Wisst ihr, was ich so gar nicht mag? Software Abos. Speziell jene von Adobe. Photoshop ist eine beeindruckende und unglaublich leistungsfähige Software die gutes Geld wert ist. Keine Frage. Dafür aber unter dem Vorwand „immer die aktuellste Version zu haben“ in ein Abo gedrängt zu werden, ist schlicht frech und kundenunfreundlich. Die Softwareschmiede „Serif“ hat sich dieses Problems angenommen und, so viel kann ich bereits in der Einleitung sagen, eine hervorragende Software zur Bildbearbeitung geschaffen, welche kaum Wünsche offen lässt…
Was ist „Affinity Photo“?
Affinity Photo ist ein Pendant zu Photoshop, wobei ich hier in meinem Fall (glücklich grinsend) die Software auch als „vollkommenen Photoshop Ersatz“ bezeichnen kann. Serif hat dieses Programm nativ am Mac und nur für den Mac entwickelt und liefert damit auch Unterstützung für alle modernen technischen Kniffe, die wir am Mac eben kennen; und das für nur 39,99€ (mit dem Seitenhieb auf Adobe: „We don’t do subscriptions“). Find ich gut. Sehr gut sogar!
Mit Affinity Photo lassen sich nun also alle Foto-Relevanten Bearbeitungen durchführen. Sei das eine einfache Anpassung der Belichtung z.B. mittels Gradationskurven, ein Weißabgleich, eine Rauschreduktion oder auch komplexere Aufgaben wir Verflüssigen oder auch das Arbeiten mit Ebenen und Einstellebenen usw. usf. Dabei agiert die Software ausgesprochen flott und bietet sowohl Funktionen für Profis, auch was z.B. die Auswahlwerkzeuge angeht, als auch praktische „Automatik-Buttons“ um z.B. mal schnell einen Weiß- oder Farbausgleich herbeizuführen. Wunderbar sind hier die sich stark mit Photoshop deckenden Tastenkürzel. Jeder, der auf Tastenkürzel setzt, wird sofort begeistert sein, zudem können ALLE Bereiche von Affinity Photo mit beliebigen Tastenkürzeln versehen werden.
Installation
Affinity Photo gibt’s im Mac Appstore für 39,99€; entsprechend müssen sich Nutzer auch nicht um Installation, Wartung oder Updates Sorgen.
Erfreulich ist zudem, dass über Serifs Homepage die Software auch gratis ausprobiert werden kann. Hinsichtlich der nach wie vor noch fehlenden „Testmöglichkeit“ über den Appstore ein ausgesprochen positiver Aspekt!
Wie ist die App aufgebaut?
Grundsätzlich dürfte Affinity Photo jedem Photoshop Nutzer sofort vertraut vorkommen. Am linken Rand finden wir die Werkzeuge und am rechten Rand diverse Einstellungen wie z.B. Ebenen, Histogramme oder auch das Protokoll. Einstellmöglichkeiten zu Werkzeugen gehen in separaten Fenstern auf. Links oben im Fenster finden wir die Umschaltmöglichkeit der sogenannten „Personas“. Affinity Photo nennt verschiedene „Arbeitsbereiche“ Personas. So gibt es eine zum Entwickeln von RAW-Fotos, eine für die klassische Bildbearbeitung oder auch eine die sich ganz dem „Verflüssigen“ verschrieben hat. Den Abschluß macht dann noch die „Export“ Persona, die, wie der Name schon sagt, dem Export der Bildkreation dient.
Wird ein RAW Foto geöffnet, so landet man natürlich in der Persona zum Entwickeln des RAW Bildes, öffnet man z.B. ein JPG Bild, so landet man in der Persona die der eigentlichen Bildbearbeitung dient. Natürlich kann auch jederzeit zwischen den einzelnen Bereichen umgeschaltet werden.
Wichtig ist aber auch zu erwähnen, dass Affinity Photo keinerlei Möglichkeit zur Bildverwaltung bietet. Natürlich aber kann direkt aus z.B. Adobes Lightroom heraus auch Affinity Photo als externer Editor bemüht werden (so verwende ich es). Apples Photos App scheint leider derzeit noch keine direkte Integration mit Affinity Photo (bzw. anderen Editoren) zu bieten, das ist schade, wäre Affinity Photo doch ein perfekter Editor.
Integration mit Photoshop, Lightroom & Apple Photos
Affinity Photo liest klaglos Photoshop Dateien. Freilich habe ich hier nur CS5 Dateien als Referenz – meine Vorlagen, welche ich z.B. auch hier im Blog verwende, wurden aber, mit kleinen Ausreißern bei alten Schriftarten, perfekt geöffnet und konnten ohne Verluste im Affinity eigenen Format gespeichert werden.
