Am 20. Mai 2011 zog der Kindle 3 (der mit Keyboard) hier ein und wurde einem ausführlichen Test unterzogen. Nun, ca. eineinhalb Jahre später, ist endlich das neueste Kindle Modell, der Amazon Kindle Paperwhite auch in Deutschland und Österreich verfügbar. Interessenten aber aufgepasst, durch den grossen Andrang werden jetzt bestellte Paperwhites erst Anfang Jänner 2013 ausgeliefert.

Wir wollen uns im Folgenden Testbericht nun aber genauer ansehen, ob das lange Warten auf den Paperwhite sich lohnt und wir von gut investierten 129 bzw. 189€ reden.

Was ist der Kindle und warum empfehlen wir ihn?

Der Kindle ist quasi der „Vater“ der elektronischen Bücher, der Ebook-Reader.  Mittlerweile gibt es unzählige Modelle unglaublich vieler bekannter und unbekannter Hersteller. Der prominenteste Hersteller von allen ist aber wohl Amazon mit der Kindle Reihe. Die Vorteile eines elektronischen Buches liegen auf der Hand: Kompakt und leicht, einfach zu bedienen und durch den Amazon Store immer mit frischem Lesematerial versorgt.

Wer gerne Bücher liest und schon mal mit einer schweren Tasche voll von selbigen in den Urlaub fuhr, weiss dies zu schätzen. Den „Nachteil“, man habe kein „echtes“ Buch in Händen und man könne die Seiten nicht umblättern existiert nur im Kopf, das ist Gewohnheitssache; dies muss aber von jedem individuell entschieden werden.

Amazon bietet jedoch nach wie vor mit dem riesigen Buchsortiment rund um die Kindle Geräte ein ausgesprochen attraktives und konkurrenzloses Angebot von Lesematerial an. Zum klassischen Kindle ohne Touchscreen gesellten sich mittlerweile diverse Modelle wie der hier getestete Paperwhite oder auch der Kindle Touch sowie die beiden Kindle Tablets Fire und Fire HD. Preislich bewegen wir uns zwischen 79€ für den Kindle ohne Touchscreen und 199€ für den Kindle Fire HD.

Lieferumfang & Verpackung

Auch der Kindle Paperwhite kommt in der umweltfreundlichen und einfach zu öffnenden Kartonverpackung. Diesem Kindle Modell liegt lediglich ein USB Kabel zum Laden und ggf. der Synchronisation mit dem Rechner bei. Jegliches andere Zubehör wie z.B. Hüllen oder auch ein Ladegerät müssen separat gekauft werden. Da aber USB Ladegeräte mittlerweile in jedem Haushalt zu Hauf vorhanden sein dürften – kein Problem.

Bei Auslieferung war der Kindle Akku etwa halb voll. An einem handelsüblichen USB Ladegerät dauerte der Ladevorgang dann ca. 2h, bis die Ladelampe von orange auf grün wechselte.

Design & Bedienung

Amazon hat konsequent von Modell zu Modell die Geräte schlichter und einfacher gestaltet. Der Paperwhite weist nur noch eine physische Taste auf, nämlich den Schalter um das Gerät ein- oder auszuschalten bzw. es neu zu Starten. Da beim Paperwhite auf Lautsprecher, Text to speech sowie einen Kopfhöreranschluss verzichtet wurde, dreht sich hier alles um den Bildschirm.

Bei Verwendung der von Amazon verkauften Kindle Paperwhite Hülle kann der Kindle, ähnlich des iPads, über den Deckel der Hülle mithilfe eines kleinen Magneten beim Öffnen der Hülle bequem eingeschaltet werden. Eine Wohltat, denn der Ein-Ausschalter befindet sich seltsamerweise nach wie vor unten ziemlich mittig am Gerät.

