WLAN und Stahlbeton sind keine Freunde. Die beiden werden vermutlich auch niemals Freunde werden. Diesen quasi unumstößlichen Fakt mußte ich auf die harte Tour lernen – selbst vom Wohnzimmer 10m bis zum Schlafzimmer reicht das 5GHz WLAN meines Almond+ Routers gar nicht, das 2,4GHz WLAN kratzt quasi an der Schlafzimmertür. Was also tun? Auf halber Strecke einen Repeater installieren oder doch gleich etwas Ordentliches?
Devolo verbindet mit dem 1200+ Wifi AC System die Vorteile von „Powerline“, also der Übertragung der Daten über das Wohnungs- oder Hausinterne Stromnetz mit einem modernen Wifi Access Point der sich auf simultane 5 & 2,4GHz Netzwerke versteht. Zudem zeichnet sich das gesamte System durch eine benutzerfreundliche Installation aus.
Im folgenden ersten Teil unseres Tests wollen wir uns also ansehen, wie sich das Gerät in der Praxis einer normalen Wohnung schlägt, im zweiten Teil des Tests, welcher im Frühsommer 2016 folgen wird, geht’s dann ans Eingemachte – Devolos dLAN 1200+ im Einfamilienhaus über drei Stockwerke…
Lieferumfang
Öffnen wir das Starterkit so finden wir zwei Geräte, welche ihre Stromversorgung direkt von der Steckdose erhalten, zeitgleich aber am Gerät eine Steckdose bieten – es geht also kein Stromanschluss verloren. Daneben finden wir noch Installationsanleitung sowie ein Netzwerkkabel im Lieferumfang. Erfreulich ist auch, dass die Verpackung weitgehend auf Kunststoff verzichtet. Fein!
Design & Verarbeitungsqualität
Gerade hier wo Geräte direkt im Sichtbereich installiert werden, ist natürlich auch die Optik nicht unwichtig. Ich würde das Devolo System durchaus als hübsch ansehen, wenngleich natürlich der Fakt, dass die Steckdose durchgeschleift wird, keine ultra schlanke Konstruktion der Geräte zulässt.
Die Geräte sind glänzend weiß und optisch unauffällig und schlicht, die Materialwahl- und Qualität wirkt sehr hochwertig und alle Tasten haben gute Druckpunkte. Gefällt mir! Netter Pluspunkt: Die Status-LEDs können über die Software, auf Wunsch, deaktiviert werden – das ist, speziell in Schlafräumen durchaus von Vorteil.
Im obigen Bild sehen wir links die „Basisstation“ und rechts den WLAN Adapter. Ebenfalls positiv: zwei LAN Anschlüsse um z.B. einen Heimserver im Keller direkt an das Gerät anschließen zu können.
Bei der Basisstation wäre noch schön gewesen, wenn sie die Möglichkeit böte, ein Netzwerkkabel durchzuschleifen. Gerade, wenn der Router vielleicht nur wenige Anschlüsse aufweist, wäre dies noch recht praktisch.
Installation
Die Installation des Systems ist kinderleicht. Zum Einen haben wir da quasi das „Gehirn“ des Systems, dieses wird zunächst in eine Steckdose gesteckt und mittels Netzwerkkabel mit dem Router, in meinem Fall ein Securify Almond+, verbunden. Sobald das Steuergerät gebootet ist nimmt man das zweite Gerät, welches letztlich für das Erstellen des WLANs zuständig ist, zur Hand und steckt es ebenfalls in eine freie Steckdose. Der Hersteller empfiehlt dezidiert, die Geräte NICHT an Verteilersteckdosen zu betreiben, sondern sie direkt in freie Wandsteckdosen zu stöpseln.
Da beide Geräte die Steckdose durchschleifen ist das auch gar kein Problem. Die Herstellerempfehlung, keine Verteilersteckdosen zu verwenden, musste ich natürlich gleich testen – tatsächlich verbesserte sich sofort die erzielbare Geschwindigkeit!
Ist nun also auch das WLAN Modul gebootet leuchtet auf selbigem eine Taste rot auf. Diese drückt man für ca. eine Sekunde und dann innerhalb von 2 Minuten die analog beschriftete Taste am Basisgerät – schon wird das Netzwerk verschlüsselt und ist sofort betriebsbereit. Den WLAN Schlüssel des neuen Netzwerks sollte man sich aber, so wie in der Anleitung angegeben, vorher notieren, er steht nämlich hinten am WLAN Adapter. Hmmm… Hier wäre es praktisch gewesen, wenn der Hersteller den WLAN Schlüssel auch nochmals auf die Anleitung drucken würde 😉
Soll, anstatt des quasi „mitgelieferten“ WLANs ein bereits bestehendes erweitert werden, so ist dies leider ausschließlich via WPS möglich. Hierzu wird eben die WPS Taste des betreffenden Routers anstatt jener der dLAN Basisstation gedrückt und so das Netzwerk erweitert. Diesen Teil allerdings konnte ich bislang nicht testen, da mein Almond+ Router WPS nicht unterstützt. Der WPS Test erfolgt dann im zweiten Teil dieses Berichts.
