Autopano iconPanoramaaufnahmen entzücken viele. Und vielfach versucht sich diverseste Software die Fähigheit auf’s Haupt zu schreiben, einfach und schnell Panoramas erstellen zu können. Und das in guter Qualität.

Ich fotografiere privat mit einer Canon EOS 7D. Einer Spiegelreflexkamera die Fotos mit einer Auflösung von 18 Megapixeln erstellt. Manuell mehrere solcher Fotos zu einem schönen und vor allem unverzerrten Panorama zusammenzustellen grenzt an Unmöglichkeit. Selbst das Werkzeug, welches mit Photoshop CS5 mitgeliefert wird, liefert nur wenig zufriedenstellende Ergebnisse, sobald man Aufnahmen im Weitwinkel zusammenfügen möchte.

Kolor hat mit Autopano Pro (und Autopano Giga) eine Software im Programm, die sich genau dieser Aufgabe verschrieben hat: Panoramas erstellen. Ob Autopano Pro nun die 99€ wert ist und man damit auch tatsächlich atemberaubende Panoramas erstellen kann, sehen wir uns im folgenden Testbericht genauer an.

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Ich möchte hier nun keinen Kurs über die Finessen der Fotografie geben. Auch sollen hier keine Abhandlungen erscheinen, die sich mit der zugrundeliegenden Technik befassen. Vielmehr möchte ich zeigen, daß es glücklicherweise heutzutage keine Hexerei mehr ist, unglaublich detailreiche und auch riesengroße Panoramas zu erstellen.

Was wird benötigt?

Nun, wie gut das Panoramafoto wird, hängt natürlich stark von Kamera und Objektiv ab. Günstige Kameras und/oder Objektive können unter Umständen z.B. zu unscharfen Bildrändern führen. Das fällt uns nicht sonderlich auf, da meist das wichtige Objekt nahe des Zentrums des Bildes liegt und die Ränder eher außer Acht gelassen werden. Sollen nun aber mehrere Fotos zu einem Panoramafoto zusammengefügt werden, so spielt diese Randschärfe schon eine wesentlich größere Rolle.

Weiters weisen ist zu beachten, daß unterschiedliche Kameras bzw. Objektive unterschiedliche Verzerrungen erzeugen. So wird ein weitwinkeliges Objektiv mit z.B. 17mm Anfangsbrennweite bei selbiger nach außen hin gerade Linien zunehmend stark krümmen. Den Effekt sieht man sehr schön, wenn man z.B. frontal ein gerades Gebäude, am besten ein Hochhaus mit regelmäßiger Fensterfront fotografiert. Man erkennt bei großem Weitwinkel, daß die, für das menschliche Auge geraden Linien, für die Kamera gekrümmt erscheinen.

All diese „Fehler“ muß natürlich die Software, die das Panorama für uns erstellen soll, berücksichtigen und nach Möglichkeit korrigieren.

Je besser also die Kamera ist, also je schärfer Kamera und Objektiv ohne Softwarehilfe das Basismaterial liefern, desto schöner und natürlicher können die Panoramaaufnahmen sein.

Vorbereitung

Gerade wenn man mit einer digitalen Spiegelreflexkamera arbeitet, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, daß diese Kamera in die Bildfarben eher weniger eingreift und die Belichtung bereits nahe dem Optimum ist. Dennoch sollte das Histogramm (also die Helligkeitsverteilung) im Bild für jedes Teilbild des Panoramas eventuell kontrolliert werden.

Natürlich kann Autopano das alles erledigen, ich mache das aber lieber von Hand. Zudem ist meine Kamera auf das Erstellen von RAW-Fotos eingestellt. Das heißt, daß die Fotos generell bei mir im konkreten Fall „entwickelt“, also hinsichtlich Farbe, Schärfe und Helligkeitsverteilung noch optimiert werden müssen.

