Langsam wird’s ganz schön busy im Nest 😉 Während  die bekannten Thermostate ja noch nicht bei uns verfügbar sind, legt die Alphabet-Tochter „Nest“ nun bei den Kameras nach. Neben den bereits getesteten Modellen für indoor und outdoor gibt es nun eine weitere Innenraumkamera namens „IQ“ im Sortiment, die noch intelligenter sein soll und noch bessere Qualität liefern soll. Gemeinsam mit den Nest Protect Rauchmelder Rauchmeldern hat Nest damit ein recht großes Produktsortiment zur Gebäudesicherung am Start. Ist die IQ aber den premium Preis wert? Sehen wir mal genauer hin…

Herstellerlinks

Installation & Lieferumfang

Natürlich überzeugt auch die IQ, wie schon Nest Protect oder ihre Kamerageschwister, durch eine ausgesprochen hochwertige, hübsche und umweltfreundliche Verpackung aus. Auch hier ist alles dabei, was für die „Installation“ benötigt wird.

Lieferumfang Nest IQ Kamera

  • Kamera
  • Kabel & Netzgerät
  • Installations- & Welcome Booklet

Installation

Nun, im Grunde ist zur Installation der IQ nichts zu sagen, das ihr nicht bereits in unserem Testbericht zu den Nest Indoor & Outdoor Kameras gelesen hattet, dennoch nochmal kurz zusammengefasst:

Auch die IQ wird einfach mit dem mitgelieferten Netzgerät verbunden, etwas gewartet bis die Kamera gestartet ist und sodann mittels der Nest App zum Nest Konto hinzugefügt.

Die App ist natürlich nach wie vor kostenlos. Ein tippen auf das „Plus“ öffnet den Dialog zum Hinzufügen neuer Geräte. Auch hier wird einfach der QR-Code am Sockel der Kamera gescannt. Sind bereits Nest Geräte mit dem heimischen WLAN verbunden, so bietet das Setup an, einfach eines dieser Geräte zur Übermittlung (verschlüsselt (AES 128 Bit mit TLS/SSL) des WLAN Passworts an die neue Kamera heranzuziehen (siehe Bilder unten). In meinem Fall war es einer der Nest Protect Rauchmelder dessen Taste ich hatte drücken sollen. Ist die IQ das erste Gerät im Nest-Netzwerk so kann natürlich einfach direkt das WLAN Passwort eingegeben werden. Zwar verlief das Setup nicht extrem schnell (vermutlich durch das Miteinbeziehen des Nest Protect) aber durchaus zügig und vor allem fehlerfrei, die Kamera war rasch und komfortabel im Nest Konto registriert.

Hinsichtlich der Montage ist eigentlich nichts zu beachten, die IQ ist fest auf ihrem Sockel montiert und kann damit bequem aufgestellt werden. Ein recht flexibles Gelenk macht ein Schwenken in einem großen Bereich möglich.

Erfreulich ist das recht lange (3m) Stromkabel, so kann auf hässliche Verlängerungen meist verzichtet werden!

Design

Die Nest IQ ist eine recht voluminöse Kamera. Hübsch und durch das matt weiße Gehäuse verhältnismäßig dezent, aber ob der Größe auch etwas schwieriger „unauffällig“ zu positionieren, als ihre kleine (ältere) indoor Schwester.

Das Gehäuse ist hinten abgerundet und beherbergt dort den Lautsprecher, vorne sehen wir eine große schwarze Glasfläche in deren Mitte sich die Linse befindet. Rundherum angeordnet sind Mikrofon und Infrarot LEDs für die Nachtsicht. Alles in allem weist die neue indoor Kamera „IQ“ eine frappierende Ähnlichkeit zur Außenkamera auf.

Wie schon erwähnt ist die Kamera fix auf ihrem Sockel montiert, eine Demontage ist nicht angedacht. Gewohnt schön gelöst ist auch hier der Anschluß des USB-C Kabels (das Verwenden des USB-C Standards ist in meinen Augen ein weiterer Pluspunkt), es schließt bündig mit dem Sockel ab. Einfach schön, dass der Hersteller auch auf diese kleinen Details wert legt.

Bedienung

Nest App

‎Nest
‎Nest
Entwickler: Nest Labs
Preis: Kostenlos
Nest
Nest
Entwickler: Nest Labs Inc.
Preis: Kostenlos

Zwar gab es diverse Updates der Nest App seit unseren vorangegangenen Reviews (löblich), an der grundsätzlichen Bedienung hat dies freilich nichts geändert. Alle Nest Produkte werden übersichtlich dargestellt und auch recht flott hinsichtlich des Videobildes aktualisiert.