Auf weitere Bedienelemente wird verzichtet. Der Kindle wird über den Bildschirm gesteuert. Hierzu wird nach dem ersten Start des Geräts eine kleine Einführung angezeigt. Der Bildschirm ist nämlich in drei Zonen unterteilt. Die rechten beiden Drittel dienen durch tippen oder wischen zum Weiterschalten zur nächsten Seite, das linke Drittel zum Zurückspringen zur vorigen Seite.  Tippt man ins obere Bildschirmfünftel so wird das Menü eingeblendet, welches Zugriff auf den Homebildschirm, die Beleuchtung, den Shop, die Suche sowie das Optionsmenü bietet.
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Besonders der Fakt dass die Beleuchtung jederzeit erreichbar ist, kann man hier lobend erwähnen. Das ist leider bei einigen Konkurrenzprodukten nicht der Fall.

Der Paperwhite reagiert auch ausgesprochen schnell auf Befehle. Das dürfte einerseits am kapazitiven Touchscreen liegen, andererseits an der etwas erhöhter Rechenleistung des Gerätes.

Über das Menü kann z.B. im Kindle-Shop eingekauft werden, das Gerät im Querformat benutzt werden oder die Synchronisation angestoßen werden. Natürlich können auch Lesezeichen und Anmerkungen angelegt werden und ausgewählt werden, wie der Kindle die aktuelle Leseposition im Buch darstellt.

Hier ist es nämlich erstmals möglich, die verbleibende Zeit im Kapitel sowie die verbleibende Zeit im Buch anzeigen zu lassen, was ausgesprochen praktisch ist.

Im Hauptmenü werden im oberen Bereich sowohl die zuletzt gelesen Bücher als auch einige Empfehlungen von Amazon im unteren Bereich dargestellt. Auf Wunsch kann man sich die Bücher auch in der Listenansicht darstellen lassen, was ich aber als weniger praktisch empfinde. Standardgemäß zeigt der Paperwhite die Bücher mit Miniaturansichten der Einbände an. Über kleine „Pünktchen“ unter dem jeweiligen Buchcover wird illustriert, wie weit man das entsprechende Buch bereits „verschlungen“ hat.

Auf Wunsch zeigt der Paperwhite natürlich auch alle sich in der „Cloud“ befindlichen Bücher des eigenen Amazon Kontos an und bietet auch die Möglichkeit, die Titel nach „zuletzt gelesen“, dem Titel oder dem Autor zu sortieren.

Durch die von Amazon „Whispernet“ genannte Synchronisation wird einerseits die Synchronisation zwischen allen kompatiblen Geräten als auch die Zustellung neu gekaufter Inhalte bewerkstelligt. Dies funktionierte absolut einwandfrei und führte kein einziges Mal zu Problemen.

Hier im Test haben wir den Kindle Paperwhite mit 3G getestet. Dieses Gerät bietet gratis 3G weltweit in einer Vielzahl von Ländern. Als Nutzer muss man sich darüber keine Gedanken machen, es fallen nämlich keine extra Kosten an. Bedenken muss man hier aber dass natürlich die Netzwerkverbindung des Kindles NUR dem Kindle zur Verfügung steht, er also nicht etwa als Hotspot verwendet werden kann. Wer jedoch schon mal faul in Teneriffa am Pool lag und sich nicht um das vorhanden sein eines WLAN Hotspots Gedanken machen wollte, der weiss, wie angenehm der Kindle mit 3G Verbindung ist.

Viele dürfte auch freuen, dass der in Paperwhite hierzulande endlich auch ein deutschsprachiges Menüsystem hat und nicht mehr nur, wie sein Vorgänger, sich auf Englisch versteht.

Inbetriebnahme

Wer seinen Kindle online über ein bestehendes Amazon Konto bestellt, bekommt das Gerät bereits auf sein Konto eingestellt zugesandt. Tatsächlich sieht man im Amazon Konto sogar ab dem Versandzeitpunkt schon die Seriennummer des neuen Geräts gelistet und kann, bei bereits vorhandenen Ebooks von Amazon diese bequem auf das Gerät transferieren. Aber auch die manuelle Einrichtung des Geräts geht schnell vonstatten. Besonders der gut ansprechende Touchscreen ist hier zum Tippen auf der virutellen Tastatur eine Wohltat.

Display & Technik

Grundsätzlich soll hier auf zwei Punkte eingegangen werden. Einerseits natürlich die „Paperwhite“ genannte Beleuchtungstechnik, andererseits die gesteigerte Displayauflösung von 1024×768 Punkten im Vergleich zum Vorgängermodell mit nur 800×600 Bildpunkten.