Wird Affinity als externer Editor für Lightroom vermerkt, so funktioniert auch hier das Interagieren zwischen den beiden Apps anstandslos, in Lightroom verwaltete Fotos können mit Affinity einwandfrei bearbeitet werden und werden dann auch wieder korrekt im Lightroom Katalog gesichert.
Im Alltag
Wer neu bei der Bildbearbeitung ist sollte sich unbedingt die vielen Tutorial Videos ansehen. Leider muss man einfach eine ganze Menge an Fachbegriffen kennen um alles zu verstehen. Hier hilft nur, stetig zu lernen. Wer hingegen mit z.B. Aperture oder Photoshop (Elements) oder auch Lightroom vertraut ist, dürfte keinerlei Probleme haben, zu Affinity Photo zu wechseln. Viele Tastenkürzel, wie bereits erwähnt, decken sich sogar mit Photoshop und machen damit den Umgang im Alltag sehr einfach.
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Persönlich gefällt mir vor allem das hervorragende Auswahlwerkzeug; mit Affinity Photo ist selbst eine komplexe Auswahl von z.B. feinen Ästen vor blauem Himmel wie im Bild unten oder auch das Freistellen von Haaren sehr einfach (hoch auflösendes Bildmaterial natürlich immer vorausgesetzt, versteht sich). Man muss vor allem immer bedenken, dass wir hier von einer Software um gerade mal 40€ sprechen! Wahnsinn!
Tutorial Videos
Fazit
Wie lange hatte ich mich über Adobes Update Politik bzw. das Abo-Konzept aufgeregt ohne akzeptablen Ersatz zu haben. Mit Pixelmator wurde ich leider nie wirklich warm, so blieb es bei Photoshop CS5. Kein retina, keine Updates (mehr), weit und breit nicht all die neuen, tollen Funktionen. Rückblickend bin ich froh, Adobe nach CS5 kein Geld mehr in den gierigen Rachen geworfen zu haben (mit der Ausnahme von Lightroom, das nach wie vor auch als Standalone-Version verfügbar ist). Mit Serifs Affinity Photo gibt es hervorragenden Ersatz für Photoshop zu fairem Preis, ganz ohne Abo und Verpflichtungen und mit hervorragenden Funktionen, toller Geschwindigkeit und nativer Mac Entwicklung. Großartig.
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Fragen? Schießt los, einfach in den Kommentaren posten und ich werde versuchen, euch die Antworten zu liefern!
Hallo,
ich würde gerne wissen, ob man damit echte schwarzweiß Bilder in Farbbilder umwandeln kann, ohne dass sie angemalt aussehen. Das ist mein Hauptanliegen in der Bildbearbeitung.
Ich bin Anfänger auf dem Gebiet, daher frage ich mich, ob dieses Affintiy einfacher zu handhaben ist als Gimp. Damit komme ich gar nicht klar.
Danke für hilfreiche Antworten.
Hallo Holger,
für mich ein sehr interessanter Bericht, stehe ich doch gerade auf dem Schlauch, weil ich mir meinen Imac habe aufrüsten lassen, und mein geliebtes PS CS2 will er jetzt nicht mehr.
Mir reichte CS2 völlig, habe allerdings auch schon mit CS6 gearbeitet. Aber egal, was mir persönlich sehr wichtig war, sind diese Ebenenstile – über das Doppelklicken auf der einzelnen Ebene zu erreichen (Schlagschatten, Konturen, Überlagerungen, etc.), hat das AP auch? Ich habe ebenfalls wenig Lust in so eine Knechtschaft von Adobe zu geraten. Ich bin diesbzgl. gerne etwas unabhängig.
Ich hatte kurzfristig noch an Gimp gedacht, aber das ist mir wohl doch kein Ersatz. Was für mich eigentlich echt blöd ist, das ich sehr viele abgespeicherte .psd-Dateien habe, die ich wahrscheinlich nur mit PS verwenden kann. Oder Lightroom? Habe ich ebenfalls noch nie verwendet.
Hi Jörg, ein Bild sagt ja bekanntlich mehr als 1000 Worte:
Von Affinity Photo sollte es aber auch eine Demoversion geben, einfach mal laden und Probieren.
Hallo Holger,
ich habe mir AP in der Windows Version 1.5 gerade gekauft (40 €) und erst jetzt dein Review gefunden. Ich muß sagen, ich kann alles unterschreiben was du hier über das Programm gesschrieben hast. Ich habe auch bis Version 6 Photoshop und bis 5.7 Lightroom benutzt aber seit dem Abomodell streike ich. Nun gibts mit AP ein Programm, welches ein sagenhaftes Preis/Leistungsverhältnis bietet. Auch mir gefallen die Freistellmöglichkeiten extrem gut insbesondere im Vergleich mit PS. Aber auch der Reparaturpinsel ist extrem gut zum Retuschieren. Man sieht keine Übergänge. Sicher ist das Programm noch verbesserungswürdig insbesondere die RAW-Entwicklung. Hier hat z.B. Lightroom noch leichte Vorteile. Aber man kann ja AP auch als Plugin unter Lightroom nutzen, habs hier unter LR 5.7 und klappt prima.