Das Nest Konto ist ja obligatorisch und bereits seit der Ersteinrichtung vorhanden. Ganz oben findet man also die Möglichkeit, den „zu Hause“ oder „abwesend“ Status manuell zu ändern, üblicherweise erkennt die App das aber sehr gut selbständig, auch, wenn mehrere Nutzer auf das System zugreifen. Natürlich kann der Zugriff auf die Geoposition auch unterbunden werden – ob dann aber grundsätzlich das Nest System die erste Wahl ist, wage ich zu bezweifeln.

Neben der Kamera werden natürlich auch vorhandene Rauchmelder von Nest angezeigt, und wer sich für die Einstellung von „Wohnbereichen“ entscheidet, bekommt zudem Kameras und Rauchmelder übersichtlich, nach Wohnbereichen gruppiert (und inklusive Kamerabild) angezeigt.

Tippt man eines der Geräte an, so gelangt man zu den relevanten Einstellungen, im Falle der Kamera also zunächst zum live Videobild inklusive Ton – oben das Video, darunter die Zeitleiste.

Was leider nach wie vor ärgerlich ist: Wer sich gegen das Bezahlabo „Nest Aware“ entscheidet, bekommt häufig in der App über dem Video einen Hinweis eingeblendet, wie toll A

 

ware nicht ist… ein farbiger Hinweis der NICHT das Video überdeckt wäre hier deutlich weniger störend.

Ein kleines Icon rechts unter dem Kamerabild ermöglicht es zudem den ausgewählten Clip unter „meine Clips“ im Nest-Konto zu speichern.

Betrachtet man die Kameras auf einem iOS Gerät so kann durch das Drehen ins Querformat bequem in die Vollbildansicht geschaltet werden – pinch&zoom funktioniert natürlich ebenfalls.

Standardbild ohne Zoom

Was Nest nach wie vor nicht hinbekommen hat, ist die Möglichkeit, Clips direkt in den iOS Apps zu schneiden bzw. Zeitrafferaufnahmen zu erstellen. Es ist sehr schade, hier immer das Webinterface bemühen zu müssen. Selbiges gilt auch für die „Auslösebereiche“ – auch diese können nur mit Abo und hier auch nur im Browser unter home.nest.com erstellt werden. Schade!

Jegliche sonstige Einstellungen des Nest Sytems, sowohl für die Kameras als auch für die Rauchmelder sind übersichtlich über die App sowie auch über das Webinterface vorzunehmen.

Web Interface

Man wird man sich zunächst mit der App vertraut machen da diese ohnehin für das Setup notwendig ist. Wer die App grundsätzlich verstanden hat, dem wird auch das Webinterface keine Rätsel aufgeben, die Bedienelemente befinden sich an fast den selben Stellen und die zusätzlichen Funktionen sind überschaubar.

Sind Wohnbereiche definiert, so finden wir sie auch im Browser wieder. Auch ein Klick auf die jeweilige Kamera führt uns zu einem bekannten Interface, welches keine Rätsel aufgibt.

Ein Novum bei der IQ hingegen ist der Bereich Digitalzoom. Denn die IQ hat in Wirklichkeit einen 4k Sensor, zeigt in der Praxis aber nur Full HD an. Die überschüssigen Pixel werden dann zum Zoomen verwendet, und das funktioniert erstaunlich gut.

Etwas gezoomt

Maximalzoom

Gut gelöst bei der Digitalzoom-Funktion übrigens, dass sich die Funktion „zoomen & optimieren“. Nachdem der Ausschnitt nämlich eingestellt wurde, wird das Bild genau auf diesen Ausschnitt optimiert. Sehr gut!

Was man im Browser aber zusätzlich machen kann (der bevorzugte Videoplayer kann zwischen HTML5 oder Flash gewählt werden, nur mit Flash wird die Gegensprechfunktion geboten) ist das Erstellen von Zeitrafferaufnahmen sowie die Definition von Alarmbereichen bzw. Auslösebereichen.

Mit Nest Aware erkennen Nest Kameras, auch die IQ, zudem selbständig Alarmbereiche und bieten an, z.B. im Bereich erkannter Türen automatisch einen Alarmbereich festzulegen. Dieser wird dann auch dezidiert in den Benachrichtigungen genannt.