Performance
Zuallererst muss hier erwähnt werden, dass die möglichen Übertragungsraten bei jedem dLAN bzw. Powerline System stark schwanken können und zudem extrem von den Leitungen in der Wohnung oder dem Haus und etwaigen Störgeräten (= andere Verbraucher) abhängen.
Wie auch bei Mobilfunknetzwerken darf die maximal mögliche Bandbreite nur als Wunschwert angesehen werden, in der Realität ist mit wesentlich geringeren Werten zu rechnen. Durch intelligente Verkabelung (etwa möglichst direkte Leitungsführung in einem Neubau z.B.) kann man hier die Übertragungsgeschwindigkeit natürlich durchaus positiv beeinflussen – hier stellt sich dann allerdings immer die Frage, ob in diesen Neubauten nicht gleich Netzwerkverkabelungen eingesetzt werden…
In diesem ersten Teil des Tests habe ich das System aber wirklich nur quasi „blind“ in Betrieb genommen – und Einfluß auf Verkabelung konnte ich, abgesehen von den Herstellertips, eben die Geräte direkt an den Steckdosen zu betreiben, nicht großartig nehmen. Nahe dem Router wurde die Basis installiert und dort, wo das WLAN zu schwach war, das WLAN Gerät.
Netzwerk | Geschw. | Device | |
---|---|---|---|
5GHz WLAN des Routers | 375,36 | Mbit/s | iMac 5k 2014 |
5GHz WLAN des Routers | 216,14 | Mbit/s | MacBook Air 2012 |
LAN | 523,44 | Mbit/s | iMac 5k 2014 |
Devolo 1200+ AC WiFi | 134,24 | Mbit/s | iMac 5k 2014 |
Devolo 1200+ AC WiFi | 153,12 | Mbit/s | iMac 5k 2014 |
Devolo 1200+ AC WiFi | 121,04 | Mbit/s | MacBook Retina 2015 |
Devolo 1200+ AC WiFi | 144,72 | Mbit/s | Macbook Air 2012 |
Zum Testaufbau ist zu sagen: Um die Netzwerk interne Geschwindigkeit zu testen wurde ein 1007MB großes File vom Heimserver auf die oben genannten Geräte transferiert. Eben unter Verwendung des „Haupt“ WLANs im 5GHz Band sowie auch testhalber direkt über ein Netzwerkkabel.
Aus den Resultaten sieht man, dass die erzielbare Geschwindigkeit des Powerline Systems auch merklich vom verwendeten Endgerät abhängt und natürlich auch davon, welche Art von Daten man von welcher Datenquelle transferieren möchte!
Die mögliche maximale Übertragungsrate von 1200Mbit/s konnte ich aber in meinem Testaufbau nie erzielen. Umgekehrt muss auch angemerkt werden, dass die oben erreichte Geschwindigkeit von ca. 140Mbit/s am iMac 5k immer noch die doppelte Geschwindigkeit ist, die mein Internetanschluss bietet (75Mbit down, 7,5Mbit up).
Für Heimanwender ist daher die Geschwindigkeit in den meisten Fällen sicher mehr als ausreichend, auch für das Streamen von Filmen sollte genug Bandbreite verfügbar sein.
Auf „wissenschaftliche“ Testergebnisse verzichte ich in diesem Testbericht absichtlich. Fakt ist: Jetzt habe ich schnelles Internet wo ich zuvor so gut wie gar keines hatte. Ob ich da dann vom Heimserver Daten ungebremst oder mit Abstrichen transferieren kann, ist für mich zweitrangig.
Devolo Cockpit
Es ist toll, dass Devolo hier eine eigene Softwarelösung bietet. Sowohl für den Mac als auch für Linux oder Windows kann das „Devolo Cockpit“ auf der Herstellerseite geladen werden und so das gesamte dLAN System konfiguriert werden.
Weniger schön ist aber, dass die Software (ich habe nur am Mac getestet) z.B. nicht retina-tauglich ist und generell grafisch eher aus dem 90er Jahren zu stammen scheint. Räusper, das ginge doch besser, Devolo. Grundsätzlich aber funktioniert das Devolo Cockpit gut, und es tut, was es soll.
Weiters: In dem Moment in dem’s an die eigentliche Konfiguration z.B. des WLAN Adapters geht, landet man so oder so im Browser um dort alle Einstellungen vorzunehmen. Das Browserinterface ist derzeit auch optisch ansprechender als das Devolo Cockpit am Mac.
Grundsätzlich können über den Webbrowser einfach und schnell alle nur erdenklichen Optionen, welche moderne WLAN Geräte anbieten, eingestellt werden.