Man muß auch bedenken, daß Serif gerade mal 3 Jahre gebraucht hat wofür Adobe 20 Jahre benötigt hat. Ich denke bis zur Version 1.9 werden alle wesentlichen Bugs ausgebügelt sein.
Hallo,
ich bin komplette Neueinsteigerin der Bildbearbeitung, außer der rudimentären Bearbeitung durch Foto von Mac. Hatte bis jetzt auch kein Adobe Photoshop, Lightroom, whatever. Ich arbeitete bis jetzt mit I Mac und habe jetzt noch ein Mac Book Pro (Retina) dazu und möchte in Fotobearbeitung einsteigen. Ist Affinity dafür geeignet ?Brauche ich da ansonsten noch eine andere Software, falls ich Affinity kaufen sollte? Oder kann ich dann auch mit Foto weiterarbeiten? Was wäre denn deine Empfehlung Holger?
Eignet sich Affinity für eine Einsteigerin
Hi Lissi, nun, das ist schwer zu sagen; wenn du Spaß an der Bildbearbeitung hast bzw. daran findest ist Affinity so wie auch Photoshop ein guter „Einstieg“; es ist halt immer so, dass man Dinge, an denen man Spaß hat, „aufsaugt“. Wenn es allerdings zu einem notwendigen Übel ist weil man eben Bilder bearbeiten „muss“ dann wirft man schnell die Flinte ins Korn.
Ich würde dir empfehlen, dir die Tutorials auf der Website des Herstellers anzusehen; da gibt es sehr viele Videos, die wirklich hervorragend die jeweiligen Funktionen erklären. Außerdem kann man, soweit ich mich erinnern kann, auch eine Probeversion laden; so kannst du es dir selbst mal ansehen.
Ich kann Affinity nach wie vor nur empfehlen, es ist hervorragend und ich brauchte nach wie vor kein einziges Mal mehr Photoshop; meines Erachtens führt kein Weg daran vorbei, wenn man ernsthaft Bilder bearbeiten will.
Sollten dir die Videos nicht reichen, so waren bislang immer die Bücher von Galileo meine Favoriten, wenn ich mich mit einer Software genauer befassen wollte.
Am schwierigsten ist es sicherlich, die ganzen Grundbegriffe zu erlernen, wenn man sich damit bislang noch nicht auseinander gesetzt hatte. Bildbearbeitung ist halt auch extrem breit gefächert; da kann man man eben das Ausbessern einer etwas schief gegangenen Belichtung meinen, ebenso aber auch komplexe Bearbeitungen in Photohop mit Fotomontagen…
In jedem Fall: Viel Spaß 🙂
Hallo Holger,
danke für Deinen tollen Beitrag. Eine Frage habe bezüglich der externen Bearbeitung der Fotos von Lightroom zu Affinity. Warum im tiff-Format? Was bringt mir das…?
Ich habe die Möglichkeit gefunden über export von LR auf AY zu machen, hab dann nur das Problem das ich ein neues dng Bild in LR importieren muß, wenn ich mit AY fertig bearbeitet habe.
Mach ich da einen Gedankenfehler…?
Grüße
Harald
Hi Harald, nunja bei mir ist es eher gewöhnung, ich verwende je nach Bedarf das TIFF Format weil ich es als unkomprimiert definieren kann und keinen Qualitätsverlust habe. Bei Handyfotos die ich manchmal extern bearbeiten will, verwende ich natürlich direkt ein JPG. Grundsätzlich aber sollte das bearbeitete Bild dann direkt beim Speichern wieder an LR übergeben werden. Das funktioniert bei mir anstandslos.
Vielen herzlichen Dank.
Hallo Holger,
kannst Du mir bitte sagen ob Affinity Photo auch eine Bilderverwaltung beinhaltet?
Ich möchte auch von Adobe loslassen.
Vielen herzlichen Dank.
Hi Giovanni,
nein, es ist eine reine Bildbearbeitungssoftware. Keinerlei Fotoverwaltung.
Ciao Holger,
vielen, vielen Dank mit dem Tipp zur Integration in Lightroom über ext. Editoren. Ich werde das heute Abend einmal probieren. Damit sind automatisch alle Fragen zur Integration anderer Plugins (bei mir insbesondere NIK und DXO) beantwortet.
