Screencast-Apps, also Programme, mit deren Hilfe man das gerade sich am Bildschirm abspielende Geschehen aufzeichnen kann, sind leider recht kostspielig. Quicktime kann zwar prinzipiell auch den Bildschirminhalt aufzeichnen, spezielle Zusatzfeatures bleiben einem dabei dann aber leider verwehrt wie z.B. das Zoomen zu speziellen Stellen am Bildschirm, usw.

Camtasia von Techsmith ist eines dieser Programme. Mit stolzen 79,99€ ist Camtasia aber leider auch eines der teuersten. Im gleichen Preissegment spielen nur wenige Konkurrenten mit, weswegen die Entscheidung für oder gegen Camtasia wohl überlegt sein will.

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Camtasia ist herrlich einfach aufgebaut. Nach der Installation aus dem Mac Appstore öffnet sich ein kompaktes und selbsterklärendes Fenster:

Hier kann die aufzuzeichnende Bildschirmfläche, ob die integrierte oder eine andere eventuell vorhandene Webcam zur Aufzeichnung eines weiteren Videos verwendet werden soll, sowie ob Ton von Mikrofonen oder auch ob die Systemklänge aufgezeichnet werden sollen. Anzumerken sei hier, daß Camtasia in der Standardeinstellung bei „Full Screen“ die Bildschirmauflösung um 50% herunterskaliert! Das heißt, der Bildschirm meines MacBook Pros würde z.B. anstatt mit nativ 1440×900 Bildpunkten lediglich mit 720×450 Bildpunkten aufgezeichnet werden. Warum das so eingestellt wird, ist mir schleierhaft, würde diese Einstellung doch einen 720p Screencast ad absurdum führen.

Ein Klick auf „rec“ und schon geht die Aufnahme los. Es wird von 3 runtergezählt und dabei nochmals auf die Tastenkürzel zum Pausieren oder Stoppen der Aufnahme hingewiesen.

Ist die Aufnahme fertig, so kann man über ein dezidiertes Icon in der Menüleiste wie eben auch über die genannten Kürzel selbige stoppen und mit der Nachbearbearbeitung beginnen.

Hierzu ist der Bildschirm in vier Bereiche unterteilt. Linkerseits werden die Projektdateien (Aufnahmen, sonstige Videos, Bilder, Audio) ausgewählt sowie Videoeffekte oder Übergangseffekte ausgewählt und ggf. in die Zeitleiste gezogen. Mittig befindet sich die Vorschau, die auch das Einstellen der „Canvas Size“ ermöglicht. Wird der Canvas, also die Bildfläche quasi auf z.B. 640×480 gesetzt, so wird standardgemäß auch mit dieser Auflösung exportiert. Rechts finden wir dann die Einstellleiste, erreichbar über das kleine Zahnrädchen. Hier werden die genauen Einstellungen zum jeweiligen gewählten Effekt gewählt. Wird z.B. eine Rotation auf’s Video gezogen, so kann hier dann Dauer und z.B. auch Winkel der Rotation definiert werden. Wird ein Farbeffekt angewandt, so kann die zugrundeliegende Farbe gewählt werden. Selbiges gilt natürlich für die Audioeffekte.

Nachdem also die Aufnahme des Bildschirmes abgeschlossen ist, landet diese gleich in der Zeitleiste. Übergänge können hinzugefügt werden, Untertitel bzw. Beschriftungen aber auch Formen wie Pfeile oder Sprechblasen. Natürlich kann auch die Zoomstufe jederzeit angepaßt werden um so z.B. spezielle Bereiche des Bildes hervorzuheben.

Was leider nicht funktioniert ist z.B. eine Nachvertonung des Videos. Wurde nicht schon während der Aufzeichnung der Ton aufgezeichnet, so kann leider nicht einfach innerhalb von Camtasia nachvertont werden. Aber das kann die Konkurrenz auch nicht.

Besonders toll ist z.B. die Funktion (bessergesagt „Videoaktion“) „Smart Focus“ die basierend auf dem Videoinhalt automatisch das Bild dorthin zoomt und zentriert, wo das Geschehen stattfindet. Das funktioniert überraschend gut. Natürlich können die so automatisch hinzugefügten Aktionen jederzeit angepaßt werden.

Die gesamte Interaktion mit Camtasia ist sehr intuitiv. Wer das Grundprinzip verstanden hat, gelangt sehr schnell zu Ergebnissen. Allerdings ist nicht immer alles logisch, was man mit der Software so anstellen kann und speziell manchen Funktionen würde eine kurze Vorschau in irgendeiner Art und Weise nicht schaden.

Was nicht so gut gefallen hat, war die Exportfunktion, welche sich im Sharing-Menü befindet. Wählt man diese an, so kann man quasi nur auswählen, wohin der Film exportiert wird und wie die Datei heißen soll. Hier verwirrt, daß keine Größe ausgewählt werden kann, was mit der schon eingangs erwähnten Einstellung der Bildfläche (Canvas) zu tun hat.

Wird „advanced Export“ ausgewählt, so stehen die üblichen Quicktime Exportoptionen zur Verfügung, die aber für Einsteiger kaum einfach anzuwenden sind.

Am Praktikabelsten in einer Mac und iPhone zentrierten Umgebung wird der Export bzw. das Sharing nach „iTunes“ sein, das folgende Optionen bietet:

Wie man aber sieht, fehlen hier HD Formate, auch 720p ist nicht vertreten. Das ist schade, wird aber andererseits gerade für Einsteiger ins Screencasting nicht die größte Rolle spielen.

httpvh://www.youtube.com/watch?v=Za7PzcIA_ww

Fazit

Camtasia ist vor allem für Einsteiger mit ernsthaften Absichten (ob des doch sehr hohen Preises) interessant. Die Bedienung bedarf zwar einer kleinen Eingewöhnung, funktioniert aber dann weitestegehend intuitiv. An den Exportmöglichkeiten, besser, an deren Verpackung, sollte seitens Techsmith noch nachgebessert werden. Tips können sich ausführlich auf Techsmiths Homepage geholt werden!

Bewertung daher 3 von 5 Sternen.

PRO

  • Guter Einfährungsbildschirm und erstes Tutorialvideo
  • recht benutzerfreundlich aufgebaut
  • nach kurzer Einarbeitungszeit gut bedienbar
  • richtet sich eher an Einsteiger ins Screenrecording

KONTRA

  • teuer
  • Konkurrenzprodukte weisen teils mehr Flexiblität auf
  • teilweise nicht selbsterklärend
  • etwas zerklüftete Exportfunktionen

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Alternativen

Screenflow von Telestream, gleicher Preis, kompliziertere Bedienung, größerer Funktionsumfang.

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