In einem vorherigen Artikel ging es ja um die Zusammenstellung bzw. den Bau meines Spiele PCs. Nach einigen Stunden Spielen mit meinem Logitech MX Keys Keyboard wollte ich aber auch wissen, warum es solch großen Markt an speziellen „Gaming Keyboards“ (und auch Mäusen) da draussen gibt. Logitech hat mir das G915 Gaming Keyboard freundlicherweise für zwei Monate zum Testen zur Verfügung gestellt und ich habe mich damit nun durch Horizon Zero Dawn und Hogwarts Legacy gespielt (über 200h) um euch zu sagen, ob auch der „Casual Gamer“ von der Logitech G915 profitiert.
Videoreview
Verpackung, Lieferumfang, Inbetriebnahme
Hat man sich (noch) nicht mit Gaming Tastaturen, speziell einer kabellosen Variante, befasst hat, so überrascht der Lieferumfang anfänglich etwas. Wir finden nebst dem (recht großen, 47,5cm Breite) Logitech G915 Keyboard ein USB-A auf Micro-USB Kabel sowie einen USB-Dongle (USB-A) und einen Adapter von Micro-USB zu USB-A, nebst den üblichen Booklets in der Verpackung. Warum?
Die proprietäre „Lightspeed“ Funkstrecke von Logitech (wie auch ähnliche Lösungen von z.B. Corsair) funktioniert nur über kurze Distanzen zuverlässig ohne Aussetzer. Deshalb der Adapter. Die Idee ist, das Kabel mit dem Rechner zu verbinden und dann über den Adapter den Dongle möglichst AM Tisch, nahe der Tastatur zu platzieren. Kann man machen. Habe ich ignoriert. Funktioniert bei mir, trotzdem der Dongle hinten am Rechner steckt ;-).
In jedem Fall ist alles mit an Bord um sofort los zu legen, ich würde aber, wie immer, empfehlen, das Keyboard erst mal voll zu laden und die zugehörige Logitech G-Hub Software zu installieren. Dongle und Keyboard verbinden sich automatisch und man kann quasi sofort mit der Konfiguration beginnen. Verbindet man das Logitech G915 Keyboard zudem direkt über das Kabel mit dem Rechner, so wird während des Aufladens die nahezu latenzfreie Kabelverbindung verwendet.
Dass Logitech dem G915 auch nach ein paar Jahren am Markt leider kein USB-C spendiert finde ich sehr schade; wäre das mein Keyboard, würde dies für mich ein weiteres (in diesem Fall antiquiertes) lästiges Kabel bedeuten.
Design
Zuallererst fällt eines auf: Das Logitech G915 ist ein recht großes Keyboard. Nicht, was seine Höhe angeht, sondern bezüglich seiner Breite. Ganze 47,5cm ist es breit, 15cm tief und 2,2cm hoch bei einem Gewicht von rund einem Kilogramm. Besonders das Gewicht ist sicher auch seiner Metall-Oberseite geschuldet, die dem ganzen aber eine hochwertig anmutende Optik beschert.
Die linke und auch rechte Seite ist abgerundet, die obere sowie die untere Kante sind relativ „scharf“, was aber aber in der Praxis absolut kein Problem darfstellt.
Hier im Test: Die „nicht“ TKL Variante. TKL steht für „Ten Key Less“ und bedeutet ein Weglassen des Ziffernblocks. Ich persönlich würde mir die TKL Variante zulegen, einfach, weil diese so viel kompakter ist. Die TLK Variante kommt aber im Falle des G915 auch mit einem entscheidenden Nachteil daher, mehr dazu aber später.
Einzeln RGB beleuchtete Tasten
Fast alle Tasten können beliebig eingefärbt werden, allerdings mit dem einen (und für mich großen) Nachteil, dass nur die „Hauptfunktionen“ beleuchtet sind, also 1,2,3 leuchten während !,“ und § dunkel bleiben. Das wäre an sich noch OK, wären diese Zeichen in weiß gedruckt – leider aber ist quasi alles abseits der Hauptfunktionen bei Dunkelheit bzw. ausgeschalteter Beleuchtung fast nicht lesbar. Für ein ausschließlich zum Spielen verwendetes Keyboard ist das weniger ein Thema, in dem Moment, wo das Keyboard aber vielleicht auch für normale Schreibarbeit verwendet wird, ist das ein unnötiger Nachteil.