Sind also alle Teilfotos des zukünftigen Panoramas optimiert, exportiere ich sie als JPEG Fotos  mit geringstmöglicher Kompression. Jedes Foto hat dabei zwischen 4 und 8MB.

Autopano hat die Fähigkeit aus einem Ordner voll von Fotos jene zu erkennen, die es zu einem Panorama zusammenfügen kann. Das funktioniert in sagen wir mal 85-90% der Fälle auch sehr gut. Es ist aber zumindest empfehlenswert, an Autopano nur die Fotos zu übergeben, die auch tatsächlich Teile eines Panoramas sind und nicht alles, was man im Urlaub aufgenommen hat.

Sind also die Fotos vorbereitet, müssen sie nur noch über dem Fenster von Autopano Pro fallen gelassen werden. APP kümmert sich sodann um die Aufteilung in einzelne Panoramas. Dabei finden wir zunächst auf der linken Seite einzeln unterteilt die Sets von Fotos die zu einem zukünftigen Panorama dazugehören. Nach einem Klick auf „Analysieren“ wird eine Vorschau erzeugt. Je nach Rechenleistung und Fotoanzahl sowie Auflösung kann das schon mal eine Minute pro Foto dauern (ich arbeite auf einem iMac mit Core i7 3,4GHz CPU und 16GB Ram und selbst da ist Geduld angesagt).

Einstellungen

Autopano Pro ist eine echte Pro-Applikation. Wer auf eine Panoramavorschau doppelklickt oder sich in die Einstellungen der App begibt, erkennt das schnell. Der angesprochene Doppelklick führt zum Panorama-Editor. Hier kann quasi jedes kleinste Detail des Panoramas angepasst werden. Erscheint die Vorschau z.B. zu gestreckt oder gestaucht weil evtl.  Autopano ein zylindrisches Mapping anstatt einem spärischen gewählt hat, so kann dies hier angepasst werden. Es kann sogar definiert werden, was gerade erscheinen soll. Wenn z.B. eine horizontale Linie bei einem Bauwerk verzerrt wird, kann Autopano so angewiesen werden, diesen Bildbereich entsprechend zu entzerren.

Ich möchte hier nicht auf Details zu den Einstellungen eingehen – aber sie sind ausgesprochen umfangreich. Autopano funktioniert aber auch, ohne sich erst einzulesen.

Besonders schön ist übrigens die Möglichkeit, auf modernen Macs die GPU (also den Grafikprozessor) für die Berechnungen  mit einzubeziehen. Das bringt einen merkbaren Geschwindigkeitsschub bei der Berechnung des Panoramas.

Eine weitere sehr löbliche Option ist der Auto-Zuschnitt. Naturgemäß entstehen bei der Berechnung von Panoramafotos natürlich Bereiche, die aufgrund der Krümmungen und infolgedessen der Entzerrungen nicht mit Bildmaterial gefüllt werden können. Autopano kann, auf Wunsch, das Bild automatisch so zuschneiden, daß der maximale Bildbereich sichergestellt wird. Wer das nicht mag kann natürlich z.B. mit der inhaltssensitiven Füllfunktion von Photoshop versuchen, ein wenig nachzuhelfen. Gerade beim Himmel oder Wald-Szenen funktioniert das ausgesprochen gut!

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Panoramaberechnung

Autopano Pro ist aber alles Andere als eine 1-klick-Software für Panoramaerstellung, wenngleich man natürlich sofort, nachdem die einzelnen Sets erkannt wurden, auf „Alle Analysieren“ und dann auf „Alle Rendern“ klicken kann und sodann, je nach Einstellungen, die fertig beschnittenen Panoramas am Schreibtisch landen.