Ich persönlich habe mich auch nicht von Adobe in ein Abo zwingen lassen und bin bei CS6 einsam und verlassen stehen geblieben. Man sollte allerdings auch nicht vergessen, Apple hat sich mit der Einstellung von Aperture ebenfalls wenig Freunde gemacht. Wenn man eins und eins zusammenzählt, dann dürfte zumindest finanziell Apple hinter der ganzen Geschichte stehen. Wie sonst kann ein junges Startup 5 Jahre Entwicklungszeit überstehen ?!?!?
Auf Adobe dürften schwere Zeiten zukommen …
Hi Wolfgang, ja das ist eine spannende Sicht der Dinge – Apple hinter dem Startup… Also ob es tatsächlich Apple ist (denn dann hätten sie ja schon im Vorfeld Aperture gar nicht einstampfen müssen) sei dahingestellt, Affinity scheint aber durchaus potente Geldgeber zu haben, da stimme ich dir voll und ganz zu. Hauptsache, wir Nutzer haben eine Alternative zu den leidigen Adobe Abos!
Hi, bin erst vor kurzen über die beiden Tools gestolpert. Sie waren der Grund mein OS endlich von 10.6.8 zu El Capitan zu wechseln. Zuvor fühlte ich mich von Adobe festgenagelt und wollte einfach nix mehr in diese Geier investieren. Da nun ein Ersatz für Photoshop und Illustrator vorhanden ist, wird das ein echtes Fest … und auch noch günstig. Ich möchte gar nicht wissen, was ich an Adobe nur für PS schon gezahlt habe und dann dieser Abo-Mist. Ich seit der PS-Version 2.5.1 bei Adobe zahlender Kunde und bei CS4 war Schluss. Mit AI bin ich recht spät eingestiegen, da ich Freehand bis zum Schluss die Treu hielt. Wenn Serif nun auch noch eine Alternative für InDesign anbietet, kaufe ich deren Aktien 😉
Du sprichst mir aus der Seele! 🙂
Hallo Holger,
ich habe zwar das Programm bin aber manchmal noch etwas orientierungslose ob der Fülle von Befehlen und der Menuführung. Ich bräuchte eigentlich den richtigen Befehl für das „Entzerren“(oder so ähnlich) von Bildern in Fotos, die man leicht schräg und eben frontal und komplett parallel fotografiert hat, im Photoshop brauchte man dafür irgendwann die tatsächlichen Maße des abfotografierten Bildes, damit die Horizontalen und Vertikalen für die Entzerrung stimmen. Könntest Du mir bitte hier weiterhelfen? Wo finde ich diese Bearbeitung bei Affinity Photo? – Das wäre ganz wunderbar!
Grüße
Tobias II
Filter > Verzerren > Perspektive
in der werkzeugfeiste links das vorletzte symbol. ein Gitter. das ist das gitter-entzerrenwerkzeug. Markus Jägers „affinity photo“ buch ist eine gute solide Einführung in die funktionsvielfalt.
@Holger & Gerhard: Vielen Dank für Eure Hinweise und für den Buchtipp. Demnach fallen mit diesem Werkzeug die Angaben zu den Vertikal- und Horizontalmaßen weg. Schön, dass es Experten gibt!
Bin in jedem Punkt Deiner Meinung! Sobald Affinity Publisher – danach hat Ronald gefragt – herauskommt, bin ich Adobe und die hohen Kosten los.
Affinity Designer ist das Pendant zu Adobe Illustrator und kam schon vor Affinity Photo heraus.
Grüße Tobias
Aaaah, stimmt, da war was, du hast natürlich vollkommen recht Tobias! Danke für die Aufklärung! 🙂
habe ich nicht vor einiger Zeit gehört, dass ein indesign Pendant bald rauskommt?
Exakt!
[app 824171161]
Hallo Holger,
Bin ebenfalls ein begeisterter Affinity Photo user. Preis/Leistung sind hier wirklich einzigartig und zwar nicht nur in der Mac-Welt. Erwähnenswert ist noch, dass es seit dem letzten Update auch einige Plugins für Apple Fotos gibt. Fotos ist nach wie vor ein Witz (verglichen mit Aperture), aber immerhin zieht Dank Affinity Photo ein Hauch von Professionalität in Fotos ein.
Viele Grüße Hannes
Hallo Holger und Hannes
Ich komme von Aperture und bin nun definitiv so weit, auf ein anderes Tool zu wechseln. Meine Gedanken gehen in Richtung – Verwaltung der Aufnahmen in Apple Fotos und Bearbeitung durch Affinity Photo. Bei Apple Foto interessiert mich insbesondere das Layout für Bücher.
Meine Frage:
Könnte ich mit den erwähnten Plugins für Foto die Aufnahmen direkt aus Foto heraus mit Affinity Photo bearbeiten und auch wieder in der gleichen Bibliothek abspeichern? (So ähnlich wie Aperture mit der NIK Collection umgeht?)
Vielen Dank im Voraus für eure kurze Antwort
Werner