Ansonsten aber kann man das Keyboard beliebig erstrahlen lassen. Es ist möglich, über die G-Hub Software Keyboard, kompatible Lautsprecher oder Mäuse farblich synchron zu halten, oder am Keyboard getrennt Farben, Farbwellen oder sogar eine Synchronisation mit dem Bildschirminhalt durchzuführen. Das wäre mir persönlich alles viel zu viel, ich mag’s nicht so bunt.
Der für mich relevante Clou: Über die G-Hub Software können einzelnen Spielen verschiedene Leuchtmuster zugewiesen werden. So kann man WASD z.B. in einer beliebigen Farbe leuchten lassen während man 1, 2, 3 und 4 wiederum anders einfärbt, je nach Spiel und Bedarf. Die Software ist dann auch intelligent genug das richtige Farbmuster beim Starten des betreffenden Spiels abzurufen und umgekehrt zur wilden RGB Orgie oder einer einfärbigen Beleuchtung nach Ende des Spiels zurückzuschalten. Top! Sollte ein Spiel nicht automatisch erkannt werden, so kann die ausführbare Datei auch manuell im G-Hub hinzugefügt werden und wird sodann zuverlässig erkannt.
Ergonomie: Ist das G915 auch zum Tippen geeignet?
Ist es denn nun auch zum Tippen geeignet? Mal von der Beleuchtungsthematik oben abgesehen: Ja, das kann man sehr gut machen, eine gewisse Umgewöhnungszeit vorausgesetzt, speziell wenn man von einer Notebooktastatur mit sehr geringem Tastenhub kommt. Generell ist positiv anzumerken, dass Logitech beim G915 auf etwas niedrigere „low profile“ Schalter setzt, was dem Tippen zugute kommt, da dies auch ohne Handballenauflage sehr gut klappt; ich schreibe zwar immer noch lieber auf der MX Keys, dennoch lässt sich das Schreiben sehr gut auch auf der G915 ohne größere Ermüdungserscheinungen bewerkstelligen. Aber diese Einschätzung ist natürlich individuell und das sollte man nach Möglichkeit vor dem Kauf testen (ja, ich weiß das ist nicht so einfach).
Die Logitech G915 gaming Funktionen
Spezielle Switches
Ich hatte mir ja noch nie Gedanken darüber gemacht, welche Art von Schaltern (Switches) auf meinen Tastaturen zum Einsatz kamen. Ich unterschied immer „geht gut“ oder „geht nicht gut“. Beim Spielen aber, wie ich lernen durfte, gibt es typischerweise drei unterschiedliche Arten von Switches, die auf Spielekeyboards zum Einsatz kommen.
Rote Switches
Rote Switches sind linear, will heißen sie entsprechen am ehesten dem, was man von „normalen“ Tastaturen kennt. Man benötigt nicht mehr Kraft um die einzelnen Tasten zu drücken und kann relativ leise damit spielen.
Blaue Switches
Diese klicken. Üblicherweise muss man etwas fester als bei den Linearen drücken und man erhält ein deutliches tonales Feedback über jeden Tastendruck.
Braune Switches (hier im Test)
Diese sind eine Mischung aus den ersten beiden Varianten. Ohne mir anmaßen zu wollen hier gegenüber Profi-Spielern ein Urteil abgeben zu können, erschien mir das Tastengefühl der Braunen Schalter auf der Logitech G915 sehr gut zum Spielen geeignet zu sein. Man erhält ausreichend Feedback eine Taste gedrückt zu haben ohne dass die Tastatur dabei unnötig laut ist. Dennoch verursacht sie natürlich mehr Geräusche als z.B. das MX Keys Keyboard.
Braucht man eine mechanische Tastatur und was ist das eigentlich?
WAS das ist, ist schnell erklärt. Der Name ist etwas mißverständlich, schließlich sind per se alle Tasten abseits eines Touchscreens „mechanisch“. Es heißt aber in diesem Zusammenhang, dass unter jeder Taste ein eigener Schalter sitzt, der den Tastendruck registriert, während bei der Mehrzahl „nicht mechanischer“ Tastaturen wie auch der MX Keys (die interessanterweise zwischenzeitlich sogar eine mechanische Variante spendiert bekommen hat) die Tasten eine Art Folie drücken und so den Kontakt schließen (stark vereinfacht formuliert). Gemeinhin werden mechanische Tastaturen als weniger Fehleranfällig beim Tippen angsehen.
Spezielle Sondertasten
Das Logitech G915 Keyboard hat diverse zusätzliche Tasten welche einem das Leben (das Spielen) tatsächlich ungemein vereinfachen.