Neben allgemeinen Einstellungen finden wir auch eine Zeitsteuerung, Gastzugang oder Kindersicherung, ebenso einen MAC-Adressenfilter oder auch eine „WiFi Move“ Funktion. Mit letzterer können bequem WLAN Einstellungen eines bereits eingerichteten Zugangspunktes auf einen weiteren übertragen werden. Damit gestaltet sich das Setup weiterer Zugangspunkte (z.B. im Keller oder unterm Dach) unglaublich einfach. Mehr auch dazu im zweiten Teil unseres Testberichts.
In Summe fehlt mir als privater Nutzer lediglich eine WiFi Repeater Funktion, die sich ohne WPS konfigurieren läßt. Mein Router unterstützt dies nun mal nicht, so muss ein weiteres WLAN Netzwerk aufgespannt werden was nicht immer zielführend sein dürfte.
Das Devolo Cockpit für iOS bietet grundsätzlich den selben Funktionsumfang wie die Mac App, inklusive des etwas altbackenen Designs sowie der Weiterleitung zur Gerätewebsite und der damit verbundenen Konfiguration mittels Safari. Funktioniert, ginge halt aber auch noch einen Tick schöner 😉
Fazit
Positiv, sehr positiv sogar! Klar, man erzielt über Powerline hier nicht Gigabit-Ethernet-Geschwindigkeit oder reizt den AC Wifi Standard aus, aber mit 140Mb/s erziele ich hier dort, wo zuvor fast gar kein WLAN Empfang möglich war durchaus gute Geschwindigkeiten. Sehr fein. Einhergehend mit der einfachen Installation habe ich eigentlich nur einen Kritikpunkt an dem System: Nämlich, dass die Erweiterung eines bestehenden WLANs nur über WPS möglich ist und nicht etwa durch Eingabe der SSID und des Passwortes.
Im zweiten Teil meines Tests wird dies aber keine Rolle spielen da hier das Devolo System von Anfang an als das Hauptsystem der WLAN Versorgung eingeplant ist.
In Summe hat mich das System bislang vollends überzeugt: Das WLAN ist stabil und weist eine gute Reichweite auf, die erzielten Geschwindigkeiten sind OK und die Einrichtung und Verwaltung ist dank Webinterface und eigener Devolo Cockpit App für Mac, iOS oder Windows vielseitig und einfach. Wer also mit dem „standard WLAN“ seines WLAN Routers nicht das Auslangen findet und auf aufwendige Netzwerkverkabelung verzichten möchte, dem sei das Devolo System wärmstens ans Herz gelegt.
Danke für die ausführliche Rezension. Das Teil ist bestellt!
Gerne! Lass uns deine Erfahrungen mit dem System wissen!
Du kannst auch einfach die WLAN-Einstellungen (SSID und Verschlüsselungseinstellungen) genauso einstellen, wie an Deinem Router. Hierzu benötigst Du kein WPS.
Clients bleiben aus Sicherheitsgründen so lange es irgendwie geht am letzten Access-Point ‚hängen‘. Leider gibt es für iOS keine Apps, die eine sinnvolle Wahl des Access Points zulassen. Unterschiedliche SSIDs sind da teilweise praktischer, da wenigsten manuell eine sinnvolle Auswahl abhängig vom aktuellen Ort möglich ist. Vielleicht bauen die das zusammen mit WPS in iOS 15 ein. Wäre ja echt mal ‚amazing‘.
Da hast du natürlich vollkommen recht Alfred. Es hat irgendwie immer alles Vor- und Nachteile.
140 Megabit/s? Also um 17 Megabyte/s? Das ist interessant und im Grunde erstaunlich wenig. Ich habe auch Devolo-Geräte hier in der Wohnung um besseren WLAN-Empfang im Wohnzimmer zu haben. Mein MacBookPro hat aber noch kein a/c sondern funkt auf 5GHz im … tja was eigentlich? g oder n Standard? Realistisch bekomme ich damit recht konstant 14 MB/s, teils auch mal rauf bis 16 oder 18 MB/s … also sehr vergleichbar.
Ich hatte gehofft, dass ein neuer Mac mit a/c nochmal etwas bringt – vermutlich geht aber einfach nicht mehr über das Stromkabel. (Hast Du den Mac mal per Netzkabel an den Devolo angeklemmt um ohne Wifi nur die Stromkabel-Performance zu messen?
Ja, na ja das ist halt wirklich extrem stark von den Leitungen und auch den Verbrauchern abhängig; das schreibt Devolo aber auch in allen Dokumenten.
Du meinst den Mac mit Netzwerkkabel direkt am Powerline Adapter? Nein, das konnte ich nicht bewerkstelligen da ich kein MacBook mit Netzwerkanschluß mehr habe (und den iMac nicht komplett aus seiner Verkabelung reißen wollte um ihn in einen anderen Raum zu tragen).
Realistisch dürfte man aber da sicher nochmal ein bisschen mehr Bandbreite erhalten.