Im obigen Bild sieht man den Effekt der eingebauten Beleuchtung aufgrund des Blitzes nur bedingt gut. Aber es sei gesagt, dass die eingebaute Beleuchtung eine Wohltat ist und bei unserem Test egal zu welcher Tags- und Nachtzeit, egal bei welchem Lichtverhältnis, eine Wohltat war. Vorbei die Zeiten der zwingenden Beleuchtung am Nachttisch, vorbei die Zeiten der gräulichen Eink Displays. Nunja, fast 😉

Der Paperwhite setzt, wie viele seine Konkurrenten, auf eine Beleuchtung durch einige wenige LEDs am unteren Bildschirmrand. Anders als bei der Konkurrenz wie dem Thalia Bookeen oder dem Nook Glowlight SIEHT man beim Kindle diese LEDs nicht und durch die spezielle Technik das Paperwhite Displays erscheint das gesamte Display einfach ausgesprochen uniform ausgeleuchtet. Nur ganz am unteren Ende des Displays erkennt man leichte unregelmäßigkeiten. Diese sollten aber niemanden Stören, da ohnehin nur die Seitenzahl und der Lesefortschritt dort angezeigt werden.

Gerade in mittelmässig gut beleuchteten Räumen ist die Beleuchtung des Paperwhite besonders gut. Das Display erscheint tatsächlich weiss. Selbst bei Sonnenschein wirkt es etwas weisser als das der Konkurrenz.

Links: Kindle Paperwhite Rechts: Kindle Touch

Eines sei aber auch gesagt: OHNE aktivierte Beleuchtung ist es genau so grau wie jedes andere Eink Display. Auch kann die Beleuchtung nie komplett ausgeschaltet werden; selbst auf kleinster Stufe glimmen die LEDs immer ein wenig.
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Was für uns unverständlich ist, ist das nicht Vorhandensein einer automatischen Beleuchtungssteuerung. Dies wäre definitiv ein Gewinn an Benutzerfreundlichkeit, wenn man nicht jedes Mal, wenn sich das Umgebungslicht ändert, die Beleuchtung nach regulieren müsste.

Hinsichtlich der gesteigerten Auflösung ist der Fortschritt weniger stark zu erkennen, als man vermuten würde. Zwar sind Kanten und das Schriftbild generell sehr scharf und der Kontrast, wie bei Eink gewohnt, angenehm hoch, an die Schärfe eines Retinadisplays kommt jedoch auch der Kindle Paperwhite nicht heran.

Vergleicht man den Paperwhite mit dem Kindle Touch oder auch dem Kindle 3 so fällt eine nochmals gesteigerte Umschaltgeschwindigkeit der Seiten auf. Außerdem muss der Paperwhite nicht mehr die gesamte Seite aktualisieren wie z.B. der Kindle 3.

Verarbeitung

Obwohl auch der Kindle Paperwhite komplett aus Kunststoff besteht, gibt es hier absolut nichts zu bemängeln. Das Gerät wirkt hochwertig verarbeitet und die leicht gummierte Rückseite trägt dazu bei, dass der Kindle ausgesprochen gut in der Hand liegt.

Links: Kindle Paperwhite, Rechts: Kindle Touch

Etwas mehr Seitenfläche wäre allerdings wünschenswert um das Gerät sicher zu halten ohne mit den Fingern den Touchscreen zu berühren.

Akkulaufzeit

Amazon bewirbt den Paperwhite mit 8 Wochen (56 Tage) Batterielaufzeit. Ohne WLAN oder 3G. Und mit Beleuchtungsstufe 10 von 24. Bei ca. 1h Lesezeit pro Tag. Nun ja, seien wir uns mal ehrlich, beides ist weniger praktikabel. Ich kaufe ja keinen Kindle mit 3G verbindung und WLAN um beides permanent ausgeschaltet zu haben. Und ich kaufe keinen Paperwhite mit eingebauter Beleuchtung nur um diese auf ein zu niedriges Level (bei normaler Raumbeleuchtung) herunterzudrehen.