Man kann aber auch nach der Analyse der einzelnen Pano-Sets jede einzelne Vorschau noch im Detail bearbeiten, wie schon im Kapitel „Einstellungen“ erwähnt. Es kann gewählt werden, ob z.B. die einzelnen Fotos um einen Zylinder „gewickelt“ werden oder auf eine Kugel „gepappt“ werden sollen um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Meist wählt Autopano selbständig die passende Form, manchmal muß man aber nachhelfen. Dem Nutzer werden quasi keine Grenzen gesetzt, das Panorama bis ins kleinste Detail an die eigenen Wünsche anzupassen. Das Ergebnis ist immer perfekt.

Probleme kann’s nur geben, wenn man z.B. sagen wir mal an einem Fluß steht und zunächst flussabwärts sagen wir 15 Fotos macht und dann flußaufwärts 10. Dazwischen aber vielleicht  gar keine. Autopano erkennt  nun natürlich den Fluß selbst als gemeinsamen Nenner und versucht aus all diesen Fotos ein Panorama zu erstellen, was natürlich in die Hose geht, da es ja zwei einzelne Panos werden sollten. Man kann aber einfach aus dem Foto-Set einzelne Fotos auswählen und in ein neues Set ziehen und aus dem alten dann löschen. Autopano Pro ist hier glücklicherweise sehr flexibel.

Features

Neben der Tatsache, daß Autopano Pro eines der wenigen Programme ist, welches für den Mac gleichermaßen wie für Windows und Linux angeboten wird, kann man zudem sein Layout an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Aber wie gesagt, Autopano Pro ist eine Pro-Applikation und bietet unglaublich viele Optionen und Möglichkeiten. Man sollte sich also gut einarbeiten, bevor man beginnt, mit dem Layout der Bedienelemente herumzuspielen. Kolor bietet zudem detaillierte Videotutorials um den Umgang mit der App zu lernen. Allerdings nur auf Englisch.

Was mir persönlich besonders gut gefällt ist die Möglichkeit zu jeder Zeit in das „stitching“ also das Zusammenfügen der Einzelfotos eingreifen zu können. Hier gibt es einen eigenen Editor um sogenannte Kontrollpunkte einzufügen und dem Programm so zu helfen, etwaige Fehler bei sehr schwierigen Szenen zu vermeiden.

Für den Fotografen unglaublich hilfreich ist auch die Unabhängigkeit Autopanos davon, „wie“ die Einzelfotos aufgenommen wurden. Viele andere Programme verlangen eine gewisse Abfolge in „Zeilen“ oder „Spalten“ in denen die Fotos aufgenommen wurden. Autopano kommt auch mit einem Wirrwarr von Einzelfotos gut zurecht.

Auch Farbunterschiede stellen kein Problem dar. Idealerweise kann Autopano Pro sogar angewiesen werden, z.B. den warmen Farbton des Sonnenuntergangs auf alle anderen zugehörigen Fotos des Panos anzuwenden, auch wenn bei den anderen Fotos z.B. der Weißabgleich dem Fotografen ein Schnippchen geschlagen hat.

Als iTüpfelchen gibt’s auch die Möglichkeit HDR (High Dynamic Range) Fotografien zusammenzufügen.

Fazit

Hier klicken um ein mit Autopano Pro erstelltes Panorama anzuzeigen [JPEG – 13479×3830 Pixel – 9,3MB]

Bis ich es nicht selbst probiert hatte, konnte ich es nicht glauben. Vor Autopano Pro habe ich Fotos mit Photoshop zu Panoramas zusammengefügt. Zufrieden damit war ich eher selten. Photoshop konnte zwar die Bilder gemäß des Objektivs entzerren, das war’s dann aber auch schon. Zudem verlangte Photoshop ungleich mehr Klicks als es Autopano verlangt. Hier hatte ich innerhalb weniger Minuten hervorragende Ergebnisse! Die Bilder waren korrekt ausgerichtet, entzerrt und perfekt zusammengefügt.

Wer also gerne und oft Panoramafotos erstellt kommt an Autopano Pro nicht vorbei. Unglaublich gut, die Software!