Erstellt man Clips so kann man entweder Clips in Standardgeschwindigkeit von bis zu einer Stunde Dauer erstellen oder bei einer Dauer von über einer Stunde Zeitraffer Clips von 6s, 15s, 30s, 1m oder 2m erstellen. Dabei kann sich das Resultat durchaus sehen lassen. Nimmt man z.B. eine Familienfeier auf, so kann dies eine schöne Erinnerung bedeuten. Entsprechend aber auch kann es hilfreich sein, bei einem tatsächlichen Einbruchsfall die Täter dank solch einer Aufnahme, sei es ein ungekürzter Clip oder aber auch eine Zeitrafferaufnahme des Tatherganges, zu identifizieren.

Zu guter letzt bietet das Webinterface auch die Möglichkeit, Clips zu sharen oder auch einfach nur alle gespeicherten Clips einzusehen.

[adsenseyu5]

Bildqualität

Da die IQ die neueste Nest Kamera ist, ist natürlich auch die Bildqualität derzeit das Beste, was Nest zu bieten hat. Speziell die „Auto HDR“ Darstellung ist ein Gedicht, denn so bluten überbelichtete Bereiche nicht aus, während schattige Bereiche nicht zu dunkel werden. Sehr gut gelöst.

Ohne das Zoom zu bemühen ist die Darstellungsqualität stets farbenfroh und scharf, auch an den Rändern ist die Schärfe noch gut.

Einziger Kritikpunkt: Wie alle anderen bisher getesteten Kameras mit Ausnahme der Nokia Home weist das Bild durch den großen Weitwinkel (130°) merkbare Verzerrungen auf. Üblich, aber schade, das hätte man mit der Software korrigieren können!

Kurios ist, dass die IQ keine automatische Bandbreiteneinstellung kennt; während man bei Nests anderen Kameras einfach die Einstellung „auto“ beibehalten kann um die bestmögliche Qualität zu erzielen, muss man sich bei der IQ festlegen. Bei höheren Bandbreiteneinstellungen können hier durch die 24/7 erfolgende Datenübertragung (in der Regel) mehrere 100 GB Daten pro Monat entstehen. Natürlich kann man aber auch einstellen, dass die Kamera nicht aufzeichnet, sobald man zu Hause ankommt.

Auch bei der NestIQ schaltet sich der Nachtsichtmodus auch erfreulich spät erst ein, man genießt also die meiste zeit farbenfrohe und ausreichend scharfe Aufnahmen, sofern die Internetverbindung es zulässt.

Anwesenheitserkennung

Bei Nest Protect war ich begeistert von der Anwesenheitserkennung, bei den Indoor/Outdoor Cams war die Begeisterung etwas getrübt, funktionierte die Anwesenheitserkennung doch leider nicht mehr so zuverlässig. Jetzt kann ich Entwarnung geben, seit den letzten Updates der Nest Apps läuft es wieder wie geschmiert, Nest erkennt zuverlässig ob man zu Hause ist oder nicht und kann, auf Wunsch, jegliche Kamerameldungen abschalten, bis man das Haus wieder verlässt.

Benachrichtigungen

Alles in allem ist das Benachrichtigungssystem von Nest vorbildlich und zuverlässig. Nachrichten erhält man sofort und die gebotene Information ist meist recht gut. Allerdings sind auch die Benachrichtigungen der Kameras mit Aware verzahnt, sprich, nur mit Aware bekommt man z.B. die Info „Bewegung im Bereich Katzenklappe erkannt“. Ansonsten lautet die Nachricht nur „Bewegung Wohnzimmer erkannt“.

Ebenso funktioniert die Personenerkennung nur mit Aware, was schade ist. Begründet wird dies mit der Tatsache, dass nicht die Kamera selbst die Person erkennt, sondern die Bildanalyse auf den Nest Servern erfolgt.

Auch ist die Personenerkennung so eine Sache; hier hatte ich diverse Fehlalarme, bei denen angeblich eine Person erkannt wurde, wo niemand war. Hmm… Nest, ich denke ihr müsst da nochmal an den Algorithmen arbeiten!

Schön hingegen ist, dass in der Timeline jener Bereich, welcher die Benachrichtigung ausgelöst hatte, im Vorschaubild des Clips herangezoomt wird. Nähert sich z.B. die Redaktionskatze, sehe ich in der Nest App in der Timeline Vorschau, dass sie es war, welche die Benachrichtigung verursacht hatte, ohne mühsam den weißen Klecks am Bild suchen zu müssen ;-).

Ich hoffe sehr, dass Nest bald/irgendwann eine Möglichkeit schaffen wird, die Auslöseschwellwerte für Bewegungen einzustellen, denn das Fehlen selbiger schmälert den Nutzwert des grundsätzlich guten System leider etwas!