In der Zeit in der wir den Paperwhite bislang testeten  war die Beleuchtung meist auf Stufe 16 bis 20 geregelt und WLAN sowie 3G waren dauerhaft aktiviert. Ca. 7h dauerte es um den Akku halb zu entleeren. Ein schlechter Wert? Wir meinen: nein. Relevant ist ja schliesslich, dass der Kindle ausgesprochen sparsam umgehen KANN. Und ich hab‘ kein Problem damit anstatt alle 8 Wochen den Paperwhite halt einmal die Woche an ein Ladegerät anzuschliessen.

Summa summarum verhält es sich hier mit den Amazon Angaben aber wohl wie auch bei den Herstellerangaben zur Akkulaufzeit von Mobiltelefonen…

Buchkauf

Amazon macht es ausgesprochen einfach, Bücher für  bzw. über den eigenen Kindle zu kaufen. Einerseits gibt es eigene Sektionen auf der Website, andererseits kann bei einer Vielzahl in Papierform angebotener Bücher auch die Kindle Version gewählt werden. Ein Klick reicht um das gewünschte Buch auf den Kindle zustellen zu lassen. Gibt es mehrere mit dem Konto verknüpfte Kindles, so kann das betreffende Gerät gewählt werden. Natürlich steht ein gekauftes Buch aber immer auch nachträglich zum Download zur Verfügung.

Preislich kann man leider bei Ebooks von Amazon selten wirklich sparen. Diese rangieren üblicherweise 2-3€ unterhalb dem Preis vom Taschenbuch. Wer also denkt, Ebooks seien generell Schnäppchen, sei gewarnt.

Sonstiges

Der Paperwhite ist etwa 50g leichter als der Kindle 3 (der mit Keyboard) gleich dick und ca. 2cm kürzer als der Kindle 3, weist einen kapazitiven Touchscreen auf und steigert die Auflösung merklich. Der Nutzer erhält aber nur halb so viel Speicher (2GB anstatt 4GB) und büßt Lautsprecher und Kopfhöreranschluss sowie Musikplayer und Text2speech ein. Für die meisten verschmerzbar.

Zubehör

Wir können die hier im Test auch zu sehende original Amazon Hülle ebenfalls empfehlen. Etwas überteuert passt dafür Verarbeitungsqualität, Optik sowie Haptik und natürlich auch die Passgenauigkeit perfekt  zum Gerät. Dass zusätzlich der Kindle eingeschaltet wird, sobald man den Deckel der Hülle öffnet ist zwar heutzutage keine große Sache mehr, allerdings ein erfreulicher Zusatz.

Fazit

Der Kindle Paperwhite ist für uns ein würdiger Nachfolger zum Kindle 3. Auch den direkten Vergleich zum Kindle Touch muss er nicht scheuen. Zwar wird das „paperwhite display“ von Amazon etwas besser dargestellt, als es tatsächlich ist,  im Vergleich zu diversen Klapplämpchen die an allen Ecken und Enden an und um Hüllen herumbaumeln, ist es jedoch ein himmelhoher Unterschied und eine klare Verbesserung. Der reduzierte Speicher im Vergleich zum Kindle 3 mit Tastatur lässt sich verschmerzen, da alle gekauften Artikel ohnehin jederzeit in der Amazon Wolke verfügbar bleiben.

Das Display ist schärfer als bei der Konkurrenz, wenngleich wir uns ein noch besseres Schriftbild sowie noch einen Tick bessere Kontraste wünschen würden. Aber auch hier: Meckern auf ausgesprochen hohem Niveau!

Die Bedienung wurde weiter verbessert, das Menü ist auf Deutsch verfügbar und 3G funktioniert zuverlässig und vor allem kostenlos. Einzig unverständlich, dass der Kindle nach wie vor keine Bücher im üblichen ePub Format darstellen will. Bitte nachreichen, Amazon!

Zusammenfassend also eine klare Empfehlung für den neuen Kindle Paperwhite. Nach wie vor das beste Gesamtpaket, das grösste Angebot an Büchern, die einfachste Bedienung und die homogenste Displaybeleuchtung.
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