Makrotasten
Ganz links finden wir fünf „Makrotasten“. Über die obenliegende gummierte Taste „MR“ lassen sich Makros aufzeichnen, und hier sind nicht nur gleichzeitig gedrückte Tasten gemeint sondern exakte Abfolgen. Sprich, wenn man in Hogwarts Legacy auf den Besen steigen will, hält man zunächst TAB gedrückt um dann mit 3 auf den Besen zu steigen. Das ganze lässt sich wunderbar als Makro auf eine der fünf Tasten legen und ist in der Praxis EXTREM angenehm.
Wer übrigens die TKL Variante der G915 möchte guckt hier in die Röhre und muss auf Makrotasten leider gänzlich verzichten, was ich extrem schade finde. Das wäre in meinem Fall tatsächlich der Grund eventuell nicht zur TKL Variante des Logitech G915 zu greifen.
Speichertasten M1-M3
Nicht nur, dass wir fünf Makrotasten haben, wir können zudem ganze DREI Sets speichern! Sprich, auf M1 könnte ich mir alle Makros für Hogwarts Legacy legen, auf M2 jene für Horizon Zero Dawn und und auf M3 jene für Cities Skylines 2. Das übersteigt meinen persönlichen Bedarf bei weitem, ist aber ein geniales Feature!
Gaming Mode
Eine weitere geniale Taste ist m.M.n. der Spielemodus. Die Funktion ist trivial, gerade aber nach dem Beginnen eines neuen unbekannten Spiels auch einfach toll: Sie deaktiviert die Windows Taste, es können aber auch nach belieben weitere Tasten definiert werden, deren Eingaben nicht mehr registriert werden, wenn man den Spielemodus aktiviert. Wozu? Nun, weil man vielleicht speziell am Anfang eines neuen Spieles so dermaßen unkontrolliert auf die Tastatur hämmert, dass man plötzlich im Windows Startmenü landet (habe ich gehört, *hust*).
Medientasten
Nichts wirklich Besonderes aber dennoch sehr Praktisches sind Medientasten für Play/Pause, Titelsprung vorwärts und rückwärts sowie stummschalten.
Lautstärkerolle
Diese befindet sich rechts oben an der Logitech G915 Tastatur und ist ebenfalls sehr praktisch. Hier kann schnell und verzögerungsfrei (und vor allem auch ohne auf die Tastatur sehen zu müssen) die Lautstärke geregelt werden. Ich hätte mir hier aber eine leichter Rasterung gewünscht und kein grundsätzlich freies Rollen.
Die Logitech G-Hub Software
Während die G-Hub Software in alter Logitech Tradition nach wie vor nicht mustergültig selbsterklärend ist (und ich mir hier sehr ein umfassenderes anfängliches Tutorial gewünscht hätte, je nach Hardware), so kann man in der Praxis damit durchaus das Auslangen finden. Alle Produkte aus Logitechs Gaming Serie werden hier erkannt und können konfiguriert werden. So kann das G915 granular eingestellt werden, der Akkuladezustand inklusive Restlaufzeit abgerufen werden, oder auf zusätzliche Maustasten einer G502X die Auswahl eines Zaubersets in Hogwarts Legacy gelegt werden. Besitzt man, wie ich, die Logitech G560 Lightsync Lautsprecher, so kann man auch die Lichtgebung der Lautsprecher einstellen und sogar mit der Beleuchtung der Tastatur synchronisieren.
Insgesamt ist die G-Hub Software gut, aber gerade um sowohl die Funktionen der Software zu lernen als auch jene der Tastatur hätte ich mir hier mehr Tutorials und Erklärungen gewünscht.
Kabellos für Gaming dank „Lightspeed“ Technologie
Ein absolutes no-go für ich wäre eine Tastatur oder eine Maus mit Kabel. Ich möchte meinen Schreibtisch möglichst sauber halten und Kabel sind hier (für mich persönlich) zu vermeiden.
Ich selbst hätte hier aber auch gar keinen Bedarf zu einem separaten Funkstandard, wie in diesem Fall Logitechs „Lightspeed“. Ich konnte bislang auch bei meiner Bluetooth Peripherie nie eine merkliche Verzögerung festellen können und auch bei meiner MX Master 3 Maus nie zu wenig DPI feststellen können. Aber aus diesem Grund bezeichne ich mich ja auch als „casual Gamer“ – bin da wohl zu langsam.