Gesichtserkennung (dank IQ)

Hier kommt der Name also her! Nests IQ Kamera kann nämlich auch Gesichter erkennen und identifizieren. Gleich nach der Installation ist der entsprechende Bereich natürlich leer, füllt sich aber rasch; speziell nach einer Party z.B. kanns also sein, dass man eine gute Viertelstunde erst mal Gesichter sortiert, sofern man tatsächlich die Kamera rund um die Uhr eingeschaltet lassen möchte UND diesen Eingriff in die Privatsphäre der Gäste durchführen will. Finde ich persönlich nun nicht empfehlenswert aber jeder, wie er es für richtig hält.

Gesichter können sodann als „bekannt“ deklariert werden; dieses Feature ist, ihr ahnt es schon, nur mit Nest Aware verfügbar.

Gesichter können auch bequem aus der App wieder gelöscht werden, natürlich kann die Gesichtserkennung auch komplett abgeschaltet werden. Nicht ganz zu Ende gedacht hat Nest aber die Sortierung. Denn man kann zwar jedem Gesicht einen Namen geben, nicht aber zwei Vorkommen ein und der selben Person einfach zusammenführen. Wenn sich also ein Freund z.B. zwischendurch den Bart abrasiert und die IQ dadurch eventuell zwei Personen erkennt, so müssen beide gespeichert bleiben, anstatt sie einfach zusammenführen zu können.

Wirklichen Nutzen hat man aber nur, wenn tatsächlich Hausbewohner kein Smartphone mit der Nest App mit sich führen. Kommen also z.B. die Kids nach Hause könnte man sich von der Kamera darüber benachrichtigen lassen. Wenn aber z.B. der Partner nach Hause kommt und entsprechend die Kamera in den Zuhause-Modus schaltet, bekommt man (wenn man es so einstellt) in der Regel keine Benachrichtigung. Dahingehend ist die Funktion also irgendwie prinzipbedingt etwas eingeschränkt. Dennoch ist sie aber gut gelöst.

Nest Aware

Update 12.04.2018

Nest hat (natürlich nur mich alleine) erhört und Aware günstiger gemacht! Für 50€/Jahr bekommt man nun 5 Tage Videoverkauf und alle Aware-Featrues, jede weitere Kamera schlägt mit 30€/Jahr zu Buche. Die größeren Pakete bestehen weiterhin. Diesen Preis finde ich akzeptabel.

Nest Aware bleibt auch nach dieser Review mein größter Kritikpunkt am System. 10€ pro Monat oder 100€ pro Jahr (bei jährlicher Zahlung) sind für eine Kamera mindestens fällig. Jede weitere Kamera kostet dann 5€ monatlich bzw. 50€ jährlich. Zu teuer, wie ich meine. Hier sind dann 10 Tage Videoverlauf inklusive. Ein Paket mit 30 Tagen Videoverkauf zum dreifachen Preis ist ebenfalls verfügbar.

Speziell, wenn man den hohen Anschaffungspreis der Hardware bedenkt, so sollte hier Nest unbedingt die Paketpreise nach unten  aufbessern. Weniger Wiedergabeverlauf bei günstigerem Preis oder von mir aus einzeln zubuchbare Features.

Positiv anzumerken ist, dass man nicht zwingend für alle Kameras „Aware“ buchen muss. Ist also ein Bereich besonders wichtig, so kann Aware nur für diese eine Kamera gebucht werden.

Fazit

Ich bin nun auch nach mehreren Monaten sehr zufrieden mit den Nest Kameras. Die Hardwarequalität ist außerordentlich gut, die Bildqualität auf sehr hohem Niveau und Verpackung sowie Setup sind vorbildlich.

Dass viele Features ohne das kostenpflichtige Bezahlabo „Nest Aware“ nicht verfügbar sind, speziell hinsichtlich der doch recht teuren Hardware, ist schade und meiner Meinung der größte Nachteil; zumindest ärgerlich ist die fehlende Homekit Anbindung (wobei eine Anbindung an IFTTT vorhanden ist). Als kleines Trostpflaster bekommt man mit der Kamera (und jeder weiteren) Nest Aware für 30 Tage zum Testen und kann sich so selbst ein Bild machen. Ansonsten sind die hochwertigen Kameras und die perfekte Integration in die Nest Welt hingegen ein deutlicher Pluspunkt und auch ohne Aware durchaus ihr Geld ob der hohen Qualität wert.

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken