Das Gardena Smart System ist ja eigentlich schon eine ganze Weile am Markt. Zum Start damals allerdings fehlten noch einige Funktionen. Zwischenzeitlich hat Gardena aber groß nachgelegt und dank Softwareupdates finden wir aktuell ein unglaublich vielfältiges und intelligentes System, das den Garten bewässert, wenn es notwendig ist, Wasser spart, wo es möglich ist und  zudem übers Internet jederzeit steuerbar ist. Wie einfach (oder kompliziert) die Anwendung ist und ob sich „smart“ hier auszahlt, erfährst du im folgenden Testbericht.

Verpackung & Lieferumfang

Dickes Lob an den Hersteller, die Verpackung besteht fast ausschließlich aus Karton. Mitgeliefert wird bei diesem „Smart Starter Set“ der Bodenfeuchtesensor, der Bewässerungscomputer, das notwendige Gateway sowie ein Netzgerät und ein Netzwerkkabel. Negativ fällt das Fehlen der notwendigen Batterien auf. Zwei AA Alkali Batterien werden für den Feuchtesensor, drei für den Bewässerungscomputer benötigt. Akkus funktionieren in dem System nicht – der Sensor hat dann zu wenig Reichweite und der Bewässerungscomputer kann das Ventil nicht öffnen.

Inbetriebnahme

Nochmals großes Lob. Mittels der Apps wird die Installation zum Kinderspiel. Lediglich die Konstruktion der Batteriefächer empfand ich als Gewöhnungsbedürftig. Man sollte nicht zum Einsetzen der Batterien in die Anleitung gucken müssen.

Sowohl Sensor als auch Bewässerungscomputer setzen auf Batteriehalterungen die aus dem jeweiligen Fach herausbaumeln, sobald man es öffnet. Selbige Halterungen inklusive Batterien irgendwie wieder in die Geräte zu fummeln, ist etwas mühsam. Danach sollte man die Gardena Smart App aus dem jeweiligen Appstore laden:

‎GARDENA smart system
‎GARDENA smart system
Entwickler: GARDENA
Preis: Kostenlos
GARDENA smart system
GARDENA smart system
Entwickler: GARDENA GmbH
Preis: Kostenlos

Zunächst wird ein Account angelegt. Dieser ist zwingend erforderlich. Danach fragt die App nach dem Gateway, das über den Scan des QR-Codes schnell hinzugefügt wird. Ansonsten folgt man einfach immer den Anweisungen in der App. In meinem Fall musste zunächst am Gateway ein Softwareupdate eingespielt werden, das dauerte eine ganze Weile. Auch beide Sensoren benötigten nach dem Hinzufügen zum System ein Update um die Feuchte gesteuerte Bewässerung freizuschalten. Das Update dauerte in Summe ca. 30min pro Sensor – das ist etwas lange, es wird in der App aber die voraussichtliche Dauer angegeben.

Die eigentliche Hardware-Installation ist einfach. Der Bewässerungscomputer wird am Wasserhahn aufgeschraubt – vorsichtig vorgehen, sonst kann das Kunstoffgewinde beschädigt werden! Schöner wäre natürlich, wenn Gardena hier das eigene Schnellkupplungssystem, wie es auch für den klassischen Gartenschlauch bekannt ist, verwenden würde.

Positionierung & Sensorreichweite

Den Feuchtesensor steckt man nach der Batterieinstallation sowie dem Anlernen am System einfach an einer passenden Stelle in die Erde. Ideal wäre eine Stelle, die am besten den gesamten Garten repräsentiert. Die Erde sollte an dieser Stelle normal austrocknen und auch nicht ultra schattig sein. Hier muss man ggf. etwas herumprobieren.  Beim Bewässerungscomputer hat man eher wenig Handlungsspielraum, da er ja von der Position des Wasserhahns abhängig ist.

Bei der Installation des Gateways ist man flexibel. Entweder verbindet man es mit dem mitgelieferten Netzwerkkabel direkt mit dem Router oder man richtet eine WLAN Verbindung ein. Das ist eine Spur komplizierter, da man sich zunächst mit dem setupWLAN des Gateways verbinden muss um ihm dann mitzuteilen, mit welchem heimischen WLAN es sich verbinden soll. Grundsätzlich aber kein Problem und in der Anleitung gut beschrieben.

Hub in Einrichtung

Je nach Bauform des Gebäudes (Holzriegel, Stahlbeton, Ziegel) kann das Signal vom Gateway zu den Sensoren zudem stark abgeschwächt werden und so ggf. zu Problemen führen. Das Gateway hat aber zwei Antennenanschlüsse auf seiner Rückseite, diese Zusatzantennen werden aber nicht mitgeliefert, was schade ist. Wer Empfangsprobleme befürchtet, sollte das Gateway gleich am Anfang ins WLAN Netz hängen, um so möglichst flexibel mit dem Aufstellort zu sein.

In meinem sehr kleinen Stadtgarten wird das Signal vom Gateway zum Feuchtesensor nach 10m als „schwach“ angezeigt – Stahlbeton und dreifach Verglasung sei Dank. Wer noch größere Distanzen überbrücken muss, sollte sich hier vorher mit Gardena kurzschließen wegen etwaiger Reichweiten verlängerter Antennen. In meinem Fall funktioniert aber alles absolut perfekt.

Design

Nun, Design ist vielleicht bei Gartengeräten nicht das Maß aller Dinge, seit vielen Jahren aber empfinde ich die einprägsame Farbgebung und das „look & feel“ der Gardena Produkte als mit die ansprechendsten am Markt.

Alles was man „bedienen“ kann ist immer orange gekennzeichnet, der Rest ist grau oder türkis. Entsprechend finden wir am Sensor nichts oranges, da gibt’s nix zu bedienen. Der Bewässerungscomputer hat eine Taste, und diese ist farblich entsprechend orange gekennzeichnet. Das Batteriefach zeigt jeweils nach unten, etwaige Feuchtigkeit kann so ungehindert abfließen und beeinträchtigt die Funktion nicht. Beide Geräte müssen nicht vor Umwelteinflüssen geschützt montiert werden.

Die Gardena Smart App

Grundsätzlich steuert Gardenas App ja ein Füllhorn an Produkten, nicht nur die hier getestete Kombination. In diesem Testbericht gehe ich aber nur auf die intelligente Bewässerung ein.

Einstellmöglichkeiten

Die Einstellmöglichkeiten des Bewässerungssystems sind recht schnell erklärt. Alle Geräte können benannt werden. So können den Geräten einprägsame Namen gegeben werden, wenn man z.B. verschiedene Bewässerungszonen hat (z.B. Vorgarten, Terrasse usw.)

Der Sensor wiederum zeigt Batterieladezustand sowie Empfangsstärke und natürlich die Messwerte zu Temperatur, Lichtintensität sowie Bodenfeuchte an. Jeder Messwert kann, auf Wunsch, gesondert aktualisiert werden. Die letzte Übertragung des jeweiligen Meßwertes wird ebenfalls angezeigt.

Beim Bewässerungscomputer kann nur eingestellt werden, ob er auf „Adaptive Scheduling“ zugreift, also nur bewässert, wenn der Feuchtesensor sagt, es sei trocken, oder nicht.

Bewässerungspläne

Einer der wichtigsten Punkte: Die Bewässerungspläne. Viele von uns würden vermutlich dazu tendieren eben, sagen wir mal, eine halbe Stunde am Abend einzuplanen. Dabei gibt es viel bessere Pläne, und eben solche erstellt die App automatisch. Man muß nur angeben, wie die Pflanzen verpflanzt sind, was bewässert werden soll und womit (Düsen, Regner, Tröpfchenbewässerung) und schon erstellt die App einen geeigneten Plan. Frühmorgens um halb 6 wird bei mir für 10min bewässert, dann 20min gewartet um dem Boden die Möglichkeit zu geben, die feuchte aufzunehmen und wie ein Schwamm noch saugfähiger zu werden, dann geht die Bewässerung nochmal für 20min an. Alles in allem erziele ich so mit dem schnell automatisch erstellten Bewässerungsplan wirklich hervorragende Werte ohne zu stark zu bewässern.

Eine Bewässerung am frühen Morgen wird übrigens deshalb empfohlen, weil die Spaltöffnungen in den Blättern am kühleren Morgen weit geöffnet sind  und so die Pflanzen optimal mit Feuchtigkeit versorgt werden können.

Feuchtigkeitsgeführte Bewässerung

Genau an dem Punkt der optimalen Bewässerungsdauer und des optimalen Zeitpunktes kommt auch die Steuerung über den Bodenfeuchtesensor ins Spiel. Bei mir ist er so eingestellt, dass nur bewässert wird, sollte die Feuchtigkeit unter 50% sinken. Während des extrem heißen Sommers heuer sprang die Bewässerung so fast täglich an. Sobald es aber mal kräftig geregnet hatte, hat das System nur alle 2-3 Tage bewässert. Das ist schlau und schont nicht nur Pflanzen und Rasen sondern auch die Brieftasche.

Update 12.09.2018

Gardena hat zwischenzeitlich eine Option für die Bewässerungspläne integriert, mittels derer die Zeitpunkte an den Sonnenaufgang angepasst werden können! Ausgesprochen schlau, denn kurz vor Sonnenaufgang ist der beste Zeitpunkt zum Bewässern!

Manuelle Bedienung

Manuell kann natürlich jederzeit die Taste am Computer gedrückt werden. Zuerst schaltet sie den Computer in den Bereitschaftsmodus und ein zweiter Tastendruck aktiviert die Bewässerung. Eleganter ist es, wenn man z.B. weiß dass man viele Gießkannen füllen muss oder man eine gewisse Zeit bewässern will, das Smartphone zu zücken. Ein Tap auf „Bewässern“ und man wird gefragt für wie lange man das Ventil öffnen will. Danach wird das Wasser wieder abgedreht. Super!

Manuelle Bewässerung

Wie schlägt sich nun aber die smarte Bewässerung von Gardena im Alltag?

Sehr gut! Es kam zu keinerlei Trockenheit mehr im Garten, der Rasen hat sich sichtlich erholt. Anfangs hatte ich meine präferierten Eneloop Akkus im Einsatz, was  leider Probleme verursachte (der Hersteller rät dezidiert von der Verwendung von Akkus ab!). So wurde eine Bewässerung durchgeführt mit dem Kommentar, es lägen keine aktuellen Messwerte vom Sensor vor. Die letzte Messung war zwei Stunden zuvor erfolgt und zeigte um 3 Uhr Morgens 86% Restfeuchte. Hier müsste ein smartes System erkennen, dass unmöglich um 5 Uhr die Bedingungen für eine Bewässerung (50% Bodenfeuchte) erreicht sein konnten (20°C Außentemperaur, Nacht).

Abgesehen von diesem einen Ausrutscher (der vermutlich auf die verwendeten Akkus zurückzuführen war) war aber die Bewässerung dank Gardena (im positiven Sinne) zum Vergessen. Gießzeitpunkt und Bewässerungsintervall war optimal gewählt und die Pflanzen sichtlich erholt während der heißen Tage.

Wie Smart ist Gardenas System aber nun wirklich?

Nun, die Entwickler könnten hier natürlich noch bedeutend mehr rausholen. Der Feuchtesensor steuert aktuell lediglich: Bewässern ja/nein. Außerdem bietet das Gardena Smart System keine Einbindung der Wetterberichte. Hier gibt es bereits Konkurrenten am Markt, die genau diese Punkte erfüllen versuchen.

Richtig smart wäre das System wenn ich als Nutzer die Option hätte wie „Hey Holger, heute ist starker Regen angesagt. Soll die Bewässerung ausgesetzt werden?“ – dann bitte eine Push mit eben dieser Auswahlmöglichkeit.

Oder Statistikdaten. Klar, der batteriebetriebene Feuchtesensor muss mit dem Strom haushalten. Dennoch könnte man aus den Messungen Diagramme zeichnen.

Viel wichtiger aber: Anhand der Temperatur, der Vorhersagen und der Geschwindigkeit wie schnell der Boden austrocknet könnten die Bewässerungen dynamisch angepasst werden. Ist der Boden also z.B. durch hohe Temperatur stark ausgetrocknet, könnte die erste „Aufweichphase“, die ja korrekt von der App programmiert wird, verlängert werden, dann die eigentliche Gießphase normal abgeschlossen werden und danach eventuell, sollte die Feuchte nicht reichen, nochmals nachgelegt werden.

Wie gesagt, das System funktioniert wunderbar – allerdings könnte man hier noch viel mehr mit bereits bestehender Hardware umsetzen! Ich bin sehr gespannt, wie Gardena dies hier weiterentwickelt!

Update 18.02.2019

Ab heute unterstützt das Gardena Smart System auch Apple HomeKit! YAY

Videoreview

FAZIT

Also ehrlich gesagt war ich zunächst skeptisch. Bislang hatte ja Gartenschlauch und Gießkanne gereicht, wozu brauchte ein 50m² Stadtgarten (wenngleich ein wirklich wunderschöner hust) ein Smart-System? Nun nach mehreren Wochen Betrieb des Gardena Smart Systems möchte ich es nicht mehr missen. Kein leidiges Nachdenken mehr, wann ich nun den Rasen zuletzt bewässert hatte. Kein Spekulieren, ob der Boden doch noch feucht genug sein müsste oder nicht. Wenn es regnete springt die Bewässerung nicht an, wenn es trocken ist, werden die Pflanzen zur optimalen Tageszeit (nämlich frühmorgens) bewässert. Besser geht’s einfach nicht.

Alles in Allem: Ein wunderbares Produkt, das in keinem Garten fehlen sollte. Dank der großen Vielfalt kompatibler Gardena Smart Geräte kann das System zudem flexibel erweitert werden. Auch ein Mähroboter kann z.B. eingebunden werden und mäht dann eben genau dann, wenn die Bewässerung nicht läuft bzw. kann der Mähroboter über die App ferngesteuert werden. Wer das notwendige Kleingeld aufbringen kan und will: Beide Daumen hoch, sofort zuschlagen.