Lightspeed heißt bei Logitech ein speziell auf niedrige Latenz optimierter Funkstandard im 2,4GHz Bereich für den der Tastatur auch ein spezieller USB-A Dongle beiliegt. Die Anwendung ist wie bei einem Unifi Empfänger, die Verbindung war in meinem Fall stets sofort da und stabil.
Bluetooth gibt’s auch
Glücklicherweise hat Logitech auch an Bluetooth gedacht und die G915 Tastatur damit eine schnelle Umschaltmöglichkeit zu meinem Mac gemacht. Muss ich arbeiten, reicht ein Tastendruck und die G915 verbindet sich via Bluetooth mit dem Mac. Aber:
Leider nur ein (Bluetooth) Gerät
Da die Logitech G915 Tastatur aber nun mal doch echt teuer ist finde ich es schade, dass man hier nur ein Bluetooth-Gerät koppeln kann. Es müssen ja nicht gleich drei dezidierte Tasten wie auf der MX Keys sein, aber ein Umschalten mit z.B. drei Lämpchen über der Bluetooth Taste hätte man doch machen können. Dann könnte ich die Tastatur nämlich bequem zwischen Dienst-Rechner, Mac und Spielerechner umschalten können, genau wie auch meine MX Keys. Das vermisse ich sehr, denn so kann das Gaming Keyboard einfach nicht dauerhaft am Schreibtisch verweilen, weil nun mal (leider) zeitlich öfter mal gearbeitet werden muss, als gespielt werden kann.
Akkulaufzeit des Logitech G915 Keyboard
Ich habe die G915 nicht aufgeschraubt aber der Akku im Inneren des Keyboards ist beachtlich leistungsfähig. Mit voller Leuchtorgel soll die Tastatur 30h schaffen, ohne Beleuchtung über 1000h, laut G-Hub Software.
Seit ich ende Oktober meinen Spiele PC fertiggestellt hatte, habe ich hunderte Stunden gespielt, mindestens 150 davon mit dem Logitech G915 Keyboard und ich habe es seither einmal geladen – und das auch nur, weil das Testmuster nicht voll geladen bei mir ankam. Dass ich hierzu ein Micro USB Kabel in die Rückseite des Keyboards fummeln muss ist super lästig aber ob der Seltenheit verschmerzbar. Ich nutze im Alltag und zum Tippen eine einfarbige beleuchtung aller Tasten, zum Spielen leuchten bei mir nur die tatsächlich vom Spiel belegten Tasten. Das trägt natürlich ungemein zur langen Laufzeit in meinem Fall bei.
So oder so: Selbst 30h mit voller Beleuchtung ist ein sehr guter Wert, Hausaufgaben gemacht, Logitech.
FAZIT
Immer noch ca. 180EUR sind, auch vier Jahre nach der Vorstellung, seitens Logitech fällig für diese Tastatur. Kann man auf den kabellosen Teil verzichten, so kann man schon zum halben Preis loslegen, was ich schon fast als frech bezeichnen würde. Legt man den hohen Preis beiseite (generell sind RGB beleuchtete kabellose Gaming Tastaturen von Markenherstellern sehr teuer) so erhält man eine erfreulich schlanke Gaming Tastatur die ob der niedrigen Bauweise gar keine Handballenauflage benötigt, extrem gute Akkulaufzeit selbst bei Festbeleuchtung bietet und tatsächlich kaum Wünsche offen lässt. Bei der Beleuchtung ist es nur schade, dass Sonderzeichen immer dunkel bleiben und dass ein Umschalten zwischen mehreren Bluetooth Geräten nicht möglich ist. Als Gaming Tastatur ist die G915 meiner Meinung nach aber eine sehr gute Wahl, das nötige Kleingeld vorausgesetzt.
ps: Kleine Kater klauen gerne Tasten von der G915 – also Aufgepasst, ihr Katzen besitzende Gamer da draußen.
Hallo, interessanter test. Kannst du sagen, ob die Tastatur mit z.b. amoury crate von Asus funktioniert? Habe derweil eine g516? Lightspeed und regle die rgb nkch über die g hub Software. Im Windows11 könnte ich es umstellen. Da ich aber nicht weiß ob und wie zuverlässig es funktioniert, frage ich dich. Evtl hast du das auch getestet. Mfg
Hallo Christian, nein, das habe ich nicht getestet; ich kann mir zudem nicht vorstellen, dass ASUS oder Logitech jeweils an einer Interoperabilität zwischen den jeweiligen Geräten und der Konkurrenzsoftware installiert sein dürften. Was für einen Vorteil böte es dir, wenn du die G516 über die Fremdsoftware ansteuerst?