederum bedingt dann aber, dass der Saft sofort umgefüllt wird. Irgendwie nicht so ganz praktisch, denn reinigen muss ich den Entsafter ja gleich NACH dem Entsaften, sonst klebt alles an, und genau dann ist die Kanne ja voll… hmmm.
Das Ergebnis der Vorreinigungsfunktion ist OK. Tatsächlich erleichtert sie die Reinigung des Geräts durchaus ein wenig, ich würde sie aber nicht als Kaufgrund für genau dieses Modell erachten. Das Gerät wird damit auch keineswegs komplett sauber sondern lediglich etwas durchgespült, die Teile müssen danach so oder so in den Geschirrspüler oder eben von Hand gespült werden. Wer auf die Vorspülfunktion und auf die Zitruspresse verzichten kann, kann auch zum „kleineren“ Modell, dem HR 1871 greifen und Geld sparen.
Das Messer selbst wird übrigens am besten mit einem ganz gewöhnlichen Spülschwamm sauber. Innen und außen gründlich abschrubben – fertig.
Ich empfinde aber die simple Tatsache, dass wirklich jedes Teil (außer das Getriebe der Zitruspresse) in den Geschirrspüler darf. OK, packt man alles da rein ist der Geschirrspüler fast voll, aber so bleibt der Entsafter lange schön und einwandfrei sauber. Im Test hatte ich meist die Kuppel und das Messer von Hand gespült, Tresterbehälter und Saftauslauf im Geschirrspüler.
Aus den Amazon Reviews
Ich habe mal bei Amazon geguckt, was Käufer des Geräts so bemängeln und zwei Punkte entdeckt (wobei man fairerweise dazu sagen muss: HR1874 -> 48 Bewertungen, 41 davon mit 4 oder 5 Sternen, HR1871 -> 484 Bewertungen, 419 davon mit 4 oder 5 Sternen). Jene die tatsächlich etwas bemängeln, kreiden dem Gerät an, dass teilweise an den Fugen Saft und/oder Wasser herablaufen kann. Stimmt, hatte ich auch. Andere bemängeln, dass der Motor nach relativ kurzer Betriebsdauer (ein paar Wochen) einen Schaden gehabt hätte. Dies kann ich natürlich nicht nachvollziehen in unserem Testzeitraum.
Den Punkt mit dem austretenden Saft muss man aber etwas relativiert sehen; schließlich ist es ein Küchengerät und auch die Vorbereitung von Obst und Gemüse wird die Küche nicht spurlos hinterlassen. Ob nun aus dem Saftauslauf etwas Saft auf die Arbeitsplatte tropft, oder am Gerät herunter läuft ist eigentlich egal. Einmal mit einem feuchten Tuch rund um’s und am Gerät entlang gewischt und gut ist.
Philips sollte hier aber eventuell noch etwas passgenauer arbeiten oder auf Gummidichtungen setzen damit kein Saft oder Wasser austritt.
Übrigens: Wer nun denkt, er können den Entsafter einfach auf ein Tuch stellen: Besser nicht. Beim Anlauf des Motors dreht sich ohne festen Untergrund das ganze Gerät gleich mal eine Viertelumdrehung um die eigene Achse (ich sagte doch, der hat richtig Kraft! ;-))…
Pro & Contra
+ sehr starker Motor
+ recht gleichmäßiger und ruhiger Lauf
+ sehr hohe Saftausbeute
+ ansprechendes und hochwertiges Design
+ alle Teile (außer Motor und Zitrus-Getriebe natürlich) Geschirrspüler tauglich
+ Vorreinigungsfunktion erleichtert tatsächlich die Reinigung
– leichter Saft/Wasseraustritt an den Fugen
– Einzelteile recht sperrig, brauchen extrem viel Platz im Geschirrspüler, Gerät ist generell sehr voluminös
– leider kaum Rezepte und Tips zu leckeren Säften mitgeliefert auf unpraktischer Faltanleitung; gerade beim Topmodell wäre ein schönes Rezeptheft ein willkommener Zusatz gewesen.
Fazit
Philips hat mit diesem Gerät extrem viel richtig gemacht. Den HR1874 würde ich sofort bei mir auf der Arbeitsplatte stehen lassen und die fast tägliche Safterzeugung auch nach Abschluß des Testberichts fortsetzen. Den Preisunterschied zwischen dem hier getesteten HR1874 und dem kleineren Modell HR1871 würde ich nur bezahlen, wenn ich wirklich häufig Zitrusfrüchte pressen möchte und die Teile nicht in den Geschirrspüler packen würde/könnte. Die Motorleistung ist bei beiden Modellen mit 1000W ident, auch die Optik.
Leistung, Design & Preis passen, das Saftergebnis ebenfalls. Feine Sache!
Tip: mit dem Buch (siehe link unten) „Die 100 besten Säfte“ bin ich auch ausgesprochen happy!
Danke für dieses Review, das genau zum richtigen Zeitpunkt kam, nämlich, als ich mir sowieso gerade Gedanken darüber machte, ob und wenn ja, welchen Entsafter ich mir zulegen sollte. Bei mir steht nun der HR1871 auf der Anrichte und hat schon 3 Tage hintereinander sehr leckere Säfte gezaubert. Mein Gerät leckt nicht, es kommt nur dort Saft raus, wo man es erwarten würde, nämlich aus dem Auslauf.